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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Vielleicht hatte Hel aber auch nur den Eindruck, weil sie Aricaa damals so kindisch erlebt hatte – eben frisch verliebt in Nova.
    »Guten Abend, Hel«, sagte Aricaa nach einer langen Pause. Hel wunderte sich, dass sie ihren Namen überhaupt kannte. Obwohl sie zusammen von Har’punaptra bis Aradon gereist waren, hatten sie nie ein Wort gewechselt. Es war tatsächlich das erste Mal, dass sie miteinander sprachen.
    »Weißt du, wo Nova ist?« Aricaa bemühte sich um eine gefasste Miene, doch in den Falten ihres Gewandes kreuzte sie nervös die Finger.
    »Nicht, äh, direkt … er müsste irgendwo in der Nähe sein.« Hel widerstand dem Drang, zu den Stühlen zu blicken. Ein dunkler Verdacht beschlich sie, dass sein Fuß herauslugte. Vielleicht war es auch nur eine Flasche. Hoffentlich dachte Aricaa, es sei eine Flasche.
    »Ich hatte angenommen, er sei bei dir.«
    »Wieso?«, japste sie und klang wie ein Trottel.
    »Ihr seid doch immer zusammen.«
    Wenn Worte Dolche wären, dachte Hel, hätte sie jetzt ein paar tödliche Stichwunden. Sie schluckte. »Wir sind gut befreundet. Aber er war ja oft … lange krank in letzter Zeit. Also, ja.« Bei diesem ungeschickten Gestotter musste Aricaa klar sein, dass das eine Lüge war. Hel sah sie schuldbewusst an. »Er war mit seinen Gedanken ganz woanders seit den Dämonen und dem Krieg, der …«
    »Hat er dir gesagt, warum er mir aus dem Weg geht?« Aricaa reckte sich; es auszusprechen musste sie viel Mut gekostet haben.
    Hel ließ die Schultern fallen. »Er ist in einer sehr schwierigen Phase. Er mag Euch sehr, das weiß ich. Aber Nova …«
    »Ist Nova«, beendete Aricaa den Satz. Sie lächelte bitter.
    »Ich nenne ihn auch ganz gerne Windbeutel.«
    Sie sahen sich an und grinsten. Trotz allem, was zwischen ihnen stand, kam eine merkwürdige Nähe auf, flüchtig nur. Wenn Aricaa keine Magierin gewesen wäre und Hel keine Sturmjägerin und wenn es Nova nicht gäbe, hätten sie sich womöglich gut verstanden. In diesem Moment dachten sie dasselbe.
    Aricaa kam die Stufen herab. Hel fiel auf, dass die Magierin gar nicht viel größer war als sie selbst.
    »Wenn du Nova siehst, sag ihm bitte, dass ich morgen den ganzen Tag frei habe.« Sie zögerte. »Und dass ich im Aussichtsturm bei der Westbrücke bin. Und warte.«
    Hel nickte. »Ich sage es ihm. Er kommt bestimmt.«
    Aricaa atmete lang durch die Nase aus. »Danke. Weißt du, ich … wünschte, ich würde ihn kennen wie du.« Hastig ging sie an Hel vorbei. Hel hätte schwören können, dass ihr Blick über die Stelle glitt, wo Nova kauerte. Sie drehte sich um und sah Aricaa nach, die den Flur hinuntereilte, ein heller Fleck in der übermächtigen Dunkelheit. Bald war sie um die Ecke verschwunden.
    Erschöpft ließ Hel sich auf einen der Stühle sinken und fuhr sich durch die Haare. Zuletzt hatte Jureba sie ihr auf der Schwalbe geschnitten, vor mehr als einem halben Jahr. Inzwischen konnte sie sich schon einen kleinen Zopf im Nacken binden.
    Nova streckte ächzend die Beine aus und setzte sich auf, sodass er mit Hel auf einer Höhe war.
    »Du bist unverbesserlich«, murmelte sie.
    Er antwortete nicht. Dann wandte er sich ihr zu und sah sie so lange an, bis sie sich ebenfalls zu ihm drehte.
    »Aber es stimmt«, sagte er leise. »Sie kennt mich nicht wie du.«
    »Nein. Deshalb findet sie dich ja toll.«
    »Charmant wie gewohnt, Hel, trotz der späten Stunde.« Er rappelte sich auf, schlang die Arme um sie und zerzauste ihr das Haar. Hel versuchte sich aus seiner Umklammerung zu winden.
    »Es ist übrigens ein Zeichen von geistiger Unterlegenheit, wenn man seine körperliche Überlegenheit ausnutzt!«, keuchte sie, kam endlich frei, sprang die Stufen hinauf und schüttelte sich die Haare wieder glatt.
    »Wo hast du denn diesen Unsinn her?« Er lief ihr nach.
    »Bin ich selbst draufgekommen.«
    »Mit dieser Formulierung? Glaub ich nicht.«
    Sie puffte ihm gegen den Arm und Nova blieb stehen. »Hel, es ist ein Zeichen geistiger Unterlegenheit, seine körperliche Kraft einzusetzen.«
    »Zum Glück hab ich die nicht eingesetzt, sonst würdest du schon bewusstlos auf dem Boden liegen!«
    Lachend gingen sie auf ihre Schlafräume.
    Im dunklen Zimmer schälte Hel sich aus ihren Kleidern und kroch unter die Bettdecke. Ein angenehmes Gefühl, zu fallen, überkam sie. Glatte, rasche Träume zogen auf.
    Sie geht durch ein regloses Land.
    Blau gemalte Berge und Wälder am Horizont.
    Es sind Leichen. Riesenhafte Leichen einer ausgestorbenen
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