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People Always Leave

People Always Leave

Titel: People Always Leave
Autoren: Alec Cedric Xander
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INTERLUDE
     
    I rgendwie ist es doch immer das Gleiche. Diese Tage im November – diese frühe Dunkelheit.
    Ein junger Mann mit längeren braunen Haaren und blauen Augen kam aus einem großen Gebäude und blieb auf der letzten Stufe der Treppe stehen. Der Blick auf die Menschenmenge in der Innenstadt reichte aus, um die Nervosität in ihm zu steigern. Er rieb seine leicht verschwitzten Hände aneinander und schloss für einen Moment die Augen.
    Es sind nur Menschen, versuchte er sich zu beruhigen und betrat, gekleidet in einer engen Jeans, Sneakers und flauschig warmer Jacke, den Bürgersteig.
    „Dann wollen wir mal“, murmelte er. In sich gekehrt machte er sich auf den Heimweg.
    Zum Glück ist heute Freitag. Dann brauche ich mir den Scheiß wenigstens zwei Tage lang nicht antun.
    Er sah sich um – schien fassungslos.
    Schau sich einer diese Menschenmenge an, wie sie alle daherlaufen. Hektik pur. Egal, wo ich hinsehe. Jeder, wirklich jeder, scheint nach der Arbeit noch etwas erledigen zu müssen. Sie gehen einkaufen – kaufen so viel, als ob am Wochenende die Welt untergehen würde. Andere stehen einfach nur herum und unterhalten sich, trinken Alkohol oder pöbeln. Benehmen sich wie die Assis.
    Mit einem verächtlichen Blick auf drei Jugendliche wechselte er schnell die Straßenseite.
    Ehrlich, ich verstehe die Menschen nicht. Manchmal, ja, manchmal, da fühle ich mich nicht einmal mehr meiner eigenen Rasse zugehörig.
    Nach einer Weile bemerkte er die Gesichter, die ihn heimlich und doch offensichtlich beäugten.
    Sie sehen mich an, als sei ich ein Alien. Ihre Worte, leise und doch hörbar …
    Sein Blick schweifte zu einem Obdachlosen, der auf dem Gehweg saß und total verdreckt war.
    Ts, in was für einer Welt lebe ich eigentlich? Es ist eine traurige Realität.
    „Haben Sie etwas Kleingeld?“, bettelte der Mann mit ausgestreckten Händen. Doch mehr als ein kurzer bemitleidenswerter Blick war nicht drin. Er schämte sich zutiefst, der armen Seele nicht helfen zu können. Prompt ging er weiter.
    Menschen auf der ganzen Welt leiden, sterben, nur weil die Mächtigen es so wollen. Sie machen die Bevölkerung krank, verschreiben ihnen Medikamente, die nichts bewirken, außer den langsamen Tod. Es würde mich nicht wundern, wenn bald eine Atmungssteuer oder eine Ich-muss-mal-aufs-Klo-Steuer eingeführt werden würde. Zuzutrauen wäre es diesen Besuchern doch.
    An einer Ampel blieb er stehen.
    Und nun stehe ich hier an dieser verfluchten Ampel, und sie wird einfach nicht grün, dachte er und bemerkte eine alte Dame, die auf der anderen Straßenseite stand. Sie hielt einen Krückstock in der Hand und schien aus der Ferne alles andere als erfreut zu sein.
    Sicherlich wird niemand auf die Idee kommen, ihr zu helfen, auch wenn mindestens zehn Leute um sie stehen.
    Ein Blick nach links. Er wunderte sich, warum ihn ein Herr mittleren Alters die ganze Zeit dämlich anstarrte. Habe ich etwa schon wieder einen Pickel in meinem Gesicht? … Oder noch schlimmer … Ich spreche meine Gedanken laut aus. Mach ich das? Nein, nicht dass ich wüsste … Und er guckt immer noch.
    Spöttisch zog der Fremde eine Augenbraue nach oben, drehte den runden Kopf mit einem infamen Grinsen zur Seite und quasselte irgendetwas vor sich hin.
    Es wurde grün. Der junge Mann schüttelte nur noch den Kopf, als er sah, dass wirklich niemand der alten Dame beim Überqueren der Straße half.
    Wie ich es sagte: Sie geht allein über die Straße. Ob sie es wohl bis zur Mitte schaffen wird?
    Er war überrascht, als er sich umdrehte. Die Frau war gerade noch rechtzeitig auf der anderen Seite angekommen.
    Jemand rempelte ihn an. Unabsichtlich war dies sicherlich nicht gewesen.
    Arschloch, dachte er, als ihn in der Menge erneut jemand anprallte.
    Ich, Nathan, bin schwul und von der Masse der Gesellschaft automatisch ausgeschlossen. Ein Nichts. Ein Unfall. Ein Fehler der Natur. Wie fühle ich mich doch allein … Es ist ein Scheißleben, das ich führe.
    Nathan dachte eine Weile nach, doch er konnte keinen Gedanken richtig fassen. Egal, wo er auch hinsah – an fast jeder Ecke turtelten Verliebte herum.
    Irgendwann, wenn ich mal Glück haben sollte, dann werde ich jemanden kennenlernen und wir verlieben uns ineinander. In meinen Träumen habe ich es gesehen – es mir vorm Einschlafen vorgestellt. Jedes Mal. Auf diesen Moment warte ich allerdings schon, seitdem er fort ist. Aber wenn er mir mal über den Weg laufen sollte, dann wird es sicher eine rosige
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