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Sturm über der Wüste

Sturm über der Wüste

Titel: Sturm über der Wüste
Autoren: Linda Lael Miller
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gesetzt und wäre davongefahren. Doch das ging gegen seinen persönlichen Ehrenkodex. Er wusste, dass Psyche Ryan, geborene Lindsay, wieder in der Stadt war. Wusste, dass sie nach Haus gekommen war, um zu sterben. Ein paar Mal hatte er überlegt, sie zu besuchen, wagte es jedoch nicht, weil er sie nicht stören wollte. Wenn sie so krank war, wie man erzählte, musste sie praktisch das Bett hüten.
    Der Wagen hielt neben den Propankanistern und den Louis-Vuitton-Koffern. Keegan straffte die Schultern, als Florence unheilvoll in seine Richtung starrte. Energisch rief er sich in Erinnerung, dass er ein McKettrick und Angriff die beste Verteidigung war. Und mit einem Lächeln steuerte er auf sie zu.
    Im nächsten Moment ging die Beifahrertür auf und eine schlanke Frau mit schulterlangem honigfarbenem Haar stieg aus. Keegan sah sie an, sah weg, begriff, wer sie war und sah wieder zu ihr. Er spürte, wie das Lächeln auf seinen Lippen erstarb und vergaß es, Florence zu fragen, ob Psyche Besuch empfangen könne.
    Mit zusammengebissenen Zähnen umrundete er den Wagen und stellte sich vor Thayer Ryans Geliebte.
    „Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen?“, knurrte er. An ihren Namen erinnerte er sich nicht. Sehr wohl jedoch daran, dass er ihr vor einiger Zeit in einem eleganten Restaurant in Flagstaff über den Weg gelaufen war. Sie hatte mit Ryan, diesem Mistkerl, an einem Tisch gesessen und ein enges, schwarzes Cocktailkleid und Diamanten getragen. Letztere waren zweifellos ein Geschenk ihres verheirateten Geliebten und sicherlich mit Psyches Geld bezahlt, da Ryan selbst keinen roten Heller besessen hatte.
    Erschrocken wich die Frau zurück. Röte überzog ihre Wangen, und die grünen Augen flackerten schuldbewusst. Doch dann wurde ihr Blick ruhig und ein wenig trotzig.
    „Keegan McKettrick“, sagte sie und versuchte, an ihm vorbeizugehen.
    Aber er versperrte ihr den Weg. „Sie haben ein gutes Namensgedächtnis“, knurrte er. „Ihren habe ich hingegen vergessen.“
    Inzwischen hatte Florence den Kofferraum geöffnet, vermutlich, um das Gepäck einzuladen. „Muss ich das vielleicht allein tun?“, fragte sie ihn spitz.
    Endlich erinnerte er sich wieder an seine guten Manieren – zumindest teilweise. „Heute Abend geht noch ein Bus“, sagte er zu der Frau, an deren Gesicht und Körper er sich verteufelt gut erinnerte.
    „Molly Shields“, erklärte sie mit erhobenem Kinn. „Und ich fahre nirgendwo hin. Wären Sie so nett, mir aus dem Weg zu gehen, Mr. McKettrick?“
    Keegan neigte sich ein wenig vor. Molly Shields war einen Kopf kleiner als er. Außerdem brachte er mindestens fünfzig Pfund mehr auf die Wage. Doch sie rührte sich nicht von der Stelle, was ihm einen gewissen Respekt abnötigte.
    „Psyche ist krank“, sagte er scharf. „Das Letzte, was sie jetzt braucht, ist ein Besuch von der Geliebten ihres verstorbenen Mannes.“
    Obwohl das Rot auf ihren Wangen sich noch vertiefte, musterten die grünen Augen ihn herablassend. „Treten Sie zur Seite.“
    Im nächsten Moment stieß Florence ihm einen Finger in die Brust.
    „Keegan McKettrick! Entweder machen Sie sich nützlich und laden die Koffer ein, oder Sie verschwinden. Und falls Ihr voller Terminkalender es erlaubt, sollten Sie bald einmal vorbeikommen und Psyche Hallo sagen. Sie würde sich freuen.“
    Augenblicklich wurde Keegans Gesichtsausdruck weicher. „Wie geht es ihr?“
    Molly nutzte die Gelegenheit, um sich an ihm vorbeizudrücken und einen ihrer Koffer zu schnappen.
    „Sie ist sehr krank“, antwortete Florence mit Tränen in den Augen. „Sie hat Molly eingeladen. Darüber bin ich genauso wenig glücklich wie Sie, aber ich schätze, sie hat einen guten Grund. Und ich wüsste ein wenig Entgegenkommen von Ihrer Seite durchaus zu schätzen.“
    Keegan nahm zwei der fünf Koffer an ihren schicken Griffen und warf sie ohne viel Federlesens in den Kofferraum. Bei alldem ignorierte er Molly Shields geflissentlich.
    „Richten Sie Psyche bitte aus, dass ich vorbeikomme, sobald sie sich gut genug fühlt, um Besuch zu empfangen.“
    „Meistens hält sie sich bis gegen zwei Uhr nachmittags ganz gut. Sie könnten morgen um die Mittagszeit vorbeikommen. Ich werde für Sie beide ein kleines Mittagessen auf der Sonnenveranda anrichten.“
    „Das klingt wunderbar.“ Damit riss er Molly den Koffer aus der Hand, um ihn zu den anderen zu werfen.
    Wütend starrte sie ihn an.
    Er ignorierte sie weiter.
    „Wenn wir schon mal hier sind, nehme ich
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