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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe
Autoren: Jane Feather
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Cavendish Square und eilte in Richtung Horseguards Parade, wo sich das Kriegsministerium befand. Das Dokument hatte er sicher in seiner Manteltasche verstaut. Er hatte es nicht nötig, das Schreiben zu lesen. Schließlich wusste er, was es enthielt; trotzdem drängte es ihn, die Karte zu kopieren. Frederick Farnhams kartografische Fähigkeiten überstiegen seine bei Weitem, und die Karte, die den größten Teil des Dokuments ausmachte, war viel zu detailliert gezeichnet, als dass Greville sie aus dem Gedächtnis hätte reproduzieren können. Frederick dagegen wäre ohne Weiteres dazu in der Lage gewesen.
    Einmal mehr wurde ihm schmerzhaft bewusst, wie schwer der Verlust wog. Frederick war sein Freund gewesen. Als sein Schüler war er äußerst klug gewesen und hatte die Feinheiten der Spionagetätigkeit rascher begriffen als die anderen, hatte das intellektuelle Vergnügen seines Meisters an der verborgenen Welt der Täuschungen und Manipulationen geteilt und war den Gefahren mutig begegnet. Und als Kollege hätte Greville ihm sein Leben anvertraut.
    Er würde Fredericks Tod immer betrauern, würde sich immer fragen, ob er ihn hätte retten können, wenn er mit seinem Säbel einen anderen Hieb gewagt oder sich für einen anderen Weg auf ihrer überstürzten Flucht durch die Gassen Corunnas zum Hafen hinunter entschieden hätte. Sein Verstand sagte ihm, dass es keinen Unterschied gemacht hätte. Der Feind lauerte in jeder Straße, und sie waren, hoffnungslos in Unterzahl, aus dem Hinterhalt überfallen worden. Frederick war schnell gestorben, mit einem einzigen Säbelstich direkt ins Herz. Der junge Fähnrich hatte das Dokument an sich gerissen und zum Hafen gebracht, während Greville die Verfolgung aufgenommen hatte. Zwei der Männer, die Frederick überfallen hatten, hatten ihren Preis gezahlt. Außerdem waren die Karte und die lebenswichtigen Informationen außer Landes gebracht worden. Frederick war nicht vergeblich gestorben.
    Greville gab sich dem Wachtposten am Pförtnerhäuschen zu erkennen und betrat den äußeren Hof des Kriegsministeriums, legte den Weg zum schmalen Torbogen in der rechten Ecke des Hofs zurück und stieg die geschwungene Steintreppe hinauf. Kurz darauf betrat er den Korridor mit verrußten zweiflügeligen Fenstern an den Seiten, die kaum Licht hereinließen.
    »Falconer, nicht wahr?«
    Er wirbelte herum, als er die Stimme hörte, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Gerade eben war ein Mann aus der Tür hinter ihm getreten. Die grünen Augen blickten müde, der gestärkte Kragen hing schlaff herab, er trug keinen Mantel, und die oberen Knöpfe seines Hemdes waren aufgeknöpft.
    »Bonham.« Greville streckte die Hand aus. »Rätseln Sie immer noch an Ihren Hieroglyphen herum?«
    »Immer noch«, bestätigte Harry und schüttelte Greville freundlich die Hand. »Ich glaube, ich habe seit drei Tagen kein Sonnenlicht mehr gesehen.« Mit scharfem Blick musterte er den Colonel. »Dann sind Sie der Hölle von Corunna also entkommen?«
    Greville erwiderte leise: »Als einer von wenigen.«
    Harry nickte schweigend. Die beiden Männer kannten sich nur flüchtig, wussten nur ungefähr, mit welchen Angelegenheiten der andere sich beschäftigte. Aber sie waren beide in diesen schäbigen Korridoren des Kriegsministeriums zu Hause. Und sie teilten dieselbe Lust an der dunklen Unterwelt des Krieges, an geheimen Manövern, an Verschwörungen und der fiebrigen Aufregung über einen Triumph, der nur den Kollegen in der Unterwelt mitgeteilt werden durfte.
    »Sind Sie auf dem Weg zu Ihrem Vorgesetzten?«, fragte Bonham beiläufig. Es gehörte zu den ungeschriebenen Gesetzen ihrer Welt, dass kein Mann den anderen zu eindringlich über dessen Geschäfte aushorchte.
    »Ich melde mich zurück«, erwiderte Greville, »bin erst heute Vormittag wieder in London eingetroffen.«
    »Ich werde in der St. James Street nach Ihnen Ausschau halten, wenn Sie eine Weile in der Stadt bleiben«, versprach Harry, »vorausgesetzt, ich komme jemals wieder hier heraus.« Er verabschiedete sich mit erhobener Hand und eilte den Korridor in entgegengesetzter Richtung hinunter.
    Greville ging zu einer Tür, die zu einer Reihe Büros am Ende des langen, dämmrigen Korridors führte, der nach Staub und Mäusen roch. Die Tür war nur leicht angelehnt, und er klopfte leise, bevor er sie aufstieß.
    Der Mann am Schreibtisch aus massivem Eichenholz erhob sich, als er seinen Besucher erblickte. »Greville … Ich bin froh, Sie wohlauf zu sehen.«
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