Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
Vom Netzwerk:
fallend, betrat Miranda das Zimmer. »Ja, ich bin zum Bach gegangen. Um nachzudenken.«
    Dicht vor ihm blieb sie stehen. So nah, dass er sie berühren konnte. Würde sie es ihm je wieder gestatten? Behutsam streichelte er ihre Wange. Für ihn war sie die schönste Frau, die er je gesehen hatte – egal, was andere sagten. »Ich dachte, du seist abgereist.«
    »Warum?«
    Weil ich das offene Fenster sah. Weil du gelauscht hast. Weil ich ein Idiot bin, der dir nicht alles bieten kann, was du verdienst.
    » Weil …«, begann er lahm.
    Die Augen viel zu verständnisvoll, drückte sie seine Hand an ihr Gesicht. »Fahren wir nach London?«
    »Willst du das?« Angespannt wartete er auf ihre Antwort.
    Erst nach fünf Herzschlägen erwiderte sie leise, aber entschieden: »Nein.«
    Trotz seiner Erleichterung ließ sich das quälende Unbehagen nicht verdrängen. Hatte sie die Diskussion etwa nicht belauscht?
    »Ja, ich habe es gehört.« Als er sie irritiert anstarrte, lächelte sie. »Jetzt vertauschen wir die Rollen – ausnahmsweise raube ich dir die Sprache. Und es bereitet mir eine gewisse Genugtuung, endlich deine Gedanken zu erraten.«
    »Also weißt du …«
    »Dass du verlobt bist und respektabel werden willst, statt dem schlechten Beispiel deiner Eltern zu folgen?«
    »Was für eine gefährliche Frau du bist!«
    »Dann sind wir quitt. Bisher hielt ich dich für gefährlich.«
    Nur sekundenlang wich er ihrem Blick aus. »Und es stört dich nicht?«
    »Ob es mich stört?« Miranda zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, ob das der richtige Ausdruck ist … Welche Reaktion hast du denn von mir erwartet?«
    »Da war ich mir nicht sicher.«
    Sie zog seine Hand von ihrem Gesicht und hielt sie fest. »Zugegebenermaßen war ich überrascht.« Den Kopf gesenkt, verbarg sie ihre Miene. »Allerdings nicht allzu sehr. Was konnte ich schließlich erwarten?«
    »Bleibst du trotzdem bei mir?«
    »Im Moment bin ich dir zu eng verbunden, um mich von dir zu befreien. Natürlich muss ich das Problem irgendwann lösen.« Sie schaute wieder zu ihm auf. »Was ist, wenn wir nach London zurückkehren?«
    Wortlos sah er sie an.
    »Gehen wir in die Oper? Elegant gekleidet?« Sie strich über ihren Rock. »Ich wollte schon immer Don Giovanni sehen.«
    Oft genug hatte er sich dieses Gespräch vorgestellt und überlegt, was er sagen sollte. Und jetzt redete eigentlich allein sie. Deutete er ihre Worte richtig, dass sie bereit war, als seine Geliebte mit ihm zu leben? Er ging zum Fenster und starrte auf die Gartenterrasse hinunter, wo er vorhin mit den beiden Männern gesessen hatte.
    So sicher war er gewesen, in seiner Welt würde alles in Ordnung sein, wenn Miranda als seine Geliebte bei ihm blieb. Er selbst tat ja nichts anderes als die meisten Männer, die ein Doppelleben führten. Doch war es wirklich jene Form von Ehrbarkeit, die er anstrebte? Erteilte ihm Miranda nicht bloß die Absolution, damit er sich vormachen konnte, dass alles in Ordnung sei? Weil er ihr mehr bedeutete als die gesellschaftlichen Moralvorstellungen?
    Sie würde so viel für ihn aufgeben. Und das, obwohl sie nicht einmal die Wahrheit kannte. Nicht ahnte, dass er sie in verschiedenen Masken umgarnt hatte und sich nichts so dringend wünschte, als dass sie alle drei Facetten seiner Persönlichkeit gleichermaßen lieben konnte.
    »Maxim«, sagte sie leise.
    Langsam drehte er sich zu ihr um. Zum ersten Mal redete sie ihn mit diesem Kosenamen an.
    »Sprich mit mir.«
    Trotz aller Skrupel ging er zu ihr, wollte in ihrer Nähe sein. Immer. Er umfasste ihre behandschuhte rechte Hand. »Aha, du trägst deine Rüstung.«
    Als sie ihm die Hand zu entziehen versuchte, hielt er sie fest. »Seide ist kein guter Schutzschild.«
    »Aber eine Barriere. Durch den Stoff spüre ich dich weniger stark.«
    »Ich habe dich an viel intimeren Stellen berührt.« Seine Finger spielten mit ihren. »Wie kann eine Hand intim sein?«
    »Weil sie deine privatesten Gefühle ausdrückt, dein tiefstes Wesen. Meine Mutter betonte immer, eine respektable Dame dürfe sich niemals ohne Handschuhe zeigen.«
    »Sogar die prüdesten Ladys gehen manchmal ohne aus.« Er zog an ihren Fingern, die Seide löste sich ein wenig, und Mirandas Herz pochte schneller.
    »Hattest du nicht etwas Geschäftliches zu erledigen?«
    Verlobungsverträge unterzeichnen? Hochzeitsvorbereitungen treffen?
    Er hob ihr Kinn und zwang sie, seinen Blick zu erwidern, während die andere Hand weiter an der Seide zog. »Alles von dir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher