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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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sie alle nur wahrnehmen, aber nicht erkennen.
    »Womöglich hat er Verbündete oder Befehlshaber bei der Isenbewegung. Wenn jemand unter Verdacht steht, tötet ihn.«
    Harlem nickte langsam. Fragen standen ihr ins Gesicht geschrieben, doch sie zögerte. »Was ist mit den Dämonen des Alten Reichs? Ich dachte, wir sind hinter ihnen her und nicht mehr hinter den Isen.«
    »Der Ise«, knurrte Palairon, »ist der Schlüssel, um das Alte Reich zu besiegen.«
    Hel und Nova waren die Einzigen, die verstanden, was der Vorsitzende damit meinte. Außer ihnen war niemand in die Geschichte der Totenlichter eingeweiht. Eine klebrige Furcht breitete sich in Hel aus. Was genau hatte Palairon mit dem Totenlicht vor? Wollte er etwa selbst Träger des Lichts werden? Hel schluckte hörbar. Ein Dämon irgendwo in den westlichen Wäldern war ihr immer noch lieber als ein Dämon in den Türmen Aradons.
    »Was, ähm, hat die Magierschaft dann eigentlich vor mit dem … Isen?«, fragte sie. Meister Palairon durchbohrte sie mit seinem Blick.
    »Das ist eine Angelegenheit der Magierschaft, meine liebe Hel, und muss dich nicht weiter kümmern«, sagte Olowain schnell. »Es wird so sein wie bisher: Du setzt deine außerordentliche Fähigkeit ein, Lirium zu sehen, um den Dämon aufzuspüren, und um alles andere machst du dir keine Gedanken.«
    »Ich dachte, wir suchen jetzt den Isen«, schaltete sich Arill ein.
    »Dann hör auf zu denken, Söldner«, schnaubte Meister Palairon.
    »Der Ise ist ein Dämon«, erklärte Olowain leise.
    Ratlos blickte der Söldner zwischen den Magiern hin und her, bis Palairon sich mit einem Knurren erhob. »Genug der Fragerei! Ihr seid hier, um einen Auftrag zu erfüllen, und nicht, um zu diskutieren! Das ist alles.« Mit einer unwirschen Bewegung erhob er sich. Sein Zauberstab schwebte dicht neben ihm her, als er aus dem Raum verschwand.
    Hel und Nova verabschiedeten sich von den anderen, als sie im Stockwerk der Sturmjäger ankamen. Meister Olowain war im Westturm geblieben, wo die Magier ihre Unterkünfte hatten, und Kelda hatte sich längst auf den Weg in die Uferstadt gemacht. Nur Harlem und die Söldner schliefen in den Zimmern, die den Gefährten zur Verfügung gestellt worden waren. Für Hel und Nova kam es nicht infrage, sich von den anderen Sturmjägern der Liga zu trennen – alles hatte sich verändert, aber wenigstens dieses bisschen Gewohnheit wollte Hel sich bewahren.
    Der Teppich dämpfte ihre Schritte und die Müdigkeit saß ihr wie Watte in den Knien, doch ihre Gedanken waren hellwach. Jeden Tag hatte sie damit gerechnet, wieder aufzubrechen, trotzdem fühlte sie sich überrumpelt. Natürlich kam die Nachricht nicht überraschend und sie hatte lange genug Zeit gehabt, sich auf die Weiterreise einzustellen. Aber erst jetzt waren mit einem Schlag all die Zweifel und die Fragen wieder da. Wenn sie den Isen fanden, würde dessen Totenlicht in Meister Palairons Besitz wandern. Wenn sie ihn nicht fanden, würden die Dämonen des Alten Reiches womöglich sein Totenlicht rauben. So oder so wäre das Totenlicht in den falschen Händen …
    »Wenn der Ise dieselben Fähigkeiten hat wie das Dämonenmädchen, das zuvor das Totenlicht getragen hat«, sagte Nova gähnend, »können wir ihn unmöglich hierher entführen. Wie stellen die Magier sich das vor? Immerhin besitzt der Ise jetzt dämonische Kräfte.«
    Hel brummte zustimmend. Sie bogen um die Ecke und kamen in die große Speisehalle der Sturmjäger. Zwei einsame Leuchtkugeln schwebten über der Tafel und einem Heer aus Krügen und Flaschen. Wie erstarrte Tänzer schienen sie darauf zu warten, dass die Musik zurückkehrte und das Fest wieder begann. Hel hob eine Leuchtkugel aus der Luft und ließ sie verlöschen. Gerade streckte sie sich nach der zweiten aus, als ein dumpfes Rumpeln erklang. Verdutzt drehte Hel sich um. Nova war zwischen zwei Stühle gefallen. Oder gesprungen. Bevor Hel fragen konnte, ob alles in Ordnung war, hörte sie Schritte auf der Treppe. Sie drehte sich um.
    Aricaa kam die Stufen herab. Ihr prächtiges Kleid war in einer eleganten Schleife über die Brust geschlungen und fiel nach hinten zu einer Schleppe aus.
    »Ho«, sagte Hel. Mehr ließ sich von einem Hallo nicht herauswürgen.
    Aricaa blieb ein paar Stufen über ihr stehen. Das stupsnasige Gesicht der Magierin erinnerte Hel immer noch an ein Kaninchen, doch sie wirkte ernster, erwachsener als noch vor ein paar Monaten, bevor sie zu ihrer Ausbildung nach Aradon gekommen war.
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