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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland
Autoren: Frances G. Hill,
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Mädchenstimmen, hoch und fein. Aus den Augenwinkeln schien der Blick hell gekleidete Gestalten zu erhaschen, aber wenn man den Kopf wandte, war dort niemand. Wind erhob sich aus dem Nichts und wirbelte Staub auf, der sich kitzelnd auf der Haut niederließ und in die Kleider kroch. Mückenschwärme, die unsichtbar und lautlos um ihre Köpfe schwirrten. Geisterhände, die an Jackensäumen zupften. Klingelndes Lachen, das aus der Luft kam.
    Die beiden Männer fielen in zuckelnden Trab. Ohne sich anzusehen, ohne einen Blick nach rechts oder links zu wagen, ohne sich abzusprechen, rannten sie schließlich wie von Dämonen gejagt den Pfad entlang. Ihre Rucksäcke hüpften auf und ab, rappelten, klapperten und schepperten, die Absätze schlugen auf den Boden, und in ihren Hosentaschen klingelten die Münzen. So galoppierten die beiden Burschen keuchend den Waldpfad hinunter und verschwanden hinter der Biegung, an der der Weg aus dem Waldgebiet hinausführte ins offene Land.
     
    Alana und Garnet lagen sich in den Armen, haltlos lachend, wischten sich Tränen aus den Augen, rangen nach Luft und hielten sich die Seiten.
    »Was für ein Spaß«, keuchte Alana, als sie wieder sprechen konnte. »Hast du ihre Gesichter gesehen?«
    »Ihnen sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen«, ächzte Garnet und hielt sich den Bauch. »Und was für ulkige Geräusche sie gemacht haben! Ach, Alana, so habe ich schon lange nicht mehr gelacht.«
    Immer noch kichernd machten die beiden Elfenmädchen sich auf den Rückweg.
     
    Irgendetwas Ungewöhnliches musste vorgefallen sein. Garnets Mutter, die Stallmeisterin Ugane, stand im Hof und schimpfte den schlaksigen Pferdeburschen Sadran aus. Der ließ mit hängenden Armen und niedergeschlagenem Blick das Donnerwetter über sich ergehen.
    »Uh«, machte Garnet und zog den Kopf ein. »Mama hat schlechte Laune!«
    Uganes hitziges Temperament, das zu ihren flammend roten Haaren passte, war im Haushalt des Elfenedlen Gondiar bekannt und gefürchtet. Noch nicht einmal er wagte es, sich mit seiner Stallmeisterin anzulegen, und nur Daina, Alanas Mutter, gelang es gelegentlich, einen Wutausbruch Uganes zu dämpfen.
    Garnet zog Alana am Ärmel hinter die Hausecke. »Wir schleichen durch den Küchengarten«, flüsterte sie. »Ich habe keine Lust, ihr in die Arme zu laufen. Wenn sie in der Stimmung ist, lässt sie mich gleich den Stall ausmisten. Oder mein Zimmer aufräumen. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.« Sie prustete.
    Alana hörte nicht hin. Sie linste um die Ecke und beobachtete die Stallmeisterin, die jetzt mit langen Schritten zu den Stallungen eilte. »Es sind Fremde gekommen«, flüsterte sie. »Schau, Garnet. Da steht ein Grauschimmel, den ich nicht kenne.«
    Garnet reckte neugierig den Hals. »Du hast recht. Einen so schönen Hengst besitzt keiner unserer Nachbarn«, erklärte sie fachkundig. »Der könnte aus Auberons Stall stammen. Schau nur, was für schlanke Fesseln er hat.«
    Alana schmunzelte. Garnet war ganz und gar die Tochter ihrer Mutter, auch wenn sie das nicht gerne hören mochte.
    Eine Hand packte Alanas Nacken und schüttelte sie. »Was schnüffelt ihr hier herum, ihr Kröten?«, brummte eine Stimme im tiefsten Bass. Alana erstarrte, aber als der Sprecher ein Kichern folgen ließ, das gar nicht zu der Brummstimme passen wollte, fuhr sie herum, schüttelte die Hand ab und fauchte: »Aindru, du – du riesengroßes Trampeltier!«
    Ihr Bruder grinste auf sie herab. »Sag schon, was treibt ihr beide hier?«
    »Das geht dich überhaupt nichts an«, gab Alana zurück. »Spiel dich bloß nicht so auf. Was hat dich aus deiner Höhle geholt, du Bücherwurm?«
    Aindru lachte, nicht im Mindesten gekränkt. »Ich habe dich gesucht. Vater hat nach uns geschickt, aber du warst ja wieder verschwunden, kleine Kratzbürste.«
    Alana warf den Kopf zurück und murmelte etwas, das wie »Aufspielen« und »nur zwei Sommer älter« klang, aber Aindru schenkte seine Aufmerksamkeit schon voll und ganz einer anderen. »Ah, Garnet«, sagte er.
    »Aindru«, erwiderte das Elfenmädchen beiläufig. Ihr ungeteiltes Interesse galt dem Grauschimmel, den Sadran gerade über den Hof führte. Aindru wartete einen Moment lang, ob Garnet sich ihm doch noch zuwenden würde, dann zuckte er mit den Achseln und stupste Alana an. »Jetzt komm endlich. Vater wartet schon.«
    Die beiden Elfen liefen nebeneinander über den Hof, der rundum von dem niedrigen, reetgedeckten Gebäude umschlossen wurde.
    Als die Geschwister
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