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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
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Stunde bin ich wieder da.«
    Sie las noch eine Weile, erhob sich, streckte sich träge und schlenderte durch die Bibliothek. Betrachtete die Buchreihen, strich über einen Globus. Eine Bewegung draußen im Garten lockte sie zum Fenster, und sie sah Maximilian, jetzt ganz der vorschriftsmäßig gekleidete Viscount, über die Terrasse zu zwei Herren gehen.
    Der ältere der beiden, der Garderobe nach zu schließen ein reicher Mann, schüttelte ihm die Hand und machte ihn mit dem jüngeren bekannt, der eine Brille trug und sich respektvoll verneigte. Er wirkte wie einer jener beflissenen Geschäftsleute, die in den expandierenden neuen Wirtschaftszweigen ihr Glück und Geld zu machen versuchten. Oder es war einer, der gerade von der Universität kam und Anwalt, Vermögensverwalter oder Verleger werden wollte.
    Verleger?
    Neugierig beugte sie sich vor, schaute näher hin. Der ältere Gentleman glich dem Herausgeber der Times , den sie einmal irgendwo gesehen hatte. Ja, das musste er sein …
    Brillant. Scharfzüngig. Steinreich. Ambitioniert. Noch etwas glaubte sie ihm anzumerken. Nervosität. Als hätte er etwas Wichtiges zu verlieren und würde es nicht zugeben wollen. Eleutherios’ neues Buch , schoss es ihr durch den Kopf.
    Downing deutete jetzt auf eine bequeme Sitzgruppe und einen Tisch im Schatten. Miranda wandte sich vom Fenster ab und musterte nachdenklich die Ausstattung der Bibliothek. Auf diesem Landsitz erschien ihr alles so ganz anders als in dem Londoner Haus. Weniger luxuriös und repräsentativ, dafür viel persönlicher, behaglicher. Sie fragte sich, wer es wohl eingerichtet haben mochte. Maximilian selbst? Warum nicht, schließlich war er ein Mann voller Widersprüche.
    Zurück am Fenster sah sie, wie er eindringlich auf seine Besucher einredete, die nur widerstrebend nickten. Interessiert verfolgte sie, wie der jüngere Mann einen Stoß von Papieren aus seiner Aktentasche nahm, sie auf den Tisch legte und auf eine Stelle am unteren Rand des ersten Blattes deutete. Über den Brillenrand hinweg schaute er den Viscount an, der die Augen zusammenkniff.
    Worum ging es? Um ein neues Buch? Um den Termin für die Ablieferung des Manuskripts? Oder gar um das Eingeständnis der Autorenschaft? Vergeblich bemühte sich Miranda, von den Lippen der Männer zu lesen. Da kam ihr das Fenster in den Sinn. Wenn sie es nur ein wenig öffnete, konnte sie bestimmt verfolgen, was draußen gesprochen wurde. Sie ging zum Fenster, griff nach dem Hebel, um ihn vorsichtig zu drehen, und zog die Flügel einen Spalt auseinander.
    »Höchste Zeit für Ihre Unterschrift, Downing«, hörte sie eine drängende Stimme.
    »Finden Sie?« Sie sah, wie Maximilian den Kopf zur Seite neigte. »Haben Sie es so eilig, dass Sie mich sogar bis hierher verfolgen müssen?« In seiner Stimme schwang eine frostige Drohung mit.
    »Immerhin müssen einige Arrangements getroffen werden. Solange die wesentlichen Punkte des Vertrags garantiert werden, können Sie tun und lassen, was Sie wollen.«
    »Wie ein angebundener Gaul. Denn darauf läuft es hinaus, wenn ich mich all Ihren Wünschen beuge. Da könnte ich genauso gut gleich mein Begräbnis planen.«
    »Unsinn«, erwiderte der ältere Mann ärgerlich. »Aber soviel ich weiß, streben Sie es ja an, den guten Namen Ihrer Familie wiederherzustellen. Es ist eine reine Formalität, doch wir brauchen gewisse Sicherheiten. Das sollten Sie verstehen.«
    Was hatte sein Verleger mit dem schlechten Ruf seiner Familie zu tun? Sollte er vorsichtshalber ein neues Pseudonym wählen, damit seine wahre Identität weiterhin verborgen blieb und nicht mit den Skandalen der Eltern in Verbindung gebracht werden konnte? Vielleicht ging es ja sogar um die Sonette, zu denen sie ihn in ihren Briefen ermutigt hatte? Träumerisch lächelte sie.
    »So?« Er lächelte ebenfalls, wenngleich auf seine bekannt zynische Art. »Ich dachte, hier geht es vor allem um den Titel. Und natürlich um Geld.«
    Die Lippen des Gentleman zogen sich zu einem schmalen Strich zusammen. »Von diesem Arrangement profitieren alle Beteiligten, denke ich.«
    Natürlich, der Verleger musste mit dem Verführungsbuch Unsummen eingenommen haben. Und die Sonette würden sich bestimmt noch besser verkaufen. Wenn Miranda nur an all die schmachtenden Ladys dachte, die bei der Lektüre reihenweise in Ohnmacht fallen würden.
    »Allerdings«, fuhr der Mann fort, »hätten wir von Ihnen gerne gewisse Zusicherungen, verpflichtende Erklärungen.«
    Spöttisch hob
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