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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond
Autoren: L Burton
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erstaunt.
    »Ich habe es gehört.«
    Larry blickte zur Höhle und sagte: »Ja, aber …«
    »Tief in der Höhle ist ein elektromagnetischer Vortex«, erklärte Adrien. »Wir hätten Sie warnen sollen, bevor Sie dort gedreht haben. Es ist allein unsere Schuld.«
    »Das ist … nun, das ist wirklich sehr verständnisvoll von Ihnen, aber, äh …«
    »Aber es bekümmert Sie, dass Sie ein kreatives Produkt verloren haben, in das Sie so viel Zeit und Mühe gesteckt haben.«
    Ich sah Larry an, dass er am liebsten heftig reagiert hätte, aber er riss sich zusammen und erwiderte: »Ja, genau. Das ist ein Punkt, aber da ist auch … Ich meine, ich will hier nicht so geschäftsmäßig klingen, schließlich bin ich ein Künstler und so, aber …«
    »Sie befürchten, dass wir Ihren unabhängigen Film nicht finanzieren, weil Sie jetzt nichts mehr vorzuweisen haben. Aber bitte, machen Sie sich in dieser Hinsicht keine Gedanken, Mr. Parent. Ich glaube, ich kann ohne Weiteres für Mr. Archer sprechen, wenn ich Ihnen sage, dass dieses kleine Missgeschick Ihre Bezahlung in keiner Weise tangiert.«
    »Wirklich?«
    »Wie bereits erwähnt, die Schuld liegt einzig und allein bei uns.«
    Als Larry gegangen war, sagte ich zu Adrien: »Und ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass Dad nicht mehr ganz bei sich ist. Aber jetzt glaube ich eher, ich bin diejenige.«

    Adrien beugte sich vor. »Wie kommst du darauf?«
    Einen Moment lang kaute ich auf meiner Unterlippe. »Diese Klangverstärkung, war das real?«
    »Ja.«
    »Und … und Elic, Lili, Inigo und Darius …«
    »Sind Follets. Und das ist nicht ihr Nachname.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Verdammter Mist.«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du fluchst wie ein Bierkutscher?«
    »Dann ist also Darius wirklich eine Katze?«
    »Wenn er will.«
    »An jenem Abend, in meinen Weihnachtsferien damals, als wir vor dem Kamin im Rittersaal gesessen haben, da ist doch diese Katze hereingekommen und hat mich so lange angestarrt, bis ich ins Bett gegangen bin …«
    Er nickte. »Das war Darius. Er, äh, nahm seine menschliche Gestalt an, als du gegangen warst, und hat ein kurzes Gespräch über Pflichtbewusstsein mit mir geführt. Er war nicht streng, er war sogar sehr freundlich, aber er fragte mich, ob ich mich ›auf etwas Ernstes einlassen wollte‹ mit jemandem, den ich nie … na ja.«
    Er erhob sich, nahm ein Handtuch von dem Stapel auf der Bank und brachte es mir. »Hier, trockne dir die Füße ab! Sie müssen ja mittlerweile ganz verschrumpelt sein.«
    »Danke.« Ich legte das Buch beiseite, zog die Beine aus dem Wasser und ergriff das Handtuch.
    Adrien hockte sich neben mich, nahm das Buch und sagte: »Hast du es ganz gelesen?«
    Ich nickte und rieb mir Unterschenkel und Füße trocken.
    »Dann weißt du auch, wie wichtig es für das Wohlergehen der Follets ist, dass ihre gardiens Druiden sind – dass sie also die Gabe besitzen. Jeder gardien seit Brantigern hat die Gabe gehabt, weil jeweils beide Elternteile sie besaßen. Als ich die
Histoire Secrète zusammengestellt habe, bin ich häufiger auf Fälle gestoßen, in denen ein gardien aus einer heiligen Pflicht heraus die Frau, die er liebte, zurückgewiesen und stattdessen die Frau mit der Gabe geheiratet hat, die für ihn ausgewählt worden war.«
    Ich blickte auf. »Das ist … Mein Gott, Adrien, das ist so traurig.«
    Er sah zu Boden.
    Ich fuhr fort: »Es ist ja so, als ob die gardiens Sklaven wären. Sie leben in einem Käfig aus Tradition und Pflicht und sind Gefangene in diesem verdammten Château.«
    »Wie meine Vorfahren bin auch ich dazu erzogen, mein Leben dibu e debu zu widmen – den Göttern und Göttinnen. Sie kommen immer an erster Stelle. Sie sind mein Daseinszweck.«
    »Und wer wählt die Ehefrauen aus?«, fragte ich.
    »Wie bei jeder arrangierten Ehe für gewöhnlich die Eltern. Wenn die Eltern tot sind, fällt diese Aufgabe dem administrateur des gardien zu. Er – oder sie – ist im Allgemeinen weit gereist und hat Verbindungen in der ganzen Welt, während der gardien eher zu Hause bleibt.«
    Ich stand auf und faltete das feuchte Handtuch, um meine Hände zu beschäftigen. »Dann, äh, sucht mein Vater also eine Frau für dich?«
    Auch er stand auf. »Seit einiger Zeit schon, aber Frauen mit der Gabe sind schwer zu finden. Vielleicht hat mein nächster administrateur mehr Glück.«
    Kein Wunder, dass er erleichtert war, als ich zugegeben hatte, meinem Vater auf den Posten nicht nachfolgen zu wollen. Mir war die
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