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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst
Autoren: Pamela Clare
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Häftlingen alles andere als eine Seltenheit. Die Legislative hatte unter Reece’ Regie drei Gesetzesentwürfe abgesegnet. Eine neue Bestimmung verbot das Fesseln von schwangeren Häftlingen während der Wehen, die zweite stellte Sex zwischen Häftling und Wachmann in jedem Fall unter Strafe, selbst wenn es sich um vermeintliches gegenseitiges Einvernehmen handelte. »Wenn eine Person eingesperrt ist und die andere den Schlüssel hat, kann es kein gegenseitiges Einvernehmen geben«, hatte Reece vor dem Senat argumentiert. Das dritte Gesetz garantierte eine bessere medizinische Versorgung im Gefängnis, besonders für schwangere Häftlinge.
    Sophie hatte keine Ahnung, wie sie Reece jemals für alles, was er getan hatte, danken sollte. Durch ihn war Hunts Leben nun unbelastet von dem Stigma, Verbrecher auf freiem Fuß zu sein. Außerdem war das Risiko, dass andere Insassen ein Schicksal wie Hunt oder Megan erleiden mussten, mit den neuen Gesetzen vermindert worden. Und da Harburg eine Berufung nach der anderen verlor, die Vollstreckung des Todesurteils näher rückte und King lebenslänglich im Gefängnis sitzen würde, konnten sie dieses Kapitel ihres Lebens langsam abschließen.
    Und wenn Hunt ab und zu von Erinnerungen an seine Haft heimgesucht wurde … nun, dann war sie zur Stelle und holte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.
    Hinter Sophie erklang Karas Stimme.
    »Oh, wow – ist er das?«
    Sophie wandte sich um … und da bog er tatsächlich gerade um die Kurve. Polizeichef Irving war genau rechtzeitig gekommen. Der Anblick schnürte Sophie ganz unerwartet die Kehle zu. »Ja.«
    Tessa kreischte vor Entzücken auf.
    »Julian wird grün vor Neid werden.«
    Holly und Natalie hatten ihn ebenfalls bemerkt und starrten nun zum ersten Mal an diesem Nachmittag nicht nur nackte Männerhaut und muskulöse Oberarme an.
    Sophie erhob sich, nahm Chase auf den Arm und spürte ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch.
    »Komm, es gibt Nachtisch.«
    Und hoffentlich die Überraschung des Lebens für Hunt.
     
    Marc schob ein wenig Eis in Chase’ Mund und beobachtete, wie er auf die ungewohnte Kühle reagierte. Erst sah er verwirrt aus, dann begeistert, und schon ging der kleine Mund wieder auf und forderte mehr.
    »Ah, das magst du, nicht wahr?«
    Marc küsste seinen Sohn, nahm noch ein Löffelchen von seinem Pappteller und schob es Chase zwischen die Lippen.
    »Schade, dass man nicht noch einmal Baby sein und alles zum ersten Mal erfahren kann«, sagte Kat, die Chase fasziniert beobachtete. »Das muss doch sein, als würde man jeden Tag eine neue Welt betreten.«
    Marc nickte.
    »Wahrscheinlich.«
    Eine neue Welt.
    Das beschrieb es im Grunde ziemlich gut.
    Er blickte sich am Tisch um und musterte die Leute, die für ihn wie eine Familie geworden waren: David, seine Kollegen vom Sondereinsatzkommando, Julian und Tessa, Reece und Kara, Holly, Kat und Natalie. An einem Ende des Tisches lachte Megan über etwas, das David gesagt hatte, während Emily in ihrem Kuchen matschte und daraus ein modernes Kunstwerk machte. Ihm gegenüber plauderte Sophie lächelnd mit Kara, während Julian am anderen Ende des Tisches saß, seine schläfrige Tochter im Arm hielt und mit seiner Frau flirtete.
    Das hier war seine neue Welt, eine Welt, die für ihn einst so unerreichbar gewesen war wie die Sterne. Statt in einem Käfig aus Beton und Stahl dahinzuvegetieren, hatte er nun eine gute Arbeit, einen anständigen Chef, einen kostbaren Sohn, eine Frau, die ihn liebte und – seine Freiheit! Was wollte man mehr?
    Manchmal wachte er nachts auf und betrachtete Sophie im Schlaf, weil ein Teil von ihm fürchtete, er lebe nur in einem wunderschönen Traum. Doch dann streckte sie den Arm aus, tastete nach ihm, und die Glut ihrer Leidenschaft vertrieb jeden dunklen Gedanken aus seinem Verstand. Dummerweise meldete sich dann und wann immer noch eine kleine Stimme in ihm, die ihm weismachen wollte, dass er sie nicht verdiente, aber er lernte langsam, diese Stimme zu ignorieren.
    Sophie hatte ihn gerettet, und allein dafür würde er sie für den Rest seines Lebens lieben.
    Wieder nahm er ein Löffelchen voll Eis und lachte, als Chase den Mund aufklappte wie ein hungriger kleiner Vogel. »Das magst du sogar lieber als Mamas Milch, was? Keine Sorge, ich verrat’s ihr nicht.«
    Dann stand Julian auf und tippte mit der Klinge seines Taschenmessers an eine leere Bierflasche.
    »Man hat mich gebeten, ein paar Worte zu sagen, also bringe ich es so schnell wie
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