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PR 2655 – Garrabo schlägt Phenube

PR 2655 – Garrabo schlägt Phenube

Titel: PR 2655 – Garrabo schlägt Phenube
Autoren: Arndt Ellmer
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1.
     
    Mit dem Erwachen kehrte der Schmerz zurück – und ein winziges Bruchstück seiner Erinnerung.
    Er glaubte ein Geräusch zu hören wie berstendes Glas.
    Eine Woge schwemmte sein Innerstes an die Oberfläche, schleuderte es dorthin, wo es die schlimmsten Qualen durchlitten hatte. Er glaubte fremde Gedanken in sich zu erkennen, die sich zwischen die eigenen drängten, jeder einzelne ein feuriger Stich.
    Er wollte dagegen ankämpfen – vergeblich. In ihm war keine Kraft, kein Leben. Das Sein floss aus ihm hinaus, die fremden Gedanken versiegten.
    Für einen winzigen Augenblick schien seine Welt stillzustehen. Der Druck in seinem Innern ließ nach, das Bild einer brennenden, zerbrechenden Mauer verblasste. Ihre Steine setzten sich zusammen, als liefe die Zeit rückwärts. Einer leuchtete hell wie ein Stern. In dem grellen Schein entdeckte er ein Gesicht. Er kannte es. Es gehörte Tormanac da Hozarius, einem Arkoniden. Er wollte ihm die Hand entgegenstrecken, damit dieser Mann ihm half.
    Es gelang ihm nicht. Er war zu schwach, auch nur einen Finger zu rühren. Das Gesicht zerfaserte, der Stern erlosch. Dunkelheit umfing ihn wieder, aber dieses Mal verlor er das Bewusstsein nicht.
    Dafür versiegte der Schmerz, ohne etwas zu hinterlassen.
    Dieses Gesicht ... Seine Gedanken kämpften sich wie durch zähen Sirup voran. Das bin ich! Ich bin Tormanac da Hozarius! Aber wo bin ich?
    Ein glühender Stich jagte durch sein Bewusstsein. Erneut schmerzte es, als rissen unsichtbare Klauen sein Innerstes entzwei.
    Eine Stimme sprach. Sie drückte ihr Bedauern aus. Viermal in hundert Arkonjahren hatte es nicht funktioniert. Er hatte die höchste Stufe der ARK SUMMIA nicht geschafft. Sein Extrasinn war nicht aktiviert worden.
    Wo bin ich?, wiederholt er die Frage. Er sah nichts, er hörte nichts, sein Körper war taub, die Nerven abgestorben.
    Wieder stach ein Erinnerungsfetzen auf ihn ein, der Tod Shallowains. Auch das schmerzte, aber es war ein anderer Schmerz. Shallowain der Hund, hatte versucht, das Beste aus der misslungenen Karriere seines Schützlings zu machen.
    Eine Karriere, die nun zu Ende war, weil Fremde Tormanac in ihre Gewalt gebracht hatten. Er hielt sie für jene Wesen, die Herm Porlt als Badakk bezeichnet hatte. Tormanac da Hozarius wusste den Namen wieder, und gleichzeitig erinnerte er sich an das Becken, in das sie ihn gelegt hatten. Ich muss da raus!
    Die Flüssigkeit war in seinen Körper eingedrungen, gefolgt von fremden Gedanken. Er suchte sie und fand sie nicht. Das Gefühl, dass etwas aus ihm hinausfloss, blieb hingegen.
    Ich habe einen Fehler gemacht, dachte er. Ich habe nicht auf den Rat Ghlesduuls gehört.
    Nun war es zu spät.
    Tormanac da Hozarius wurde kalt. Er schien auf einer Eisfläche zu liegen. Der Gedanke, eingefroren zu werden, löste Panik in ihm aus. Er wollte den Körper herumwerfen, damit er auf dem Bauch zu liegen kam und sich schneller aufrichten konnte. Die Paralyse ließ es nicht zu.
    Ich bin ein schlechter Garrabo-Spieler. Ich hätte zuvor den nächsten und den übernächsten Schritt bedenken sollen.
    Die Sternengötter gaben ihm keine zweite Chance.
    Bostich, ich habe dich enttäuscht!
    Die Furcht, von der glorreichen Familiengeschichte für alle Zeiten totgeschwiegen zu werden, verlieh ihm neue Kraft. Er versuchte die Finger zu bewegen – es klappte. Er schob einen Arm von sich, auch das funktionierte. Nach und nach wich die Lähmung von ihm. Sie tat es nicht ganz, aber immerhin gelang es ihm in einem ersten Schub, seine Nervenbahnen so zu aktivieren, dass er seinen Körper wieder spürte.
    Wie von fern hörte er ein Murmeln – von einem Bach oder von Stimmen. Eigentlich hätte er längst tot sein müssen. Ohne zu atmen, hielt es ein Arkonide nicht lange unter Wasser aus und schon gar nicht in dieser gallertartigen, schleimigen Flüssigkeit, in die man ihn versenkt hatte.
    Die Sternengötter hatten ein Einsehen.
    Durch die geschlossenen Lider drang Helligkeit. Sein Schluckreflex setzte ein. Tormanac da Hozarius spürte einen Luftzug an der Nase und atmete vorsichtig ein. Es war reine Luft, die in seinen Rachen und die Luftröhre strömte, nichts Flüssiges, kein Schleim.
    Etwas war anders als erwartet. Er suchte nach einer Erklärung. Das Notsignal fiel ihm ein, das er ausgelöst hatte.
    Probeweise öffnete er ein Auge, dann das zweite. Er lag mit dem Gesicht nach unten und ausgebreiteten Armen da. Der grau-braun gesprenkelte Untergrund roch nach einem Desinfektionsmittel. Das
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