Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond
Autoren: L Burton
Vom Netzwerk:
Stammesgenossen hier, um Darius zu schützen.«
    »Der Eremit?«
    »Er hat hier seit über zweitausend Jahren gelebt«, sagte mein Vater. »Er ist ein Dschinn.«
    »Äh, wie in Bezaubernde Jeannie ?«
    Er warf mir einen tadelnden Blick zu und erwiderte: »Nein. Nicht wie in Bezaubernde Jeannie . Er stammt aus einer uralten, verehrungswürdigen Rasse, wie auch Elic, Lili und Inigo, die später hier ankamen. Elic ist ein nordischer Elf und aufgrund genetischer Mutation auch ein Dusios, was bedeutet, dass er sequenziell hermaphroditisch ist.«
    » Ein Hermaphrodit? Ich habe ihn doch bei den Dreharbeiten gesehen, und seine Geschlechtsteile kamen mir ziemlich männlich vor – und auch sehr funktionsfähig, möchte ich hinzufügen. «
    »Der entscheidende Begriff hierbei ist ›sequenziell‹, was bedeutet, dass er wie bestimmte Tiere die Fähigkeit hat, zu Reproduktionszwecken sein Geschlecht zu ändern. Lili war die Göttin des Neumondes im alten Babylon, aber die meiste Zeit galt sie als Hexe oder Sukkubus. Und Inigo ist ein Satyr.«
    »Okay, aber hat ein Satyr nicht Fell an den Schenkeln und Hufe und Hörner? Und einen Schwanz?«
    »Den Schwanz hat er sich chirurgisch entfernen lassen, seine Hörner sind sehr klein, und wenn du ganz frühe griechische Darstellungen von Satyrn betrachtest, wirst du feststellen, dass sie normale menschliche Beine haben.«
    »Ja, gut, das erklärt vieles.«

    »Die meisten Leute halten Follets für sexuelle Dämonen, Incubi und Succubi – jedenfalls früher, als man noch an solche Kreaturen glaubte –, weil ihre körperlichen Bedürfnisse so verzehrend sind. Bei Darius allerdings nicht so sehr, es sei denn, er berührt zufällig einen Menschen und absorbiert dessen fleischliche Gelüste – er hat sein eigenes Kreuz zu tragen. Deshalb nimmt er in Gegenwart von Menschen für gewöhnlich die Gestalt einer grauen Katze an. Manchmal verwandelt er sich auch in eine Blaumerle, aber für gewöhnlich ist er eine Katze.«
    »Oh. Dann ist er also so etwas wie ein Gestaltwandler?«
    »Für die alten, präislamischen Semiten waren die Dschinn tatsächlich Gestaltwandler. Wie gesagt, er meidet die Menschen, aber die anderen brauchen sexuelle Begegnungen, je intensiver, desto besser. Ohne könnten sie nicht auskommen, das wäre, als wenn sie nichts zu essen oder zu trinken bekämen, und ihr Hunger ist kaum gestillt, da kehrt er auch schon wieder, sodass sie sich in einem ständigen Fieberrausch der Lust befinden.«
    Hatte mein reservierter, züchtiger Vater gerade gesagt: »Fieberrausch der Lust«? Glaubte er etwa tatsächlich an dieses ganze Gerede von geschlechtsverwandelnden Elfen und Satyrn ? Redete ich wirklich mit ihm über dieses Thema?
    »Wenn sie ständig so geil sind, warum können sie dann nicht einfach …« Ich deutete eine reibende Bewegung an meinem Schritt an, das universelle Masturbationssymbol.
    »Inigo findet so Erleichterung, aber Lili oder Elic nicht. Elics Physiologie macht ihn sowieso besonders verwundbar. Er würde mit Sicherheit sterben, wenn er für längere Zeit keine menschlichen Frauen hätte. Es müssen Menschen sein – mit Follets kann er sich nicht paaren. Inigo und Lili würden wahrscheinlich wahnsinnig werden, wenn sie gezwungen wären, sehr lange keusch zu leben. Deshalb ist es unsere Pflicht als administrateur
, den Follets regelmäßig fleischliche Nahrung zu beschaffen. Das bedeutet hauptsächlich, Gäste ins Schloss zu holen, mit denen sie sexuell verkehren können.«
    »Also den Zuhälter für sie zu spielen?«
    Mein Vater bedachte mich mit einem frostigen Blick, aus dem ich schließen konnte, dass meine Bemerkung ihn wirklich wütend gemacht hatte. »Deine Wortwahl ist eine Beleidigung für mich und die Follets, die zu behüten eine heilige Berufung ist. Um richtig für sie sorgen zu können, musst du sie dir als Götter und Göttinnen vorstellen, die sich von sexueller Energie, einer natürlichen und schönen Lebenskraft, nähren.«
    »Es tut mir leid, Daddy, ich wollte dich nicht beleidigen.« Götter und Göttinnen … Offensichtlich verlor er den Verstand. Das lag bestimmt an der Krankheit. Sein Gehirn bekam nicht genug Sauerstoff …
    Milder gestimmt sagte er: »Ich weiß, dass man sich an die Vorstellung lebendiger Götter erst gewöhnen muss, weil heutzutage ja sowieso niemand mehr glaubt. Für mich sind die Follets ähnlich wie Prinzen und Prinzessinnen einer untergegangenen Monarchie. Sie haben zwar keinen offiziellen königlichen Status mehr, aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher