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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe
Autoren: Jane Feather
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den gewöhnlichen Bahnen dahingetrottet und hätte dies wohl weiterhin getan bis ans Ende ihres Lebens.
    Sie zögerte nicht länger, den Brief zu öffnen. Er war mit Wachs versiegelt, das den Abdruck von Fredericks Ring trug, den sie immer noch in der Hand hielt. Ungeduldig schlitzte sie den Brief mit dem Fingernagel auf und entfaltete das Papier. Ihr schwirrte der Kopf, und ihr Blick verschwamm, als sie auf das Blatt schaute, auf dem die vertraute Handschrift Zeile für Zeile dahinfloss. Plötzlich wurde ihr der Mund trocken, und sie schluckte mehrmals. Es war, als ob Frederick sich im Zimmer aufhielt, als ob sie seine lächelnden grünen Augen sehen konnte, seinen vollen Mund, seinen großen Körper. Er hatte nie perfekt gepflegt ausgesehen; an seinem Aufzug war immer irgendetwas schief gewesen. Aber er hatte nur gelacht, wenn sie ihn darauf angesprochen hatte. In diesem Moment konnte sie das Lachen hören, ein leichtes, fröhliches Gelächter, das ein wenig herablassend klang und ihr zu verstehen geben wollte, dass er über wichtigere Dinge nachzudenken hatte als über sein Äußeres.
    Jetzt war ihr klar, was es mit diesen wichtigeren Dingen auf sich hatte. Nein, es waren keine Grundstücksgeschäfte gewesen, keine Jagden oder andere Belanglosigkeiten, mit denen sich die Landadligen üblicherweise die Zeit vertrieben. Es waren gefährliche Geheimnisse. Geheimnisse, die seinen Tod herbeigeführt hatten. Und jetzt hielt sie seine Worte in ihrer Hand, Worte der Wahrheit, die aus dem Grab heraus zu ihr sprachen.
    Meine liebste Ellie …
    Aurelia erschrak, als sie in der Halle Kindergeräusche hörte. Hastig faltete sie den Brief zusammen, versteckte ihn in der Tasche ihres Rockes. Franny kehrte von ihrem Schultag zurück, den sie mit Stevie Dagenham im Haus der Bonhams in der Mount Street verbracht hatte. Aurelia und Cornelia hatten beschlossen, dass es sinnvoll war, die beiden Kinder von einem Kindermädchen betreuen zu lassen, bis Stevie ins Internat geschickt wurde. Der Junge war sieben Jahre alt, und Cornelia kämpfte mit seinem Großvater, dem Earl of Markby darum, ihn zu Hause behalten zu dürfen, bis er mindestens zehn Jahre alt war. Stevies Stiefvater stand ihr zur Seite, und Cornelia gab die Hoffnung nicht auf, weil Harry es geschafft hatte, den Earl of Markby für sich einzunehmen. Das gemeinsame Kindermädchen war ein Arrangement, das den Kindern und den Müttern zugutekam, denn so konnten die beiden Haushalte in enger Verbindung bleiben.
    »Morecombe … Morecombe … Wo ist Mama? Ich muss ihr was zeigen.« Frannys beharrliche Stimme riss Aurelia in die Gegenwart zurück. Der Brief konnte warten. Schließlich hatte sie während ihrer gesamten Ehe und drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes auf die Wahrheit warten müssen, sodass es auf eine Stunde mehr oder weniger nicht mehr ankam. Sie bemühte sich um Fassung, zauberte ein Lächeln auf die Lippen und eilte zur Tür des Salons.
    »Ich bin hier, Franny. Hattest du einen schönen Tag?«
    »Oh, es ist so viel passiert, Mama. Wir haben uns die Löwen auf dem Jahrmarkt in der Nähe der Börse angesehen, am großen Exchange , sie haben gebrüllt und gebrüllt und gebrüllt. Ich glaube, Stevie hatte ein wenig Angst … aber ich nicht … nein, nicht ein bisschen.« Das kleine Mädchen rannte zu seiner Mutter. Die Worte quollen ihr förmlich aus dem Mund. »Ich habe ein Bild von den Löwen gemalt … guck mal … Sie hatten überall Haare. Miss Ali-son hat gesagt, die Haare beim Löwen heißen Mähne …«
    Aurelia bewunderte das Bild, hörte genau zu, als ihre Tochter ihr minutiös erklärte, wie sie den Tag verbracht hatte, gab sich im passenden Augenblick erstaunt oder erfreut und drängte das Kind sanft in Richtung Kinderzimmer.
    Während des Abendessens blieb sie bei Franny, setzte sich an den Kamin, solange das Kindermädchen Daisy das kleine Mädchen badete, und lauschte dem endlosen Geplapper. Nicht zum ersten Mal hatte sie den Eindruck, dass Frannys Redefluss nicht zu bremsen war, und auch Frederick war verwundert gewesen, wie schnell seine Tochter zu sprechen gelernt hatte …
    Frederick. Der Brief rieb an ihrem Schenkel, als sie sich unwillkürlich bewegte. Später … später würde sie genügend Zeit haben.
    »Welche Geschichte soll ich dir heute Abend vorlesen, meine Liebe?«, fragte Aurelia fröhlich und zog ihre Tochter, die sich ein Handtuch um den Körper geschlungen hatte, zu sich auf den Schoß.

2
    Greville Falconer verließ das Haus am
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