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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe
Autoren: Jane Feather
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Die letzten Schritte bis zum Haus und die Treppe hinauf legten sie in einem Schweigen zurück, das Aurelia als unbehaglich empfand. Gleichzeitig hatte sie den Eindruck, dass es ihrer Begleitung anders erging. Der Mann strahlte großes Selbstvertrauen aus und schien vollkommen beherrscht.
    Aurelia zog die behandschuhte Hand aus dem Muff und den Schlüssel aus ihrem Retikül. Die Hauseigentümer, Prinz und Prinzessin Prokov, hatten sich auf den Weg des geringsten Widerstands geeinigt, was den alten Morecombe betraf. Man konnte sich nicht darauf verlassen, dass er den Türklopfer hörte; selbst wenn es der Fall war, war er so langsam auf den Beinen, dass mancher Besucher es schon fast aufgegeben hatte, bis die Tür endlich geöffnet wurde. Inzwischen war ein modernes Schloss eingebaut worden. Wenn der ältliche Diener - und nicht der äußerst flinke Boris - seinen Dienst an der Tür versah, benutzten die Bewohner des Hauses ihre eigenen Schlüssel.
    Sie öffnete die Tür, trat ein und bat ihre Begleitung, ihr zu folgen.
    In Filzpantinen schlurfte Morecombe aus der Küche in die Halle und starrte das Paar aus seinen kurzsichtigen Augen an. »Ach, Sie sind's«, verkündete er.
    »Ja, Morecombe. Und ich habe Besuch mitgebracht«, erklärte Aurelia geduldig. »Wir werden ins Empfangszimmer gehen.« Sie ging in den seitlich gelegenen, großen und wunderschön möblierten Salon. »Sie müssen Morecombe sein exzentrisches Benehmen vergeben, Sir Greville«, bat sie, »er arbeitet hier schon seit sehr vielen Jahren als Diener.« Sie legte den Muff ab und zog sich die Handschuhe aus.
    »Bitte setzen Sie sich doch, Sir.«
    Der Colonel nahm den Hut ab und ließ den Blick anerkennend durch den hübschen Salon schweifen. Beim Porträt über dem Kamin hielt er inne. Eine sehr schöne Frau in voller Hofkleidung schaute von der Leinwand herab; ihre erschreckend blauen Augen schienen den Menschen im Raum zu folgen. »Eine Verwandte?«, fragte er und strich wie abwesend über die Hutkrempe.
    »Nicht aus meiner Familie«, erwiderte Aurelia, »es ist eine enge Verwandte von Prinz Prokov. Das Haus gehört ihm und seiner Frau, mit der ich seit langen Jahren sehr eng befreundet bin. Ich halte mich hier im Haus auf, während sie mit ihrer Dienerschaft für ein paar Monate auf dem Lande weilt. Die Prinzessin erwartet ihre Niederkunft.«
    »In der Tat, ich habe mich gefragt, wie es kommt, dass Sie hier wohnen«, bemerkte der Mann und musterte sie mit dunklem und undurchdringlichem Blick.
    Aurelia fühlte sich plötzlich unbehaglich. Warum, um alles in der Welt, sollte er sich überhaupt Gedanken über sie machen? Wer war er? Irgendwie vermittelte er den Eindruck, als wüsste er über Dinge Bescheid, die ihn eigentlich gar nichts angingen. Sie hatte das merkwürdige Gefühl, dass er sie mit seinem Blick taxieren wollte, irgendwelche Vergleiche anstellte, vielleicht mit einem Bild oder einer Vorstellung, die er sich bereits gemacht hatte. Von einer Sekunde auf die andere wollte sie, dass er das Haus verließ.
    »Ich bitte um Vergebung, Colonel … Es war angenehm, Ihre Bekanntschaft zu machen. Aber ich fürchte, dass ich in einer Stunde eine andere Verabredung habe und mir noch ein anderes Kleid anziehen muss«, erklärte Aurelia, machte einen Schritt zur Tür und gestikulierte in seine Richtung.
    »Verstehe, Ma'am. Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Aber leider ist es mir noch nicht gelungen, Ihnen mein Anliegen zu erläutern.« Er verharrte regungslos an seinem Platz am Kamin.
    Aurelias Nasenflügel bebten, als der Ärger in ihr aufkeimte. Aber sie ließ sich ihren Unmut nicht anmerken, sondern drehte sich zu ihm um, obwohl sie schon bei der Tür angekommen war. »In der Tat, Sir?« Die braunen Augen hatten ihre natürliche Wärme verloren, als sie die hellen Brauen hochzog.
    Es blitzte weiß in seinem sonnengebräunten, schmalen Gesicht, als der Mann lächelte. Seine dunkelgrauen Augen versteckten sich unter dichten, geraden Brauen; seine Wimpern waren so lang und üppig, wie Aurelia es noch nie gesehen hatte, nicht bei einer Frau und erst recht nicht bei einem Mann. Aber abgesehen von der Partie um die Augen, war er keine besonders attraktive Erscheinung. Er machte einen angeschlagenen Eindruck. Der Mann sieht aus, überlegte Aurelia, als hätte er schon manche Schlacht geschlagen; ganz offensichtlich will er dem Schicksal trotzdem die Stirn bieten.
    Während sie über ihn nachdachte, bemerkte sie, dass sie ihrem Besuch in diesen Sekunden
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