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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Wiederaufbau Aradons nach der Schlacht gegen die Druiden vor Jahrhunderten oder die Entdeckung der Sturmjagd. Es waren bekannte Balladen, sodass die Sturmjäger und Magier manche Strophen mitsangen und die große Halle wie ein Bienenstock zu vibrieren begann. Hel fühlte Erinnerungen in sich aufsteigen, ohne dass sie es verhindern konnte. Gharra hatte zum Jahrestag der Magierschaft immer ein Ständchen gesungen. Er war auf die Bühne gestiegen und hatte laut und schief, aber voller Inbrunst Strumjägerlieder zum Besten gegeben. Hel konnte ihn beinahe sehen, gehüllt in seinen kostbarsten Umhang, ein uraltes Ding aus rotem Samt mit Goldborten und Schulterpolstern, die Hel ihm jährlich etwas mehr ausstopfen musste.
    »Hungrig, was?«, meldete sich eine Stimme. Sie sah sich um, konnte aber niemanden entdecken. Da schob eine Hand die wehende Fahne zur Seite und zwei runde schwarze Haarknoten kamen zum Vorschein. Darunter saß das herzförmige Gesicht einer Zwergin. Als Harlem grinste, erschienen ein paar kleine, schiefe Zähne in den Mundwinkeln. Wie immer hatte die berühmte Attentäterin sich unbemerkt angeschlichen. Allerdings war das beim tosenden Krach des Feuerwerks auch nicht schwierig.
    »Ihr seid wirklich ein trinkfreudiges Völkchen, ihr Sturmjäger«, fuhr Harlem fort und nickte den beiden Punschkelchen zu.
    »Das ist nicht alles für mich. Ich hasse Likörkirschen … die sind von Nova.«
    »Wo ist er denn?«
    Wortlos löste Hel ihren Zeigefinger vom Glas und deutete unter die Tafel. Harlem hob die Tischdecke an.
    »Hallo, Harlem.« Nova räusperte sich. Er hockte zwischen zertretenen Weintrauben auf dem Fußboden. »Würde es dir was ausmachen, das Tuch wieder runterzulassen?«
    Hel seufzte. »Sie ist gar nicht mehr hier, Nova.«
    »Wer?«, fragte Harlem. »Das Dämonenmädchen? Oder ein normales Mädchen?« Sie kicherte.
    Unsicher streckte Nova den Kopf unter der Tafel hervor und spähte in die Menge. Außer den Sturmjägern und einigen Königen und Fürsten, die für den Anlass nach Aradon gereist waren, befand sich auch die gesamte Magierschaft auf dem Fest. Mit ihrem weißen Haar und ihren fließenden Roben konnte man sie leicht verwechseln, vor allem von hinten. Für Nova war höchste Wachsamkeit geboten.
    »Sie stand eben genau dort, genau hinter dir«, stammelte er.
    Harlem trat zur Seite, damit er aus seinem Versteck krabbeln konnte. Geduckt blieb er neben Hel stehen und nahm sein Essen und den Punsch entgegen, ohne die Menge aus den Augen zu lassen. Niemand schenkte ihnen Beachtung, alle verfolgten das Feuerwerk durch die hohen Bogenfenster auf der anderen Seite des Festsaales.
    Harlem suchte sich eine Gabel von den Tabletts und begann ihre Fingernägel daran zu säubern. »Wenn du Geld hast, leg ich sie für dich um.«
    Nova wurde blass. »Wie bitte?«
    »Du kannst in Raten bezahlen. Aber das ist eine Ausnahme!«
    »Nein, wirklich, das ist nicht nötig.«
    »Keine Raten?«
    »Kein Mord!«, zischte er.
    Harlem zuckte die Schultern. Dann bemerkte sie Hels und Novas Blicke. »Nun starrt mich nicht so an, ihr zwei! Jeder gibt irgendwann den Löffel ab.« Nachdrücklich bohrte sie ihre Gabel in eine Likörkirsche, sodass der Saft herausspritzte. »Um eins klarzustellen, ich wende nur schmerzfreie Methoden an. Schmerzarme Methoden. Sonderwünsche kosten immer extra.«
    Draußen explodierten die letzten Lichter und Musik setzte ein. Es war eine bekannte Melodie, die Hel abermals in die Vergangenheit zurückzog. Als sie noch klein gewesen war, hatte Gharra manchmal dieses Lied gesungen, mit zittriger, leiser Stimme, damit sie nach einem Albtraum wieder einschlief. Kurz spürte sie ein Brennen hinter den Augen, schluckte ihre Tränen aber sofort hinunter. Sie war gut darin geworden in den letzten Monaten. So oft und unkontrolliert manche Gefühle auch über ihr zusammenstürzen mochten, meistens konnte sie sie sofort ersticken. Es war, als würde sie Sand über eine Flut kippen, wieder und wieder. Nur wenn sie alleine war, in den endlosen Stunden vor Sonnenaufgang, und nicht schlafen konnte, dann sickerte alles an die Oberfläche –
    Der Absturz der Schwalbe . Die Schreie. Das fauchende Prasseln des lebendigen Sandes. Möbel, Fensterscheiben und Menschen in der Luft –
    Hel merkte, dass sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf das Gespräch von Harlem und Nova geachtet hatte, und versuchte sich mit einem kräftigen Schluck Punsch in die Gegenwart zurückzuholen. Ein wattiges Gefühl stieg ihr in den
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