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Sueße Kuesse nur aus Rache

Sueße Kuesse nur aus Rache

Titel: Sueße Kuesse nur aus Rache
Autoren: Julia James
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Decke. Draußen vor ihrem Apartment in Covent Garden fuhren zu dieser späten Stunde nur noch wenige Autos vorbei, deren Motorengeräusche gedämpft an ihr Ohr drangen. Schließlich war es weit nach Mitternacht. Doch London schlief nie. Sie kannte diese Stadt, kannte sie wie eine chronische, bösartige Krankheit. Sie hatte fast ihr ganzes Leben hier verbracht. Aber nicht in diesem Teil von London. Welten trennten von dem Stadtteil, den sie von früher kannte. Das London, das sie für immer vergessen wollte … und wohin sie nie wieder zurückkehren würde.
    Und bald wollte sie London verlassen. Sie würde die Stadt nicht vermissen, sondern sich voller Dankbarkeit und Entschiedenheit in den windgepeitschten Mooren Yorkshires einrichten – in ein neues, wundervolles Leben, das sich ihr nun eröffnete. Ein Leben, das ihr für immer Sicherheit bieten würde.
    Doch selbst jetzt, als sie dalag und den gedämpften Verkehrslärm hörte, spürte sie, wie der Schatten über ihre Haut kroch. Ein dunkler, grausamer Schatten. Und eine tiefe, harte Stimme, die aus der Vergangenheit kam.
    Aber die Vergangenheit war vorbei. Sie würde nicht wiederkommen.
    Sie durfte es nicht zulassen.
    Morgens rief Giles sie an. Er wollte sie mit nach Farsdale nehmen, ihr den Verlobungsring präsentieren, ein Familienerbstück und sie seinen Eltern vorstellen. Doch Thea sträubte sich.
    „Du solltest dich zuerst mit ihnen allein treffen, das bist du ihnen schuldig“, erklärte sie. „Ich will keinen Streit heraufbeschwören, das weißt du. Außerdem habe ich heute Morgen sowieso ein Fotoshooting.“
    „Hoffentlich für ein Hochzeitsmagazin“, meinte Giles gut gelaunt. „Damit du dich schon einmal richtig einstimmen kannst.“
    Lachend hängte sie ein. Das quälende Unbehagen, das sie nachts kaum hatte schlafen lassen, war mit der Helligkeit des Tages verflogen. Ihr war leicht ums Herz, als würde Champagner in ihren Adern prickeln.
    Die Vergangenheit lag weit hinter ihr. Endgültig. Und sie würde sich ganz sicher nicht wiederholen. Nie wieder. Das würde sie nicht zulassen. Und es hatte wirklich nicht das Geringste zu bedeuten, dass in der vergangenen Nacht ein Gespenst aus der Vergangenheit aus seinem verfluchten Grab wiederauferstanden war.
    Er kann nichts tun  – gar nichts! Er ist machtlos! Was soll’s, wenn er in London ist? Mich erkannt hat? Ich sollte froh sein  – triumphieren! Denn wie bitter muss es für ihn sein zu erkennen, wie weit ich gekommen bin, trotz allem, was er mir angetan hat …
    Absichtlich wählte sie diese starken, trotzigen Worte, um sich Mut zu machen. Sie wollte sich damit Kraft verleihen und Entschlossenheit. So, wie sie es immer getan hatte. Etwas anderes war ihr nie übrig geblieben … Sie hatte sich wieder aufgerappelt, nachdem sie zurück in den Abgrund gestoßen worden war.
    Von einem Mann.
    Jenem Mann, der gestern Abend plötzlich wie ein Gespenst vor ihr stand. Aber die Vergangenheit war vorbei. Sie lebte jetzt für die Zukunft. Eine Zukunft, nach der sie sich ihr ganzes Leben lang gesehnt hatte. Angelos Petrakos konnte ihr nichts anhaben.
    Nie wieder.
    Angelos saß an seinem ausladenden Mahagonischreibtisch und klopfte nachdenklich mit den Fingern auf die Platte. Seine Miene wirkte ausdruckslos, sein dunkler Blick verhangen.
    Ihm gegenüber hatte seine persönliche Assistentin Platz genommen, eine Engländerin. Da er nur selten nach London kam, konnte sie nun die Gelegenheit nutzen, ihn in seiner ganzen Größe von mehr als einem Meter achtzig verstohlen zu betrachten. Breite Schultern und schmale Hüften in einem maßgeschneiderten Anzug, markante, äußerst männliche Züge. Das Reizvollste waren seine dunklen, verhangenen Augen, die nichts preisgaben, ihr jedoch ein Prickeln durch den Körper jagten. Was dieses Prickeln bedeutete, darüber wollte sie lieber nicht weiter nachdenken. Auch nicht darüber, wie er seinen Mund so verzog, dass er gleichzeitig barsch und trotzdem sinnlich wirkte.
    „Und Sie sind sicher, dass gestern keine weiteren Anrufe eingegangen sind, als ich in Dublin war?“
    Seine Assistentin zuckte innerlich zusammen und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Arbeit. „Ja, ich bin sicher. Nur jene, die ich notiert habe.“
    Sie sah, wie er den Mund zu einer schmalen Linie zusammenpresste. Offensichtlich hatte er einen Anruf erwartet, der jedoch nicht erfolgt war. Sie spürte einen Anflug von Mitleid mit dieser Person, die nicht angerufen hatte, obwohl sie es offenbar
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