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Sturm über der Wüste

Sturm über der Wüste

Titel: Sturm über der Wüste
Autoren: Linda Lael Miller
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tut.“
    Eine florierende Literaturagentur in Los Angeles, ein Haus in Pacific Palisades, Freunde, einen alternden Vater, ein Leben. Konnte sie das alles aufgeben, um in einer kleinen, entlegenen Stadt in Arizona zu leben?
    „Lucas wird ein beachtliches Vermögen erben“, fuhr Psyche fort. Sie musterte Mollys Kleidung und den abgenutzten Rucksack. „Ich weiß nicht, wie Ihre finanzielle Situation aussieht. Aber ich bin bereit, Sie großzügig zu unterstützen, bis Lucas volljährig ist. Wenn Sie wollen, können Sie aus diesem Haus auch eine Frühstückspension machen.“
    „Das wird nicht nötig sein“, entgegnete Molly. „Dass Sie mich unterstützen, meine ich.“ Erstaunlich, wie schnell lebensverändernde Entscheidungen getroffen werden konnten, wenn der Einsatz hoch genug war. Die meisten ihrer Klienten würden ungehalten auf die Tatsache reagieren, dass sie künftig von Indian Rock aus ihren Geschäften nachging. Manche würden ihren Vertrag kündigen. Aber das spielte keine Rolle. Molly besaß – trotz ihres Lebensstils – ein pralles Bankkonto. Außerdem konnte sie mit fortdauernden Einnahmen von den Büchern rechnen, die sie bereits verkauft hatte.
    „Gut“, sagte Psyche, zog ein Taschentuch aus dem Morgenmantel und wischte sich über die Augen.
    Einen Moment saßen die beiden Frauen schweigend da.
    „Warum haben Sie Lucas weggegeben?“, fragte Psyche schließlich. „Warum wollten Sie ihn nicht?“
    Warum wollten Sie ihn nicht? Molly zuckte zusammen. Nichts hatte sie sich sehnlicher gewünscht, als Lucas zu behalten. Ihn aufzugeben war wohl ihre Art von Selbstbestrafung gewesen – genau wie statt des Flugzeugs den Bus zu nehmen. „Ich dachte, es wäre besser für ihn, mit Vater und Mutter aufzuwachsen“, antwortete sie. Das war nicht die ganze Wahrheit, doch im Moment hatte sie nicht mehr zu bieten.
    „Ich hätte mich von Thayer scheiden lassen“, murmelte Psyche, „wenn es Lucas nicht gegeben hätte.“
    „Ich wusste nicht …“, begann Molly, doch ihre Stimme brach ab.
    „Dass Thayer verheiratet war?“, beendete Psyche ihren Satz.
    Molly nickte.
    „Das glaube ich Ihnen. Haben Sie meinen Mann geliebt, Molly?“
    „Das dachte ich zumindest.“ Sie hatte Thayer auf einer Party in Los Angeles kennengelernt. Sein gutes Aussehen, sein Charme und sein scharfer Verstand hatten sie einfach umgehauen. Die Schwangerschaft war ein Unfall gewesen. Doch einer, der sie überglücklich gemacht hatte – bis sie Thayer davon erzählte.
    „Mein Anwalt hat bereits die Papiere vorbereitet“, meinte Psyche. Sie versuchte aufzustehen, war aber zu schwach dazu. „Bestimmt wollen Sie sie von Ihrem eigenen prüfen lassen.“
    Molly nickte, erhob sich und half Psyche beim Aufstehen.
    Als ob sie einen Radar besäße, erschien Florence in der Küche, schob Molly zur Seite und schlang einen starken Arm um Psyches Taille. „Ich bringe Sie hinauf“, erklärte sie.
    „Molly“, bat Psyche ein wenig atemlos, „kommen Sie mit. Es ist an der Zeit, dass Sie Lucas kennenlernen. Florence, zeigen Sie Molly bitte ihr Zimmer und helfen Sie ihr beim Auspacken.“
    Florence warf Molly einen harten Blick zu. „Wie Sie wollen, Miss Psyche“, erwiderte sie.
    In einem Fahrstuhl mit einer altmodischen Gittertür zuckelten sie nach oben in den zweiten Stock.
    „Durch diese Tür“, sagte Psyche.
    Erneut musste Molly an sich halten, um nicht loszurennen. Zu Lucas, ihrem Sohn, ihrem Baby.
    Im Kinderzimmer stand ein Schaukelstuhl vor einem großen Fenster. Die Regale waren vollgestopft mit Bilderbüchern und Spielzeug. Molly starrte auf das Kinderbett und den kleinen Jungen, der aufrecht stand und sich an den Gitterstäben festhielt. Er beäugte sie neugierig. Am liebsten hätte sie ihn an sich gerissen. Doch sie stand still vor ihm und wartete, bis er sie mit ernstem Blick gemustert hatte.
    „Hi“, begrüßte sie ihn dann lächelnd. „Ich bin Molly.“
    Deine Mutter .
    Keegan McKettrick stand ungeduldig neben seinem schwarzen Jaguar und wartete darauf, dass der Tank voll war. Dabei betrachtete er die Designerkoffer, die zwischen dem Zeitungsstand und den Propankanistern standen. Selbst aus dieser Entfernung erkannte er, dass es sich um keine billigen Imitate handelte. Wem immer sie gehörten, er war vermutlich mit dem Vier-Uhr-Bus aus Phoenix gekommen. Während er darüber nachdachte, bog ein Wagen vom Highway ab und fuhr auf die Tankstelle. Am Steuer saß Florence Washington.
    Am liebsten hätte er sich in seinen Wagen
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