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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
Autoren: Paul Bedel
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Vorwort
    Ich weiß noch, wie ich zum ersten Mal den Leuchtturm sah, als ich von Auderville kam und auf den kleinen Hafen Goury zufuhr.
     An diesem Tag beutelte der Wind die Bäume, es roch nach Salz, sodass ich das Meer schon wahrnahm, lange bevor ich es sah.
    Es war ein echter Schock.
    Hinterher dann das Bedürfnis wiederzukommen.
    Und mehr über die Geschichte dieses Landstrichs zu erfahren. Sich den Menschen zu nähern, die dort leben.
    Catherine École-Boivin lässt uns in diesem Buch die Stimme dieser Landschaft vernehmen. Die Stimme Paul Bedels, eines Bauern,
     der in Auderville geboren wurde, wo er auch aufgewachsen ist und immer gelebt hat. Er ist Teil des Gedächtnisses von La Hague.
    Für dieses Buch hat sie viel Zeit mit ihm verbracht. Sie hat festgehalten, was er sagte, und hilft uns so, das zu bewahren,
     was wir nicht vergessen dürfen: unsere Wurzeln. Sie hat ihn immer wieder besucht. Hat seine Worte, seine Erinnerungen eingefangen.
    Ich für meinen Teil wollte gern den Raum sehen, in dem die beiden miteinander sprachen. Ich rief Paul an, und er lud mich
     tatsächlich zu sich ein. Und so saß ich dann am Küchentisch, neben der großen Wanduhr, und er erzählte mir von seinen Begegnungen
     mit Catherine École-Boivin. Er zeigte auf einen Stuhl: Sie setzte sichimmer dahin, dann hörte sie mir zu, sie hatte so ein Ding dabei, mit dem sie alles aufnahm   …
    Mit der Zeit wuchs zwischen den beiden das Vertrauen. Er lieh ihr sogar seine Hefte.
    So entstand dieses Buch, ein Buch, das uns auf jeder Seite intimen Einblick gewährt in den Alltag eines Mannes, der mit seinen
     Händen den Boden bearbeitet und sich davon ernährt hat. Ein Leben »voll Müh und Plag« und voller Achtung vor der Erde, denn
     Paul Bedel hat seine Kühe gefüttert und hat Gemüse gezogen, ohne je auch nur ein Körnchen Kunstdünger zu benutzen. Er hat
     seinen Boden nur mit den Algen gedüngt, die er am Strand sammelte. Und sagt mit einem leisen Lächeln, dass der Ertrag natürlich
     nicht der gleiche sei   …
    In diesem Buch schmecken wir die handgerührte Butter, die frischen Eier, den Spargel. Es riecht nach Meer, nach Wind und Tränen.
     Den Tränen, die Paul Bedel an jenem Tag vergossen hat, als er sich von seinen Kühen trennen musste.
    Paul Bedel sagt, was er denkt, ohne Umschweife. Er denkt über die Welt nach und stellt sich entscheidende Fragen: Was hat
     es für einen Sinn, immer mehr zu produzieren, immer mehr zu besitzen? Brauchen wir wirklich so viel? In diesem Buch spricht
     er von der lebendigen Erde, die Luft braucht zum Atmen. Er ist nicht der Mensch, der Lehren erteilt. Er sagt uns nur, was
     er beobachtet hat.
    Er lacht und erzählt ohne Wehmut vom Leben früher, von der Kindheit, dem Krieg, der verlorenen Liebe. Lang ist’s her   … und scheint doch so gegenwärtig. Paul braucht nichts, was man kaufen kann, nur Ruhe und Stille.
    Paul Bedel hat eine ganz einfache Form des Landbaus betrieben. Er, den man häufig als »Hinterwäldler«behandelt hat, hat fast jeden Tag Besuch   – Leute, die von weit her kommen, Umwege machen, um mit ihm zu sprechen. Und auch von den Landwirtschaftsschulen kommen Schüler,
     um von ihm zu lernen.
    Catherine École-Boivin hat es verstanden, auf den Seiten dieses Buches den Humor dieses Mannes einzufangen, der ohne Umschweife
     bekennt, altmodisch zu sein, und der leise knurrt, dass wir möglicherweise längst zu weit gegangen sind.
    Er hält nichts zurück. Während er mit gefalteten Händen am Tisch sitzt, lässt er uns einen Blick tun in sein Herz.
    Das Herz – er meint, dass dort alles anfängt.
    Er war Bauer, jetzt ist er zum wandelnden Gedächtnis seiner Welt geworden, einer Welt, die es nicht mehr gibt. Deshalb reicht
     er uns seine Erinnerungen weiter.
    Sein Zeugnis, das er mit Hilfe von Catherine École-Boivin ablegt, wirft die Frage auf, wer wir waren und welchen Sinn wir
     unserer Zukunft geben wollen.
    Mögen wir daraus eine Lehre ziehen, damit wir uns diesem Land der Freiheit, das mir so am Herzen liegt, noch mehr verbunden
     fühlen.
     
    Claudie Gallay 1

Die Zeit
    Ich bin ein Bauer ohne Geschichte. Ein Vorkriegsmodell, geboren am 15.   März 1930 »auf dem Hof« in einer kleinen Gemeinde im Bezirk La Hague, am äußersten Rand von Auderville.
    Ich heiße Paul Bedel.
    Wenn ich als junger Mesner die Totenglocke läutete, dachte ich nicht an meine letzte Stunde. Ich habe dabei immer gelächelt.
     Ich läutete noch von Hand, da hieß es ordentlich ziehen. Und
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