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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold
Autoren: Carrie Jones
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versunken sind, dass sie nichts um sich herum wahrnehmen.
    »Es sind zwei«, flüstert Devyn an meinem Ohr.
    »Devyn … lass mich vorausgehen«, wiederhole ich noch einmal und versuche, mich zu beeilen, ohne aufzufallen. Die Mädchen zerren den Jungen zu der Tür mit der Aufschrift NOTAUSGANG . Sie bewegen sich ziemlich schnell, und wenn sie ihn hinausbringen, ist er verloren. Sie sind nämlich keine normalen Mädchen, sondern Elfen. Sie werden ihn beißen und ihn quälen und ihm die Seele aussaugen, bis er wahnsinnig wird oder stirbt.
    Woher ich das weiß? Ich bin selbst ein Elf.
    Mit einem Satz lande ich zwischen ihnen und der Tür. Wie ich sehen sie aus wie Menschen, weil sie ihre blaue Haut und ihre scharfen Zähne unter einem Zauber verbergen. Eine trägt ein rotes Kleid, das aussieht und riecht, als würde es schon seit den Achtzigerjahren in einem Goodwill-Laden hängen. Wegen der Puffärmel mit Schulterpolstern sieht sie aus wie ein Footballspieler und die Monsterrüschen unten am Saum tragen nichts zur Verbesserung des Looks bei. Die andere trägt ein tief ausgeschnittenes schwarzes Kleid, das nur Supermodels überhaupt anschauen sollten. Ihre Haare hat sie zu einer Banane hochgesteckt.
    »Hört auf«, sage ich.
    Das Achtzigerjahrekleid hebt die Augenbrauen: »Wir haben viel zu viel Spaß, um aufzuhören.«
    Wie originell.
    Die zweite Elfenfrau, die aussieht wie eine rothaarige Barbie, fletscht die Zähne, während sie mit den Wimpern klimpert, was auch ohne das Blut auf ihren Zähnen merkwürdig ausgesehen hätte.
    Ich versuche, möglichst energisch zu klingen: »Aufhören, habe ich gesagt.«
    Sie lachen.
    Ich sehe echt nicht besonders furchterregend aus – Elf hin oder her –, aber mich auszulachen, das geht gar nicht. Ein schrecklicher, urtümlicher Zorn brandet in mir auf, während ich einen Schritt nach vorn mache und der Junge zwischen den Elfen nach hinten stolpert und gegen die Wand fällt. Sein Jackett schiebt sich an seinem Rücken zusammen, während er nach unten rutscht. Devyn stürzt herbei, um ihm zu helfen, aber die bösartige rothaarige Barbie schubst ihn gegen mich. Ich packe ihn an der Taille und springe um ihn herum.
    »Jetzt mal ganz ruhig!« Ich zeige mit dem Finger auf sie wie eine strenge Lehrerin. »Ihr zieht jetzt Leine. Das ist meine Schule, hier macht ihr nicht mit den Leuten rum, ist das klar?«
    »Und wie wollt ihr uns daran hindern, du und Mr. Bohnenstange?« Barbie streicht sich, offensichtlich unbeeindruckt, die Haare hinter die Ohren.
    »Grrr. Warum deine Schule? Es riecht hier wie in einem Einkaufszentrum«, sagt die andere.
    Ich antworte ihnen nicht, sondern zwinge die Erste zum Wegsehen, während der betrunkene Junge zu Boden plumpst und wegkrabbelt.
    »Ich will euch nicht wehtun«, sage ich und mache einen Schritt auf sie zu, »das ist eure letzte Chance.«
    »Sie ist Pazifistin, müsst ihr wissen.«
    Warum sagt Devyn das? Will er mich daran erinnern, wer ich früher war, oder sich selbst?
    »Wisst ihr, was das bedeutet?«, fügt er hinzu.
    Sie schauen uns verständnislos an.
    »Es bedeutet, dass ich nicht ans Kämpfen glaube«, erkläre ich und trete noch einen Schritt näher. Die Spannung ist mit Händen zu greifen. Beide sind bereit zuzuschlagen, mich mit Zähnen und Klauen zu zerreißen. Ich habe keine Ahnung, ob ich mit ihnen fertig werde. Seit ich ein Elf bin, bin ich stärker, aber all die Gefühle, die mich durchströmen … ich weiß nicht, ob ich sie kontrollieren kann.
    Nick würde die Stärkere zuerst niedermachen und damit ein Zeichen setzen. Also beschließe ich, genau das zu tun. Meine Hand fährt nach vorn und packt Barbie am Handgelenk. Ich drücke zu und versuche, meine Beine unter sie zu schieben, um sie zu Fall zu bringen, aber sie ist auf der Hut und weicht zurück. Ihre freie Hand schlägt in meinen Bauch. Ich stöhne, aber auch ich falle nicht. Stattdessen tue ich, was mir als Erstes einfällt: Ich trete wieder mit dem Fuß nach ihr, aber diesmal ist es, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Ich bin viel schneller, als ich eigentlich sein sollte. Der Schlag trifft ihr Schienbein. Sie schwankt und ich trete noch einmal gegen ihren Oberschenkel.
    Dann packe ich ihre Haare. Meine Finger krallen sich in ihre Hochsteckfrisur. Ich reiße ihren Kopf näher heran und flüstere ihr ins Ohr: »Verschwindet, bevor ich deine Schühchen und dein Kleid und dein Gesicht ruiniere.«
    Sie fletscht drohend die Zähne, aber sie kann sich nicht rühren.
    »Devyn,
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