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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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der Boden teilte sich. Eine Fontäne von Liriumstrahlen und Kristallsplittern spritzte hervor – und Geisterwesen. Hunderte Feen und Lymaeri stoben ihr aus dem aufgebrochenen Turm entgegen. Wie schön sie waren! Ihre Körper zerflossen und formten sich neu in den schillernden Liriumwogen, schossen in den Himmel empor oder geradewegs in ihre Brust hinein, zu den Totenlichtern, deren mächtiger Puls die Erde zum Erbeben brachte.
    Wie schön waren all die Lichter …
    Das ist nur der Anfang! Befreie das Tiefe Licht! Rufe das Tiefe Licht!
    Ihre Hände öffneten sich. Sie spürte, wie sie die Arme hob, und ein dumpfer Paukenschlag ging durch die Erde. Tief unter ihr barsten Felsen. Hitze und Licht schwoll an, bahnte sich seinen Weg an die Oberfläche … Hel blickte hinab in die Trümmer des aufgerissenen Turms. Plötzlich nahm sie einen Funken wahr, der zu keinem Lymaerus, keiner Fee gehörte – Hel blinzelte angestrengt. Eine andere, fast vergessene Sicht kehrte zu ihr zurück. Der Funken verwandelte sich in eine Frau aus dem Isenvolk. Korngelbes Haar flammte um ihr Gesicht. Ihre Augen waren direkt auf Hel gerichtet. Durchdrangen sie mit dem unbeugsamen Willen, zu verstehen und verstanden zu werden.
    Hel hielt den Atem an. Gebannt starrte sie auf die Frau, auf diesen Funken, der so hell flackerte, und spürte, wie die Totenlichter in ihr aufbegehrten.
    Raube ihr Licht … sie ist nur ein Wesen aus Fleisch und Blut! Befreie ihr Licht von der schwachen Hülle!
    Hel griff mit Lichtfingern nach dem Lebensfunken der Isin. Doch als sie ihn berührte, kannte sie mit einem Mal die Frau, kannte alles in ihr; ihre Gedanken und Gefühle, ihre Vergangenheit, ihr Wesen. Oyara .
    Ein Mädchen von den Inseln, verloren, ihrer Sprache beraubt und in Schlachten gepeitscht. Ein Fünkchen, das nur im Verborgenen glimmen darf. Doch es erlischt nicht; es weiß, eines Tages wird es aufstrahlen, sichtbar für alle. Das Mädchen wird zur Frau, die Frau zur Kämpferin. Sie nährt ihren Verstand und ihr Herz wächst über allen Narben zusammen, wird größer und fester wie ein trainierter Muskel, wie eine Faust, die sich schützend um die einen schließt und die anderen unerbittlich zerquetscht.
    Sie sammelt ihre Brüder und Schwestern um sich, sie ist Mutter Meer; sie wiegt ihre Gefährten und umschließt sie, nährt sie mit ihrem Wissen und reißt die Türen in ihren Köpfen auf, um Licht einzulassen. Sie verschließt nichts. Sie öffnet.
    Sie führt ihre Geschwister in den Kampf, sie erobern Städte und der Funken in ihrem Herz bleibt ungebrochen, denn sie weiß: Er wird weiterleuchten, er erlischt nicht, selbst im Orkan der Gewalt. Die Heerschar der Isen reißt Liriumvorräte an sich, die emsig gehortet in menschlichen Burgen und Festungen lagern; doch sie nehmen den Rohstoff nicht an sich. Dieses Leben rauben sie nicht. Sie geben das Lirium zurück ans Land. Es ist nicht gemacht für Menschenhände, weiß Oyara – und nicht gemacht für Isenhände. Bewaffnet nur mit ihrem Willen nach Gerechtigkeit, werden sie die Welt verändern.
    Ein Gefühl regte sich in Hel, das aus dem hintersten Winkel ihrer Brust zu dringen schien und nicht aus den Totenlichtern, den wummernden Geistern des Tiefen Lichts. Es kam aus ihr selbst. Sie selbst – war tatsächlich noch da. Hel klammerte sich daran, sie durfte nicht versinken im Strahl der Totenlichter!
    Doch die Stimmen brüllten sie nieder.
    Das Tiefe Licht! Befreie das Tiefe Licht!

Das Tiefe Licht
    M utter Meer fand die Brücke, die Südturm und Westturm verband, als das erste heftige Erdbeben einsetzte.
    Sie war über das einzige ebenerdige Tor im Südturm eingedrungen und hatte sich zwölf Stockwerke erkämpft und vier Magier besiegt, die sich ihr in den Weg gestellt hatten – zum Glück nur Schüler, die gerade erst lernten, Magie zu wirken. Alle anderen Magier waren offenbar gegen das Alte Reich in den Krieg gezogen und befanden sich draußen auf den Schiffen.
    Nun hatte Oyara die Brücke erreicht, die zum Westturm führte. Im Südturm gab es nur leere Unterrichtssäle und Schlafgemächer. Der Westturm aber war das Herz der Magierschaft; hier lagerte das Wissen, das ihre Macht begründete und über all die Jahrhunderte gehütet worden war. Dort mussten sie hingelangen und die Brücke war der einzige Weg.
    Allerdings war sie gut eine halbe Meile lang und darüber kreisten die Schiffe der Magierschaft. Sie würden direkt in ihre Schusslinie geraten. So kauerten Mutter Meer und ihre
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