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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold
Autoren: Carrie Jones
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Werden wirklich so viele Jungen vermisst? Acht? Das ist ja schrecklich, Is. Wir müssen Nick zurückholen und dem ein Ende machen.«
    Cierra öffnet schwungvoll die Tür, neben ihr Callie, die ihren knallblauen Irokesenschnitt mit Bändern verziert hat. Die beiden grüßen mit einem Lächeln und alle machen sich gegenseitig Komplimente für ihre Outfits. Dann verschwinden die beiden in den Kabinen. Issie beugt sich vor und flüstert: »Was willst du tun? Sollen wir alle nach Hause gehen?«
    Das würde ich gern tun, aber es wäre egoistisch. »Nö, ich möchte sehen, wie ihr beide, du und Dev, tanzt.«
    »Echt?«
    »Ich schwöre«. Ich hebe die Hand zum Pfadfinder-Ehrenwort. »Und wir tun einfach so, als wäre alles normal. Übernatürliche Bedrohungen, die vor dem Notausgang lauern, gibt’s einfach nicht.«
    »Dann üben wir uns also im Leugnen.« Cassidy kratzt sich lächelnd an der Taille.
    »Jep.« Ich strecke die Hand aus und wische ein Mascara-Klümpchen an ihrem Auge weg. »Aber nur, bis der Ball zu Ende ist. Dann treten wir in Aktion.«
    Um uns herum tanzen Menschen. Sie lachen, hopsen herum und amüsieren sich auf diese schmierige, schleimige Art, wie man das eben tut, wenn ein Fest eigentlich total lahm ist, das bemühte Getue es aber fast schon wieder cool macht. An der Wand entlang oder in kleinen Grüppchen stehen die Mädchen, die allein gekommen sind, und taxieren die partnerlosen Jungen. Ich gehöre jetzt auch zu den partnerlosen Mädchen, weil Nick weg ist. Wirklich weg.
    Issie und Devyn gönnen sich eine Tanzpause. Issie legt einen Arm um mich, zieht mich an sich und schreit mir ins Ohr, weil sonst ihre feine Stimme in der wilden Musik untergehen würde: »Er fehlt dir, was?«
    Mein Magen verkrampft sich. »Ja.«
    »Wir finden ihn«, beharrt sie. »Und wir holen ihn zurück.«
    Ich lächle sie halbherzig an und nicke, denn ich muss glauben, was sie sagt. Ich muss glauben, dass Nick in Walhalla noch am Leben ist und dass wir ihn irgendwie hierher zurückbringen können.
    »Wir holen ihn«, schreie ich zurück und versuche, möglichst entschlossen und hoffnungsvoll zu klingen. Meine Lippen streifen Issies baumelnden pinkfarbenen Flamingo-Ohrring. Sie riecht nach Kokosnuss.
    Sie antwortet mit ihrem typischen energischen Kopfnicken: »Genau. Das machen wir!«
    Devyns Augen wandern zwischen uns hin und her. Seine Lippen sind zu einer schmalen Linie zusammengepresst, und ich bin sicher, ich weiß, dass er Zweifel hat.
    In diesem Augenblick wechselt die Musik von laut und geil und hektisch zu langsam und ruhig. Ich stöhne auf. Devyn zieht Issie an sich. Er sieht müde aus von der körperlichen Anstrengung. Ich sehe an den Falten um seine Augen und den angespannten Lippen, wie er seine Schmerzen unterdrückt, damit Issie ihren Spaß hat und sich nicht sorgt. Er kann erst seit Kurzem wieder gehen. Er war bei einem Elfenangriff verletzt worden und gelähmt an einen Rollstuhl gefesselt.
    Cassidy und ich bleiben nebeneinander stehen, während Issie und Devyn sich eng aneinandergeschmiegt hin und her wiegen. Sie sehen beide zerbrechlich aus, als hätten sie Vogelknochen.
    »Sind sie nicht süß«, flüstert Cassidy mir ins Ohr.
    Ich nicke. Sie duftet nach Lavendel und Kräutern.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich nicke noch einmal.
    Diesmal lässt sie es mir nicht durchgehen. Sie stößt mich mit der Hüfte an. »Lügnerin.«
    Ich knie mich auf den Boden und fummle an dem schmalen silbernen Fußkettchen herum, das Nick mir geschenkt hat, eine Erinnerung an ihn direkt auf meiner Haut. Ich überprüfe den Verschluss, um sicher zu sein, dass er nicht aufgehen kann. »Wenn ich sage, dass es total Scheiße ist, dann ist das eine Untertreibung.«
    Sie fährt mir über den Kopf wie einem jungen Hund. »Klar, Süße, ich weiß. Dein Jammer ist nicht zu übersehen.«
    Callie und Paul mit ihrem identischen Irokesenschnitt, seit ewigen Zeiten zusammen, gleiten Tango tanzend an uns vorbei, obwohl dieses Lied absolut kein Tango ist. Beide lächeln, und Callie winkt, indem sie einfach die Hand ein kleines bisschen anhebt.
    Jay Dahlberg tritt zu uns und verbeugt sich gekünstelt. Als er sich wieder aufrichtet, hängen ihm seine dicken blonden Haare in die Augen. Er hebt die Hand wie ein Graf aus dem achtzehnten Jahrhundert: »Miss Cassidy, darf ich um diesen Tanz bitten?«
    Sie kratzt sich am Hals, während sie hochtrabend und höchst gestelzt antwortet: »Es ist mir eine Ehre, Mr. Dahlberg.«
    Er zieht sie an sich, und sie
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