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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe
Autoren: Jane Feather
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freundlich, »aber die Vorstellung, einen entwaffneten und verwundeten Gegner zu töten, war mir immer widerwärtig. Nun, Gentlemen, heute ist Ihr Glückstag.«
    Er steckte den Säbel zurück in die Scheide, ließ die blutverschmierten Tücher auf den Boden neben ihre bewusstlosen Besitzer fallen und machte sich mit beschwingtem Schritt auf den Weg zum Hafen. Denn er hatte seine Schlacht geschlagen.
    Solange er auf dem Weg zu den Schiffen jede weitere Begegnung mit Franzosen vermeiden konnte, hätte er sie sogar gewonnen … diese eine Schlacht jedenfalls.

1
    London, im März 1809
    Instinktiv beschleunigte Aurelia Farnham ihren Schritt, als sie von der Wigmore Street auf den Cavendish Square einbog. Die Schritte hinter ihr beschleunigten sich ebenfalls. Ihr Herz schlug schneller. Konnte es sein, dass er ihr folgte? Oder besser: Wer folgte ihr?
    Sie ging absichtlich langsamer. Die Schritte passten sich an. Es war später Nachmittag, und die Sonne versank hinter den Dächern und Schornsteinen der Stadt. Aber es würde noch etwas dauern, bis die Dunkelheit hereinbrach. Überall waren Leute unterwegs. Das galt jedenfalls für die geschäftigen Straßen, die sie gerade verlassen hatte. Auf dem Square dagegen war es ziemlich ruhig. In seiner Mitte lag ein großer, umzäunter Garten, aber kein Lärm spielender Kinder drang an ihr Ohr.
    Aurelias dunkle Vorahnung wich dem Ärger. Schließlich war sie hier zu Hause. Und wenn ein Mensch sich zwanzig Schritte vor seiner Haustür nicht mehr sicher fühlen konnte, dann war etwas ernsthaft faul im Staate Dänemark.
    Abrupt blieb sie stehen und wirbelte herum. Der Mann hinter ihr stoppte ebenfalls. Er zog den hohen Hut vom Kopf und verbeugte sich.
    »Lady Farnham?«, fragte er.
    Aurelia nickte kaum merklich. »Kennen wir uns, Sir?« Es war nichts an seiner Erscheinung, was sie beunruhigte. Er war tadellos gekleidet, trug nichts Bedrohlicheres an sich als einen schlanken Spazierstock mit silbernem Knauf.
    »Unglücklicherweise sind wir noch nicht offiziell vorgestellt worden, Ma'am«, erwiderte er und setzte den Hut wieder auf. »Vor einer Stunde habe ich meine Karte bei Ihnen im Hause abgegeben. Aber …« Er runzelte die Stirn. »Bitte verzeihen Sie, aber ich habe wenig Vertrauen, dass sie auch tatsächlich in Ihre Hände gelangt ist. Der … äh … Diener, dem ich die Karte überreicht habe, schien erst gänzlich abgeneigt, sie entgegenzunehmen. Er hat sie nur mit größtem Widerwillen akzeptiert. Ich dachte, ich sollte besser zurückkehren und mein Glück noch einmal versuchen.«
    »Ah, bestimmt war es Morecombe«, erwiderte Aurelia und machte ein Geräusch, das entfernt an einen Seufzer erinnerte. »Sein Benehmen mag ein wenig abweisend wirken, Sir, aber ich kann Ihnen versichern, dass er äußerst zuverlässig arbeitet.« Fragend musterte sie den Mann. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    Wieder verbeugte er sich leicht. »Colonel Sir Greville Falconer, stets zu Diensten, Ma'am. Bitte verzeihen Sie, dass ich mich so zwanglos vorstelle. Aber ich war ein Freund Ihres Ehemannes.«
    »Fredericks Freund?« Aurelia schaute ihn erstaunt an. Ihr Ehemann, der First Lieutenant Lord Frederick Farnham, war vor mehr als drei Jahren in der Schlacht am Trafalgar ums Leben gekommen. Er ist viel jünger gewesen als dieser Colonel, überlegte sie. Neben Sir Greville fühlte sie sich wie auf Zwergengröße geschrumpft. Er überragte sie weit, und die breiten Schultern passten wie angegossen in den ausgezeichnet geschneiderten Mantel. So weit sie es hatte sehen können, trug er kurzes, dunkles Haar, das an den Schläfen graue Strähnen aufwies. Außerdem strahlte er jene unmissverständliche Selbstsicherheit aus, die mit der Autorität und der Erfahrung höherer Lebensjahre oftmals ganz natürlich einherging.
    »Ja, ein Freund von Frederick«, stimmte er zu. Der Märzwind zerrte an seinem Hut. Hastig hielt er ihn fest und ließ den Blick verwirrt über den zugigen Square schweifen.
    Aurelia mahnte sich zur Höflichkeit, obwohl sie gegenüber einem Fremden, der sie auf offener Straße angesprochen hatte, zu nichts verpflichtet war. Aber schließlich war er Fredericks Freund gewesen, und deshalb schuldete sie ihm mehr als ein kurzes Gespräch auf der Straße. »Würden Sie mir die Freude machen, mich ins Haus zu begleiten, Sir?«
    »Vielen Dank, Ma'am.« Er bot ihr den Arm. Aurelia akzeptierte mit einem unverbindlichen Lächeln, steckte die Hände aber sofort in ihren wärmenden Muff.
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