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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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bekommst … Wirst du mich töten, Anetán?«
    Seinen Namen zwischen ihren Lippen zu hören, besiegte die letzte Vorsicht. Er streckte den Arm nach ihr aus, sie ließ sich widerstandslos heranziehen, und dann hielt er sie, seine Schwester, seine Konkurrentin, und die vergangenen Wochen der Einsamkeit flohen durch einen Strohhalm in die Ferne.
    »Wenn ich das Totenlicht habe«, sagte er, »werde ich es dir geben.«
    »Und sterben?«
    »Saraide …« Er presste seinen Mund auf ihren, stieß an ihre Zähne und wusste, sie hatte die ganze Zeit gelächelt.

Jahrestag
    M agische Explosionen erschütterten die Nacht. Der Himmel riss in Licht auf, ehe Wogen aus Lirium zur Erde herabstürzten wie Abertausend verglühende Sterne. Die Halle bebte vor Beifall.
    Hel klatschte nicht, denn sie hielt zwei Fruchtpunschgläser in den Händen, einen Teller Knusperkartoffeln, zwei Schalen Karamellmandeln und Likörkirschen und eine kleine Fahne mit dem Wappen Aradons, die gemächlich vor sich hinwehte und dabei bunte Funken versprühte. Hel stieß ein Knurren aus, das im fröhlichen Lärm niemand hörte. Obwohl sie sich wie alle anderen das Feuerwerk ansah, das zum fünfhundertdreizehnten Jahrestag der Magierschaft veranstaltet wurde, waren ihre Gedanken woanders. Genauer gesagt unter der Tafel rechts. Denn dort kauerte Nova.
    Eine neue Salve Raketen zischte aus den Dächern der vier Türme. Im nächsten Moment war die Welt in zuckende Blitze getaucht. Dieses Jahr beeindruckten die Feierlichkeiten besonders. Seit Einbruch der Dunkelheit zogen magische Sternschnuppen über den Himmel, und nach jedem donnernden Finale kam noch eine Zugabe, kolossaler als alles davor. Kleinere Schwebeschiffe flogen Runden über der Uferstadt, um Lametta, Girlanden und hin und wieder ein paar Münzen herabregnen zu lassen. An Hausdächern und Turmspitzen wehten leuchtende Fahnen mit dem Pentagramm der Magierschaft. Es war, als hätte ganz Aradon die Tatsache verdrängt, dass das Land am Aussterben war und die Liriumquellen fast vollkommen erschöpft. Stattdessen wurde mit Zauberwerk geprahlt, als müssten die letzten Reserven in dieser Nacht verbraucht werden.
    Vielleicht lag der Magierschaft aber auch deshalb so viel daran, ihren Geburtstag zu zelebrieren, da der Krieg gegen das Alte Reich unmittelbar bevorstand. Niemand wusste, welcher Feind sie jenseits der Kauenden Klippen erwartete – falls sie es überhaupt über die lebendige Gebirgskette schafften. Wenn es dafür einen konkreten Plan gab, hielten die Magier ihn geheim. Wenigstens schienen sie so siegessicher zu sein, dass sie ihre Liriumvorräte nicht für den Heerzug sparten.
    Ungeduldig verlagerte Hel ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen und gab acht, nichts vom Punsch zu verschütten. Es war nun schon das vierte Mal heute Abend, dass Nova ihr alles in die Hand gedrückt hatte, um hinter Vorhänge oder Möbel zu hechten, weil er glaubte, Aricaa erspäht zu haben. Unfassbare drei Wochen umging er bereits jede Begegnung mit seiner ehemaligen Verlobten, obwohl der Nordturm, in dem die Sturmjäger untergebracht waren, nur einen Steinwurf vom Westturm der Magier entfernt war. Magenschmerzen suchten ihn heim, wenn ein Bankett mit der Magierschaft anstand, und vor Versammlungen befiel ihn eine einzigartige Schlafkrankheit. Er hatte sogar angefangen, Reparaturen an der Taube vorzunehmen, dem Schwebeschiff seines Vaters, um tagelang draußen auf der Anlegestelle zu bleiben, wo die Schiffe der Liga bis auf Weiteres ruhten.
    Aber vor dem heutigen Fest hatte Nova sich mit keiner Ausrede drücken können. Es war die Pflicht eines jeden Sturmjägers, den Entstehungstag der Magierschaft zu feiern. Wenn man sich nicht gerade vor einer heiratswilligen Magierin versteckte, war das ja auch nicht schlimm, im Gegenteil – die Sturmjäger fieberten dem Feiertag sonst das ganze Jahr über entgegen. Die Tafeln bogen sich unter Leckerbissen aus allen Königreichen, die mit der Magierschaft im Bündnis standen: Es gab gegarte Riesenkrabben und gebackenen Walfisch von Moias Küsten, Süßbaumwatte aus den Wäldern von Warhall, Früchte von den Plantagen Kapuas, Felspilze aus Orrún und ein Dutzend zwergischer Spezialitäten – allerdings leicht abgewandelt, sodass sie für menschliche Gaumen genießbar wurden. Zu den gebratenen, geräucherten, kandierten und glasierten Köstlichkeiten wurden reichlich Wein, Rum und Punsch ausgeschenkt. Hin und wieder sang ein Barde über die Gründung der Magierschaft, den
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