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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe
Autoren: Jane Feather
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unversehens gestattet hatte, die Lage wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Sie hätte ihn entschiedener zum Aufbruch drängen sollen. Stattdessen hatte sie ihn viel zu eindringlich gemustert, als es für eine beiläufige und desinteressierte Beobachtung nötig gewesen wäre.
    Er legte Hut und Spazierstock auf den Konsolentisch an der Wand, zog sich die Handschuhe aus und hatte die Brauen hochgezogen. »Ich hatte erwartet, Sie auf dem Lande zu finden. Auf Farnham Manor«, erklärte er. Aurelias Ärger wuchs, als sie in seinen Worten eine leichte Irritation zu bemerken glaubte.
    »Wirklich?«, entgegnete sie betont arrogant und gelangweilt. »Ich wünschte, Sie würden mir erklären, Sir Greville, warum Sie sich solche Mühe machen, mich aufzusuchen. Mein Ehemann ist vor mehr als drei Jahren verstorben. Es ist ein wenig spät für einen Kondolenzbesuch.«
    »Bitte nehmen Sie Platz, Lady Farnham.«
    Es war keine Frage und auch keine Aufforderung, sondern eindeutig ein Befehl. Aurelia starrte ihn an. Er wagte es wirklich, ihr Befehle zu erteilen, noch dazu in einem Haus, das in diesen Wochen niemand anderem als ihr gehörte? »Wie darf ich Sie verstehen?«
    »Glauben Sie mir, Ma'am, es wäre besser, wenn Sie sich setzten«, wiederholte er und deutete auf das Sofa.
    »Ich habe nicht die Absicht«, schnappte Aurelia und legte die Hand auf die Stuhllehne, als wollte sie ihre aufrechte Haltung betonen. »Wenn Sie jetzt bitte Ihr Anliegen vortragen, Colonel, und mich dann mit Ihrem Aufbruch beehren wollen.«
    »Ausgezeichnet.« Er nickte verhalten. »Ihr Ehemann, der First Lieutenant Lord Frederick Farnham, war bis zum sechzehnten Januar dieses Jahres am Leben. Er ist in der Schlacht von Corunna getötet worden.«
    »Sie sind verrückt«, platzte Aurelia heraus und krampfte die Finger um die Stuhllehne.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich war Zeuge seines Todes, Lady Farnham.«
    Warum trieb er diesen grausamen Schabernack mit ihr? Aurelia wankte und fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Sie trat ein paar Schritte zur Seite, ließ sich auf das Sofa sinken und starrte ihren Besucher verständnislos an. Ausgeschlossen, seinen Worten einfach keine Beachtung zu schenken. Sein Blick wirkte verständnisvoll und mitfühlend zugleich, und ihr war bewusst, dass er die Wahrheit gesagt hatte, so verrückt es auch klingen mochte. Er besaß die Ausstrahlung eines Mannes, der jederzeit wusste, was als Nächstes passieren würde, und sich gelassen darauf einstellte, was auch immer es war.
    Er ging zur Anrichte, schenkte ein Glas Cognac ein und brachte es ihr. »Trinken Sie.«
    Aurelia nahm das Glas zwischen ihre zitternden Finger und schluckte. Die feurige Flüssigkeit brannte ihr in der Kehle; sie hustete, aber der Cognac wärmte ihr den Magen und holte sie wieder in die Gegenwart zurück. »Ich verstehe nicht«, sagte sie.
    »Ja«, bestätigte er, »wie sollten Sie auch?« Er ging erneut zur Anrichte und schenkte sich selbst ein Glas Port ein. Dann schob er sich einen Stuhl so zurecht, dass er sie anschauen konnte, und setzte sich. »Ich werde es Ihnen erklären, soweit ich in diesem Augenblick dazu in der Lage bin. Trinken Sie den Cognac.«
    Aurelia trank ein wenig vorsichtiger. Sie verspürte den Impuls, ihm zu sagen, dass er kein Recht hatte, sich ohne Einladung an ihrem Portwein zu bedienen. Aber rasch begriff sie den Impuls als hilflosen Versuch, die Situation wieder in den Griff zu bekommen, wenn sie schon nicht mehr kontrollieren konnte, was um sie herum geschah und was als Nächstes auf sie einstürmte.
    »Frederick Farnham hat für mich gearbeitet«, verkündete ihr Besucher und ließ die Flüssigkeit in seinem Glas kreisen.
    »Er war First Lieutenant in der Kriegsmarine«, protestierte Aurelia, »Sie sagten, Sie seien Colonel … in der Marine gibt es diesen Rang nicht.«
    »Richtig«, stimmte er bedächtig zu, »aber manchmal arbeiten die Waffengattungen zusammen.« Seine Zähne blitzten wieder, als er lächelte. »Schließlich dienen wir alle König George.«
    Aurelia starrte auf den Cognac in ihrem Glas. Sie begriff immer noch nicht, und in ihrem Kopf herrschte nichts als ein wirres Durcheinander. Schließlich schaute sie auf. Und als sie wieder das Wort ergriff, sprach sie so ruhig wie möglich und artikulierte jede Silbe so klar, als wollte sie überdeutlich zu verstehen geben, dass sie die Wahrheit sagte. »Ich besitze einen Brief aus dem Kriegsministerium … In diesem Brief werde ich mit größtem Bedauern darüber
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