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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond
Autoren: L Burton
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Kehle wie zugeschnürt. Ich holte tief Luft und sagte mit erzwungener Jovialität: »Gott, Adrien, dein Leben ist wirklich mittelalterlich. Ich könnte das nicht aushalten. Da kann ich ja froh sein, dass aus uns nie … ›etwas Ernstes‹ wird.«
    »Lügnerin«, sagte er leise.

    Ich blickte ihn an.
    »Ich kann deine Aura sehen«, erinnerte er mich.
    »Das ist nicht fair«, erwiderte ich mit rauer Stimme. »Ich kann deine nicht sehen.«
    »Das ist wahrscheinlich auch gut so.«
    »Sei vorsichtig, wenn du zum Flughafen fährst«, sagte mein Vater, während Adrien meinen kleinen Rollkoffer in den Kofferraum des Wagens hob. Er blickte zum rosig verfärbten Himmel. »Hier wird es schnell dunkel. Die Berge schlucken die Sonne.«
    »Ich bin eine gute Fahrerin, ob am Tag oder in der Nacht«, erwiderte ich. »Mach dir keine Sorgen.«
    »Er hat recht«, warf Adrien ein. »Du bist das Fahren auf den Bergstraßen nicht gewohnt, und im Dunkeln …«
    »Ich komme schon klar, Jungs. Ach du liebe Güte.« Ich blickte auf die Uhr. »Ich muss los. Eigentlich sollte ich schon fast da sein.«
    »Dann fahr jetzt«, sagte mein Vater. »Damit du nicht am Ende noch deinen Flug verpasst.«
    »Tschüs, Dad.« Wie immer küssten wir uns auf die Wange. Ich mag es mir ja eingebildet haben, aber ich hatte das Gefühl, er hielte meine Schultern einen Augenblick länger fest als sonst.
    »Adrien.« Ich streckte die Hand aus. Er schüttelte sie. Es war quälend höflich.
    »Lass dir nicht wieder neunzehn Jahre Zeit, bevor du das nächste Mal kommst«, sagte er.
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Er öffnete mir die Autotür. Ich stieg ein, hauchte meinem Vater einen Kuss zu und fuhr davon.
    Er hatte recht gehabt. Die Sonne ging tatsächlich schnell unter. Als ich den langen Kiesweg entlangfuhr, der aus dem
Tal herausführte, wurde der Himmel violett und dann zartblau mit einem ganz schwachen Streifen Indigo am Horizont.
    Ich blickte in den Rückspiegel. Das Schloss, das mir immer so dunkel und abweisend erschienen war, leuchtete jetzt bronzefarben vor diesem fast überirdischen Himmel. Eine einzelne Gestalt stand auf der Zugbrücke und blickte mir nach: Adrien.
    Ich behielt ihn im Auge, bis die Straße eine Kurve machte und das Schloss nicht mehr zu sehen war.

Die Originalausgabe erschien 2007
unter dem Titel »Bound in Moonlight«
bei Bantam, New York
    1. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung März 2011
    Copyright © der Originalausgabe 2007 by Louisa Burton
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
This translation is published by arrangement
with The Bantam Dell Publishing Group,
a division of Random House, Inc.
    Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Motiv: Corbis/Elisa Lazode
Redaktion: Gerhard Seidl
AB · Herstellung: Str.
Satz: omnisatz GmbH, Berlin
    eISBN 978-3-641-05450-2
    www.goldmann-verlag.de
    www.randomhouse.de
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