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Nicht ohne Beruf (German Edition)

Nicht ohne Beruf (German Edition)

Titel: Nicht ohne Beruf (German Edition)
Autoren: Thea Derado
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Inhaltsverzeichnis
     
 
Der Himmel kann noch warten
    Tauziehen
    Erinnerungen einer 91-Jährigen:
    Kindheit in Freiberg (Sachsen)
    Nach Ostern 1920
    Besuch bei den Großeltern
    Schlimme Zeiten
    Unter Fremden
    Welch glücklicher Zufall!
    Adventszeit 2004
    Leipzig
    Erster Verdacht auf ALS
    Röntgenerfahrungen
    Der Zweite Weltkrieg
    Kriegsende
    Besuch aus der Vergangenheit
    Unser Leben in der DDR
    Mach mer nach’m Westen?
    Frühjahr 2005
    Die unter Tränen säen, …!
    Rentner-(un)ruhezeit
    Die Zeit rinnt ...
    92 Jahre!
    Gar manches Herz hat …. 
    Über die Autorin
     
     
             
 
 
 
     
     
     
    Der Himmel kann noch warten!
     
    „Was? Wieso denn ins Krankenhaus?“
    „Ach, Tanja,   sie hat sich heute Mittag ins Schwabinger Krankenhaus eingewiesen.“
    „Wie: Sie hat sich? Ohne Überweisung?“
    „Genau so. Ihre Pumpe spinnt mal wieder. Aber ihr Hausarzt meint, mit dem Herzen würde sie noch uralt werden.“
    „Und da ist sie alleine ..?“
    „Wegen der Atemnot kriegte sie Panik und rief einen Sani-Wagen. Sie wollte nur noch ins Krankenhaus. Du weißt ja, für sie sind Ärzte ‚Götter in Weiß‘. Ich war hier, als sie abgeholt wurde. Der vom Hilfsdienst hat uns noch den letzten Nerv geklaut.
    Als sie weggetragen wurde, hatte ich das Gefühl, nun liegt sie auf einem Fließband und unterliegt einer Automatik, auf die ich keinen Einfluss mehr habe.“
    „War es so schlimm mit unserer Omi?“
    „Ja, schon. Als ich vor drei Wochen von Euch zurück nach München kam und ihr erzählen wollte, dass ihr Enkel Thomas gerade auf einen Kurzbesuch bei dir in Leipzig war, da war sie völlig Matsch. Von einer Ohnmacht hatte sie noch überall blaue Flecke durch den Sturz. Zum Glück ist nichts gebrochen. Sie war auch wieder alleine aufgestanden. Bei einer 86-Jährigen ist das nicht selbstverständlich. Manche bleiben tagelang liegen und dehydrieren.“
    „Das hattest du mir ja am Telefon e rzählt.“
    „Ihr Arzt vermutete Lungenentzündung, verordnete Gammaglobuline, als Stä rkungsmittel ‚Astronauten-Trunk‘ und ans Bett eine Sauerstoffbombe. Die Apothekerin hat alles in die Wohnung bringen lassen. Der Arzt meinte noch, in der Lunge wäre Wasser; also musste sie auch dagegen Tabletten schlucken.“
    „Die Ärmste!“
    „Nichts half! Sie wurde immer schlapper, ihr bekam kein Essen, sie klagte über Enge in der Brust und dass sie wohl die Jahrhundertwende nicht erleben würde.“
    „Das sind ja nur noch paar Monate. Ich habe noch tausend Fragen über ihre Kindheit, ihre Eltern. Los, wir fahren zur Klinik und holen sie raus! Mädels! Auf geht‘s“
    In dem Moment klingelte das Telefon. Unsere Omi, meine Mutti Leni: „Mein Schatz, ich will wieder nach Hause. Hier ist alles schief gelaufen. Statt auf der Kardiologie bin ich in der Magen- Darm-Abteilung gelandet. Ständig werde ich gefragt, ob ich was Unrechtes gegessen habe. Ich habe hundertmal gesagt, dass es das Herz ist. Hier bekommt man zu allem Anderen noch Depressionen. Hol mich bitte hier raus.“
    „Mutti, wir kommen sofort. Ich packe e inen Laborkittel ein, falls mich jemand aufhalten will, Damit komme ich in jede Abteilung. Auch den Schokoladenpudding bring ich wieder, den ich heute Mittag aus deinem Kühlschrank mit zu mir genommen habe. Bis gleich! Welche Station?“
    Vorm Krankenhaus b ietet der Kofferraum ein leckeres Stillleben: Der Schokoladenpudding hat sich über den bis dahin weißen Kittel ergossen. Es geht auch in Zivil zum Krankenzimmer, einem Vierbettzimmer.
    Wie ein Häufchen Elend sitzt Leni startbereit im Mantel auf der Bettkante.
    Auf die Frage nach einem Rollstuhl kommt die wenig einfühlsame Antwort, zuhause würde die Patientin ja schließlich auch laufen.
    Der Weg zum Bad oder zur Küche ist wohl nicht zu vergleichen mit dem langen Korridor zum Lift und zum Ausgang.
    Doch zurückbringen müsse ich den Stuhl.
    Der Jungarzt w eiß sehr wohl, dass ohne Schlüssel kein Weg in den Lift führt. Zum Glück gibt es auch nette Mitarbeiter im Schwabinger Krankenhaus.
    „ Omi, lieber täglich 20 Stunden im Bett als 24 Stunden auf dem Friedhof“, ist Tanjas Aufmunterung, als ihre Omi das rettende Sofa erreicht hat und vier Generationen beieinander sitzen.
    „D as gibt Kuddelmuddel für meine Kinder, wenn sowohl meine Mami als auch deren Mutti beide Omis sind. Wir müssen die Anreden neu verteilen.“
    So mutierte Leni, die Urgroßmutter, zu „Romi“, abgeleitet von Uromi. Deren Tochter Uta wurde für ihre
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