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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe
Autoren: Jane Feather
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geschlossene Tür und war unschlüssig, ob sie in hysterisches Gelächter ausbrechen oder hemmungslos weinen sollte. Sie konnte einfach nicht glauben, was der Mann ihr erzählt hatte, obwohl sie ohne jeden Schatten eines Zweifels wusste, dass er recht hatte. Der Ring und der ungeöffnete Brief in ihrer Hand sprachen die nackte, grausame Wahrheit.
    Frederick Farnham ist nicht am 21. Oktober im Jahr des Herrn 180 gestorben, sondern am 16. Januar 1809 in Corunna.
    Aber was hatte das für Cornelias Ehemann Stephen zu bedeuten? Viscount Dagenham war mit Frederick im Hafen von Plymouth im Frühjahr 1805 in See gestochen, und zwar mit einer Fregatte, die zu Admiral Nelsons Flotte stoßen sollte. Cornelia und sie hatten den Schiffen nachgewinkt, hatten ihre Ehemänner zusammen an Bord gesehen. Aurelia hatte als Erste die offizielle Bekanntmachung vom Tode ihres Mannes erhalten; nur wenige Tage später war die gleiche Nachricht bei Cornelia eingetroffen. Aber trotzdem behauptete Colonel Falconer, dass Frederick niemals an der Schlacht bei Trafalgar teilgenommen hatte. Zu der Zeit, als die Seekriege geführt worden waren, hatte er sich in Ulm in Deutschland aufgehalten.
    So angestrengt sie auch grübelte, es wollte ihr nicht einfallen, was im Oktober 1805 in Ulm geschehen war. Hatten die Engländer ihre Finger im Spiel gehabt? Und wenn sie ihre Finger im Spiel hatten, inwiefern waren Colonel Falconer und Frederick Farnham in die Angelegenheit verwickelt?
    Natürlich, die Antwort lag auf der Hand. Wenn die beiden als Spione arbeiteten, dann sammelten sie verdeckt Informationen.
    Aurelia verfolgte die Eroberungszüge des anscheinend endlos dauernden Konflikts mit dem unersättlichen Tyrannen Napoleon, so gut sie konnte. Regelmäßig las sie die Meldungen in der Gazette ; mit großem Interesse lauschte sie den Unterhaltungen der Menschen aus gewöhnlich gut informierten Kreisen, die sich mit Einzelheiten auskannten. Meistens fanden solche Unterhaltungen bei den Bonhams beim Dinner statt, wenn Harry, seine Freunde und die Kollegen aus dem Ministerium versammelt waren.
    Aber die Informationen tröpfelten insgesamt nur spärlich, es sei denn, es ging um die großen Schlachten, die die Engländer geschlagen hatten. Wie zum Beispiel die Schlacht bei Trafalgar, über die in allen Einzelheiten berichtet worden war. Berichte über Moores entsetzlichen Rückzug aus Corunna dagegen schafften es nur mit Mühe in die englischen Zeitungen. Aber was, wenn der Colonel ihr die Wahrheit gesagt hatte? Dann hätte ihr Ehemann dort verdeckt gearbeitet, und sein Tod wäre nicht in den regelmäßig veröffentlichten Listen der getöteten und vermissten Männer gemeldet worden.
    Frederick. Sie betrachtete den ungeöffneten Brief in ihrer Hand, wusste, dass sie ihn öffnen musste, zögerte aber trotzdem. Ihr war klar, dass der Inhalt des Briefs ihr wohlgeordnetes Leben auf den Kopf stellen würde. Am liebsten hätte sie so getan, als hätte es diesen Nachmittag niemals gegeben, und ihn vollständig aus ihrem Gedächtnis gestrichen; am liebsten hätte sie ihr gewohntes Leben mit Franny wieder aufgenommen, mit ihren Freunden und in den Kreisen, in denen sie sich bewegte.
    Mit leerem Blick starrte Aurelia auf den Brief in ihrer Hand. Es war dieses Leben gewesen, das Frederick und sie als Schicksal akzeptiert hatten. Sie hatten sich ruhig und behaglich eingerichtet, es fehlte ihnen an nichts, und mit den heiteren Freuden des Alltags gingen die üblichen Verpflichtungen ihres privilegierten Standes einher. Die Menschen, die sie kannte, lebten alle ein solches Leben, dessen Regeln und Erwartungen sie schon von Geburt an begleiteten.
    Trotzdem hatte Frederick kein solches Leben geführt. Nein, er hatte nur so getan als ob; aber insgeheim war er ein anderer gewesen, jemand, den sie nicht im Geringsten kannte. Und er war bereit gewesen, seine Ehe, die Vaterschaft und die Freundschaften zu opfern, die er sich ein Leben lang aufgebaut hatte. Und seine Frau. Wozu? Um im Untergrund ein Leben als Spion zu führen. Niemand, der ihn kannte und liebte, wusste über ihn Bescheid. Hatte er einen Gedanken an seine Frau und an sein Kind verschwendet, als er seine Entscheidung getroffen hatte? Hatte er vorgehabt, zu ihr zurückzukehren, falls er den Krieg überlebte?
    Aurelia war wütend und fühlte sich verletzt, als sie begriff, wie gründlich ihr Mann sie all die Jahre über getäuscht hatte. Während er sein gefährliches und aufregendes Leben geführt hatte, war sie in
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