Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer
Autoren: Eric Frank Russell
Vom Netzwerk:
 
Die Rettungsstation
     
    Je nach ihrem geistigen oder körperlichen Zustand krochen, kletterten oder stolperten sie aus dem zerstörten Rettungsgleiter heraus. Insgesamt waren sie neun; der Gleiter war so ausgerüstet, daß zwanzig Personen darin Platz fanden, aber nur neun kamen jetzt heraus; zwei blieben im Innern zurück.
    Um sie herum erstreckte sich der Dschungel einer Welt, die für Menschen bekanntermaßen lebensbedrohend war. Von hoch oben schickte eine blaue Sonne grelle Strahlen herab, die ihren Gesichtern einen geisterhaften Schimmer verlieh und jeden veranlaßte, die Augen nur so wenig wie möglich zu öffnen. In der Luft hing ein schwerer Geruch nach Pflanzen und einigen nicht bestimmbaren Reptilien. Der Dschungel brütete lautlos vor sich hin und schien zu warten …
    Der Erste Offizier Alex Symes übernahm automatisch das Kommando. Keiner machte ihm dieses Recht streitig. Groß, grauhaarig und von einer lakonischen Art, war er der rangälteste Angehörige dieser Gruppe. Nicht, daß ein Rang unter diesen schlimmen Bedingungen viel zählte – oder wenn doch, so bestimmt nicht lange; eine Leiche hat keinen Anspruch auf Gehorsam.
    Jetzt informierte er die anderen. „Soweit ich es ausmachen kann, ist dies Valmia, der sechste Planet von ZM 17.“ Er warf einen kurzen Blick zu der gleißenden Kugel über ihnen. „Sie können nicht davon ausgehen, daß wir Glück gehabt haben. Es gibt im Kosmos eine Million nettere Welten.“
    „Wir leben“, warf Max Kessler, Captain der Dritten Wache, ein. „Das ist schon etwas.“
    „Das Problem ist, am Leben zu bleiben“, konterte Symes. „Und das ist etwas anderes.“ Nachdenklich abschätzend musterte er die anderen. „Auf dem vierzigsten Breitengrad von Valmia befindet sich unter einer Kuppel eine Rettungsstation. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, sie zu erreichen.“ Er wartete kurz, bis diese Information verarbeitet war und fügte dann hinzu: „Ich schätze, wir haben eine Strecke von eintausendsiebenhundert bis zweitausend Meilen vor uns.“
    „Vierzig Meilen am Tag“, rechnete Kessler. „Das wären fünfzig Tage. Wir werden es schaffen.“
    „Vierzig Meilen“, echote Mrs. Mihailowitsch, wobei sich ihr breites, weichliches Gesicht mit Bestürzung überzog. Sie tastete nach der Hand ihres Mannes und hielt sie fest. „Grigor, niemals können wir vierzig Meilen am Tag laufen.“
    Der untersetzte und gleichermaßen mit einem dicklichen Gesicht versehene Grigor tätschelte ihre dicken Finger. „Am besten warten wir ab, was kommt.“
    Während er sich die beiden so besah, kam Bill Mallet zu dem Schluß, daß das Schicksal es ihnen allen hätte leichter machen können. Nach seiner Meinung stand ihre Rettung auf einer zu wackligen Grundlage, als daß eine allgemeine Gerechtigkeit noch darauf Platz gefunden hätte. Viele richtige Menschen hatten ihr Leben verloren, als dieses überschnelle Felsstück die Star Queen traf und von einem Ende zum anderen aufriß. Ein fürchterliches Krachen, ein kurzes Aufheulen der ausströmenden Luft, und schon waren sie alle tot gewesen: Ainsworth, Alcock, Banks, Balmer, Blundell, Casartelli, Casey, Corrigan, ein ganzes Bataillon solcher hundertprozentigen Menschen.
    Wenn man sich dagegen betrachtete, wer vorerst noch einmal davongekommen war … Nur drei von ihnen zählten überhaupt etwas, vier, wenn man noch Feeny, den Irischen Terrier des getöteten Kapitäns Ridgeway, mitzählte. Als Stellvertretender Ingenieur der Ersten Wache und mit seinen zweihundert Pfund reichlich tätowierter Muskeln, hatte er, Bill Mallet, ein gewisses Recht darauf, als Überlebender ausgesucht worden zu sein, wer oder was immer diese Wahl getroffen hatte. Dasselbe galt für Symes und Kessler, beides gute Männer und außerdem verläßlich, erfahren und gebildet.
    Was den Rest betraf, nun, es gab unzählige andere Fälle, die eine Rettung verdient gehabt hätten und die jetzt zerplatzt und starr im Weltall herumflogen. Diese Mihailowitschs, zum Beispiel – sie waren Flüchtlinge aus einem Dorf elender Hütten, für die sie wahrlich keine Verzierung gewesen waren. Träge, kurzsichtig und dumm. Einfache Erdlinge, alt, häßlich und ohne sichtbaren Wert. Nicht einmal Englisch konnten sie richtig sprechen.
    Am ersten Tag ihres Fluges war er Mrs. Mihailo-witsch auf einem Gang begegnet, und sie hatte sich von einem Surren und Klopfen ängstigen lassen und ihn panisch gefragt: „Was ist das?“
    „Das“, hatte er mit einer Geringschätzung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher