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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst
Autoren: Pamela Clare
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losrennst?«
    Sophie und Tessa lächelten sich an.
    »Hättest du mir an jenem Tag im Krankenhaus gesagt, dass Julian und Marc mal beste Freunde sein würden, hätte ich dich für verrückt erklärt.« Tessa setzte Maire in den Sandkasten zurück und steckte die Sonnencreme in ihre Tasche. »Marc ist wie der Bruder, den Julian sich immer gewünscht hat.«
    Sophie lachte.
    »Aber das würde keiner von beiden zugeben.«
    Ja, sie mochten es abstreiten, aber Marc und Julian standen sich tatsächlich nah wie Brüder. Sie mussten sich ständig widersprechen, prügelten im Karatetraining gnadenlos aufeinander ein und versuchten unaufhörlich, einander zu übertreffen, ob es sich jetzt um Zielgenauigkeit beim Schießen oder um das Wenden von Steaks am Grillabend handelte. Aber wenn ihnen Kugeln um die Ohren pfiffen, deckten und beschützten sie sich, wie sie es das erste Mal in jener kalten Winternacht getan hatten. Das fragile Band, das damals zwischen ihnen geknüpft worden war, war in den Monaten, die Hunt nun schon zu der Truppe gehörte, stark geworden.
    Am Tag nach der Urteilsverkündung hatte Polizeichef Irving ihm einen Job als Scharfschütze in dem Sondereinsatzkommando angeboten und sich dann wochenlang mit den Bundesagenten gestritten, um zu erwirken, dass Hunt wieder eine Waffe tragen durfte, was ihm andernfalls als verurteilter Verbrecher nicht gestattet war. Irvings Hartnäckigkeit hatte sich ausgezahlt, als Hunt bereits in der zweiten Woche einen bewaffneten Bankräuber ausgeschaltet hatte, der einen Wachmann erschossen und einen Fünfjährigen als Geisel genommen hatte.
    »Ein Schuss, ein Treffer«, hatten die Zeitungen getitelt.
    Seitdem waren Hunt und Julian unzertrennlich.
    »Oh, Emily, nein! Nicht doch! Da sitzen doch Leute!« Am Picknicktisch griff Megan entnervt nach einer Rolle Haushaltspapier und begann aufzuwischen, was ihre Tochter angerichtet hatte.
    »Gibt es etwas Neues über den Prozess gegen das DOC ?«, fragte Tessa.
    Mit John Kirschners Hilfe hatte Megan die Gefängnisbehörde verklagt, weil sie damals versagt hatte, sie und andere junge Frauen vor Harburg und seinen Kumpanen zu schützen, obwohl sie deren Treiben gemeldet hatte, und weil die Behörde im Anschluss versucht hatte, die Schande im eigenen Haus zu vertuschen. Es standen mehrere Millionen Dollar Schadenersatz auf dem Spiel.
    »Da steckt noch immer alles in Formalien fest. Das DOC versucht jeden miesen Trick, aber sie haben trotzdem keine Chance zu gewinnen.«
    »Das arme Mädchen verdient jeden Cent, das die Geschworenen aus der Behörde quetschen können.« Tessa vergrub ihre Füße im Sand und wackelte zur Belustigung ihrer Tochter mit den Zehen. »Julian hat mir erzählt, sie hat die Gräber der anderen Mädchen besucht.«
    Sophie nickte.
    »Ja, mehrmals. Hunt und Pastor John sind dabei gewesen. Hunt meinte, Megan sei jedes Mal zusammengebrochen und er habe sie förmlich zum Auto zurücktragen müssen. Das typische Schuldgefühl der Überlebenden, nehme ich an.«
    »Ich kann mir so etwas gar nicht vorstellen.« Tessa richtete den Pferdeschwanz, zu dem sie ihre langen blonden Haare zusammengefasst hatte. »Der Geistliche und seine Frau tun ihr ungemein gut. Sie ist ein ganz anderer Mensch geworden.«
    »Hunt und ich haben gerade gestern noch darüber gesprochen.« Sophie hinderte Chase mit sanfter Gewalt daran, sich eine weitere Ladung Sand in den Mund zu stopfen. »Hunt war damals der Meinung gewesen, er würde ihr helfen, indem er die Schuld auf sich nahm, aber inzwischen hat sich herausgestellt, dass das Schlimmste für sie gar nicht war, die Vergewaltigungen zu verarbeiten. Tatsächlich kam sie nicht damit zurecht, dass er wegen ihres Verbrechens im Gefängnis saß. Sie hat Connie erzählt, diese Schuld habe sie nur ertragen können, wenn sie high gewesen sei.«
    »Tja, sieh einer an. Also scheint die Wahrheit tatsächlich zu befreien.«
    Ja, die Wahrheit hatte Megan befreit. Aber sie hatte Hunt auch sein Leben zurückgegeben. Gestern, genau ein Jahr nach der Urteilsverkündung, hatte der Gouverneur ihn offiziell begnadigt.
    Die heutige Feier fand mit der Familie statt. Aber gestern Abend waren sie bei einer Party gewesen, die Reece und Kara in Denvers neuestem Nachtclub, Igneous Intrusion, gegeben hatten. Natürlich war es Reece gewesen, der sich beim Gouverneur Gehör verschafft hatte. Seine Untersuchung innerhalb des DOC hatte erschreckende Ergebnisse erbracht: Korruption war an der Tagesordnung, Misshandlung von
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