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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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ausgebeutet?
    Wieder bebte das Gemäuer, heftiger als je zuvor. Risse brachen durch die Steinwände. Plötzlich teilte sich die Decke. Felsbrocken stürzten herab, rauchschweres Sonnenlicht irrte von irgendwo weit oben zu ihnen herab. Der Turm brach auseinander, alles schwankte, wackelte und stürzte. Über ihnen erschien, gehüllt in Schwaden von Lirium, eine einzelne Gestalt. Als sie die Hände öffnete, zersprangen die Käfige der Geisterwesen, die Feenlichter explodierten zu glitzerndem Staub. Die Glasamphoren barsten und heraus schossen Heerscharen von Lymaeren und Feen.
    Hel erspürte Oyaras ganzes Leben, ihren Kampf für die Freiheit und die Kraft ihres Willens. Längst war es nicht mehr sie, die in Oyara hineingriff; Oyaras Geist war in ihr und drängte die Totenlichter zurück.
    Wie konnte dieses Leben, dieser winzige Funken, mächtiger sein als all das Lirium des Landes?
    Vernichten, du musst sie vernichten, hörte sie das undefinierbare Fauchen und Zischen der Elfen, und die Totenlichter wurden wieder stärker.
    Und dann sah sie Kelda. Mit einer anderen, trüberen Sicht, die sie längst vergessen zu haben glaubte. Kein Funke, ein Freund. Er kauerte in den Trümmern unter ihr und hielt jemanden in den Armen. Sie kannte dieses Gesicht. Aricaa! Sie war verletzt, sie bewegte sich nicht mehr. Was würde Nova tun, wenn er sie jetzt sähe? Nova …
    Befreie das Tiefe Licht! Sie müssen alle vernichtet werden!
    Nova – wie hatte sie ihn so vollkommen vergessen können! Was war mit ihr geschehen?
    War sie nicht einmal aufgebrochen, um ihn zu retten?
    Hel stöhnte. Sie durfte nicht all das Leben mit dem Tiefen Licht überschwemmen. Sie wollte es nicht. Die Funken, die in jedem Einzelnen glommen, waren keine verlorenen Teile des Ganzen; sie waren selbst Quellen des Lebens! In jedem von ihnen lag eine eigene Welt.
    Die Mächte der Totenlichter donnerten gegen alle Staudämme ihrer Gedanken, doch Hel hatte ihr eigenes Herz wiedergefunden, und während sie Oyara beobachtete, dann Kelda und Aricaa, schließlich neue, fremde, andere Gesichter, wurde ihr klar, dass auch ihr eigener Funke mächtiger war, viel mächtiger als der Wille der zornigen Erde. Auch das Tiefe Licht war nichts weiter als ein Funken, tief im Inneren der Welt. Kein Leben hatte mehr Wert als das andere, keins konnte geopfert werden für ein anderes.
    Und dann wusste Hel, was sie tun musste – sie, sie allein, mit der Macht der Totenlichter, aber nicht nach deren Willen.
    Sie hob bebend die Arme und spürte die ganze Macht der Tiefe auf sich lasten. Der Himmel füllte sich mit schwarzen Wolken. Donner übertönte den Lärm der Schlacht. Die Schiffe der Magierschaft sanken zur Erde, als das Lirium aus den Rohren barst.
    Ich rufe das Tiefe Licht , sprach Hel in Gedanken. Erde, gib dein Leben. Erfülle die Toten und gib ihnen ihren Funken zurück.
    Der Boden bebte. Die Türme der Magierschaft wackelten wie marode Knochen, die jemand in Asche gesteckt hat. Einer nach dem anderen stürzten sie nieder, die schwarzen Steine verrauchten in der Luft zu Liriumwogen; die Erde teilte sich und hervor quoll das strahlende Licht der Tiefe. Doch es griff nicht an und es vernichtete nicht. Es erfüllte die Gefallenen der Schlacht, Isen wie Menschen. Wunden schlossen sich und Herzen begannen wieder zu schlagen. Aricaa kam in Keldas Armen zu sich.
    Fast unbemerkt traten die Elfen hinter Hel, um das Wunder zu betrachten.

Neue Welt
    D as Licht wuchs bis in den Himmel und erfüllte die Welt. Wie eine Flut überschwemmte es die Erde, den Tod, und ließ nur Leben zurück. Geisterwesen, Feen und Lymaeri zerstoben in glitzernde Funkenregen. Dann sanken die Wogen zurück. Das Licht versickerte wieder in der Tiefe und nahm all das funkelnde Lirium mit sich, das nicht in Fleisch und Blut verankert war. Als die Narben im Boden sich schlossen, brach Hel zusammen. Ein Strahlen umgab sie und wurde immer schwächer. Die Totenlichter strömten aus ihrem Körper und kehrten in die Erde zurück, wie alle Magie zurückkehrte. Erschöpft schloss Hel die Augen. Das Gras lag weich unter ihren Händen. Wie schön es war, es zu fühlen. Regen goss aus den Gewitterwolken, glitt über Hel und verlor sich im Boden. Wie schön auch das war! Und wie unbeschreiblich schön, dass sie sich selbst hatte, in sich selbst steckte und das alles auf ihre Art fühlen konnte. Ihr Körper, mochte er noch so klein sein, konnte dasselbe empfinden wie das weite Land. Sie wollte, sie musste nicht eins sein mit
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