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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold
Autoren: Carrie Jones
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Die Behörden untersuchen immer noch das mysteriöse Busunglück, bei dem vor Kurzem einige Schüler der Sumner High ums Leben gekommen sind. Die Polizei von Bedford teilte zwischenzeitlich mit, dass ein weiterer Junge vermisst wird, damit erhöht sich die Zahl der Vermissten auf acht
    – NEWS CHANNEL 8
    »Und ich darf mich echt nicht darüber beklagen, dass ich hier bin?«, frage ich, als wir ungefähr eine Stunde zu spät zum Winterball in der Bedford-Highschool ankommen. Damit das Gebäude mehr nach Ball und weniger nach Schule aussieht, ist das Licht in der Eingangshalle gedimmt. Von der Decke baumeln riesige Schneeflocken und Lichterketten. Das soll festlich aussehen, aber sie sind vom jahrelangen Gebrauch ganz schmuddelig. Das Weiß ist inzwischen eine Art schmutziges Gelb, das eher an verfärbte Zähne erinnert als an Schnee.
    Meine hochgewachsene, bezopfte Halbelfenfreundin Cassidy legt den Arm um mich: »Wenn wir uns nicht über deinen neuen Status als Elf beklagen dürfen, dann darfst du dich nicht über den Ball beklagen.«
    Issie stampft den echten Schnee von ihren pink- und goldfarbenen Absätzen und zwitschert: »Eigentlich finde ich schon, dass du dich ein bisschen beklagen darfst, aber nicht …«
    »Nicht über Gebühr?«, schlägt Devyn vor und richtet seinen vogelartigen Körper zu ganzer Größe auf – als ob er mir zeigen wolle, dass er Issie beschützt. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtet er mich dauernd, als könnte ich jede Sekunde angreifen. Das werde ich nicht tun, ich meine, ich glaube wenigstens nicht, dass ich es tun werde.
    »Genau, nicht über Gebühr.« Issie strahlt ihn an. Es ist so süß, wie sie ihn anlächelt und er zurücklächelt, dass es mir einen leichten Stich versetzt. Nick und ich waren früher auch so. Dann ist er gestorben. Auf eine gewisse Art wenigstens. Ein Elfenkönig hat ihn getötet. Er starb in meinen Armen, dann nahm eine Frau mit großen Schwingen ihn mit an einen mystischen Ort, wohin nur Krieger gehen können, die im Kampf gefallen sind. Mir stockt der Atem, wenn ich bloß daran denke – an all das Blut, und wie er dann einfach weg war.
    »Zara?« Cassidys Arm legt sich fester um meine Schultern, während wir weitergehen. Weil sie übernatürliche Kräfte hat und »in meine Seele« schauen kann, ist sie die Einzige, die mir hundertprozentig vertraut – wo ich mir doch nicht einmal selbst hundertprozentig traue. »Alles in Ordnung?«
    Ich nicke. Ich will ihnen nicht den Abend verderben. Aber dann rieche ich es … Dove-Seife, mit dem leicht metallischen Kupfergeruch von Blut. »Hier stimmt was nicht.«
    Issie hakt sich bei mir unter. »Ich weiß, dass Nick dir fehlt, aber wir finden einen Weg, ihn wieder zurückzuholen …«
    Ich schüttle lauschend den Kopf. »Darum geht’s nicht. In der Schule stimmt was nicht. Ich rieche Blut … Blut und Angst.«
    Issie lässt meinen Arm los, als Devyn ebenfalls stehen bleibt: »Ich rieche es auch.«
    Dev und ich schauen uns an und stürmen den Flur hinunter. Über die Schulter rufe ich Issie und Cass zu: »Versteckt euch, alle beide, okay?«
    Wir stürzen in die dunkle, geschmückte Cafeteria. Weiße, weihnachtlich anmutende Tannenbäume spreizen sich entlang der Wände. Hip-Hop-Rhythmen dröhnen. Die Menschen bewegen sich wild, aber sie tanzen, sie rennen nicht um ihr Leben. Devyn und ich bleiben stehen. Wir mustern die Kleider und Anzüge und riechen den Schweiß und das viel zu intensive Parfüm.
    »Siehst du was?«, frage ich.
    Er will gerade verneinen, da zeigt er auf einmal in die dunkelste Ecke, wo künstliche Weihnachtsbäume die Sicht darauf verstellen, was neben den Getränkeautomaten vorgeht: Zwei Mädchen in kuriosen Outfits zerren an einem Jungen, den ich nicht erkenne. Sie ziehen an seiner Krawatte und wollen ihn offenbar durch den Notausgang hinausbugsieren. Er blutet aus der Nase und am Handgelenk. Das ist das Blut, das ich rieche, und obwohl er ziemlich offensichtlich Alkohol getrunken hat, rieche ich auch seine Angst. Sie perlt von ihm ab, als wäre sie aus einem festen Stoff wie eine farbige, gelbe und dunkelbraune Schicht, die ihn umgibt.
    »Dev …«, fange ich an.
    »Ich verwandle mich hier nicht«, unterbricht er mich. »Die Leute sehen mich doch alle.«
    Devyn kann sich als Werwesen in einen Adler verwandeln.
    »Gib mir Rückendeckung.« Ein totaler Rollentausch, denn normalerweise gebe ich den anderen Deckung. Ich bahne mir einen Weg durch die tanzenden Gruppen und Paare, die so in sich
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