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Sueße Kuesse nur aus Rache

Sueße Kuesse nur aus Rache

Titel: Sueße Kuesse nur aus Rache
Autoren: Julia James
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auch nicht so stark wie jetzt. Die hellen, sehr gepflegten Haare waren im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst, ihr Make-up so zurückhaltend, dass es schien, als hätte sie keines aufgelegt. Zu ihrem maßgeschneiderten, langärmeligen Seidenkleid trug sie schimmernde Perlenohrringe.
    Beinahe hätte er hart und freudlos aufgelacht. Sie so schick, elegant und soigniert zu sehen … Welten lagen zwischen ihrem früheren Aussehen und dem jetzigen. Um genau zu sein fünf Jahre. Fünf lange Jahre, in denen sie sich in die Frau verwandelt hatte, die er nun sah. Eine Illusion.
    Nein, mehr als das. Eine Lüge.
    Sein Schatten fiel auf sie, und sie wandte den Kopf. Für den Bruchteil einer Sekunde stand Schock in ihrem Blick, blankes Entsetzen, dann war dieser Ausdruck wieder verschwunden. Beinahe hätte er sie dafür bewundert, wie schnell sie gleichsam ihr Visier wieder herunterklappte und eine ausdruckslose Miene zur Schau trug, die nichts davon preisgab, ob sie ihn wiedererkannt hatte.
    Doch Bewunderung war nicht das, was er für sie empfinden wollte. Was er für sie empfand, war …
    Etwas anderes. Etwas ganz anderes. Ein Gefühl, das fünf Jahre lang tief in ihm vergraben gewesen war. Verschüttet wie Felsbrocken von glühend heißer Lava, die zu undurchdringlichem Basalt abgekühlt war.
    Bis zu diesem Augenblick.
    Seine Hand glitt in die Brusttasche seines Jacketts. Er zog eine Karte heraus und warf sie auf den Tisch.
    „Ruf mich an.“ Seine Stimme war ausdruckslos, genau wie seine Miene.
    Damit wandte er sich ab und ging davon.
    Noch im Gehen griff er nach seinem Handy und gab nur eine Zahl ein. Sofort wurde sein Anruf entgegengenommen.
    „Die Blonde. Ich will ein vollständiges Dossier über sie, sobald ich heute Abend wieder in meiner Suite bin.“ Er hielt kurz inne. „Und über ihren Liebhaber.“
    Dann steckte er das Handy wieder in die Tasche und ging zu seinem Tisch zurück. Seine Miene war noch immer vollkommen emotionslos.
    „Entschuldigen Sie“, meinte er in galantem Ton zu seinem Gesprächspartner. „Was sagten Sie eben …?“
    „Thea? Was hat das zu bedeuten?“ Giles mit seinem Upperclass-Akzent klang verwirrt.
    Sie hob den Blick von der Visitenkarte, und für einen Moment schien es, als zeigte sich eine Regung auf ihrem Gesicht.
    „Angelos Petrakos.“ Sie hörte zwar, wie Giles den Namen von der Karte ablas, aber seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. Wie aus dem endlosen Vorhof zur Hölle.
    Angelos Petrakos. Der Name wirbelte ihr durch den Kopf. Fünf Jahre. Fünf lange Jahre …
    Sie spürte immer noch, wie tief der Schock saß. Unsichtbar, aber explosiv. Eine zerstörerische Kraft, die sie kaum zu ertragen vermochte. Aber sie musste es, ja, sie musste es ertragen. Es war lebenswichtig. Trotzdem schien der Schock wie eine tödliche Welle über ihr zusammenzuschlagen. Und sie konnte nichts anderes tun, als sich irgendwo festzuhalten, während das Entsetzen sie zu überwältigen suchte.
    Auf den Schock folgte eine andere, genauso verheerende Kraft – Panik. Eine lodernd sengende Hitze in ihrer Brust, die sie zu ersticken drohte. Es kostete sie unendliche Mühe, den Schock und die Panik zu bezwingen und wieder die Kontrolle über sich zu erlangen. Zerbrechlich, hauchdünn wie Papier. Und trotzdem war diese Kontrolle immer da, um alles Bedrohliche zu unterdrücken.
    Ich schaffe es!
    Die Worte kamen aus der Tiefe, herausgeschleudert aus den schäumenden Strudeln in ihrem Kopf. Ein Satz, der ihr nur allzu bekannt war und den sie einst, wie eine Litanei heruntergebetet hatte. Eine Litanei, mit der sie es irgendwie geschafft hatte zu überstehen. Mit der sie wieder Kontrolle erlangt hatte. Und Sicherheit.
    Sie zwang sich dazu, sich auf Giles’ Gesicht zu konzentrieren. Der Mann, der alles präsentierte, wonach sie sich je gesehnt, wonach sie gehungert hatte. Und er war immer noch da, saß ihr gegenüber. Für sie da.
    Alles ist in Ordnung – es ist immer noch alles in Ordnung …
    Mit aller Macht bezwang sie die Panik, die ihre Kehle zuschnürte.
    Giles hatte den Kopf umgewandt und sah der großen Gestalt nach, die das Restaurant durchmaß.
    „Von guten Manieren hat der Kerl wohl noch nichts gehört“, meinte er, ohne seine Missbilligung zu verbergen.
    Thea spürte einen Anflug von Hysterie in sich aufsteigen, der ihre mühsam und verzweifelt beherrschte Haltung zu zerstören suchte.
    Gute Manieren? Angelos Petrakos und gute Manieren? Bei einem Mann, der mich vor fünf langen,
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