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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland
Autoren: Frances G. Hill,
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Eltern aufgebaut hatten.
    Sein Vater stand hoch aufgerichtet vor ihnen und schützte mit ausgestrecktem Arm seine Mutter vor den Schwertern, die sich auf sie beide richteten.
    Der Junge hob die Faust an den Mund und erstickte ein Stöhnen. Was konnte er tun?
    »Du hast die Stirn, dich auf Auberon zu berufen?«, sagte einer der Fremden. Der Junge sah, dass es fünf waren. Drei von ihnen waren bewaffnet und in strenge, schwarze Gewänder gekleidet, die ihre hellen Haare aufleuchten ließen. Der Junge sah, dass einer der drei eine Frau sein musste, denn sie trug das lange Haar nicht wie die beiden anderen zu einem dicken Knoten gebunden, sondern hatte es in einen Zopf geflochten.
    Die beiden unbewaffneten Männer standen etwas abseits und schienen zu beratschlagen. Einer war hochgewachsen und breitschultrig, hatte schulterlanges rotblondes Haar, das im Licht der Kerzen schimmerte wie dunkles Gold, und trug einen blaugrünen Mantel aus weichem Samt über derbem Reitleder. Der andere war in graues Tuch gekleidet, hatte einen mitternachtsdunklen Mantel nachlässig über die Schulter geworfen und fuhr sich mit den gekrümmten Fingern seiner linken Hand immer wieder über seinen kurz geschorenen, dunklen Kopf, als wäre er unruhig oder in Gedanken verloren.
    Der Junge konnte ihre Gesichter nicht erkennen, weil sie genau unter ihm standen. Er hörte den Hellhaarigen leise sagen: »Wir können sie nicht einfach laufen lassen. Es tut mir leid, alter Freund, aber es wäre eine fatale Dummheit, wenn wir sie nicht hier und jetzt töten.«
    »Ich habe dich noch nie um etwas gebeten«, entgegnete der andere und seine tiefe Stimme klang wie eine Glocke. »Soll ich mich vor dir niederwerfen und deine Knie umfassen, wie es in den alten Geschichten geschrieben steht?«
    Der Blonde lachte leise, aber es klang nicht freundlich. »Du verlangst viel«, sagte er.
    »Zu viel?«, entgegnete der Dunkle. »Bedenke doch, was ihr Tod für Konsequenzen hätte. Was ist mit ihrem Kind? Der Junge ist noch halbwüchsig. Willst du ihn etwa auch töten?«
    Diese letzten Sätze waren etwas lauter erklungen als der vorangegangene gedämpfte Wortwechsel.
    Der Junge schluckte, denn nun schob seine Mutter den Arm seines Vaters heftig beiseite und trat zu den beiden Männern, ohne die auf sie gerichteten Schwerter zu beachten. »Ich flehe Euch an«, rief sie, »verschont meinen Sohn. Er hat Euch nichts getan, er ist unschuldig und unwissend. Verschont sein Leben, ich bitte Euch.« Sie machte Anstalten, sich vor dem Blonden auf die Knie zu werfen, doch der Dunkle hielt sie fest und hinderte sie daran. »Sei still, Audra«, herrschte er sie an und seine Stimme knarrte vor unterdrücktem Zorn.
    Der Junge sah, wie der Dunkle die Hand hob, als wolle er sie schlagen. Er vergaß, dass er sich verbergen wollte, um herauszufinden, wie er seinen Eltern helfen konnte, und zerrte unbeherrscht an den Zweigen des Dachgeflechts. Die drei Bewaffneten hoben die Köpfe. Die Frau zeigte auf das Loch im Dach und rief: »Dort!«
    Der Mann neben ihr hob ein langes Rohr an die Lippen und stieß seinen Atem hinein. Etwas schoss heraus und schlug gegen die Schulter des Jungen. Er taumelte, griff danach und sah, wie seine Finger in einer klebrig weißen Masse versanken. Er zog sie heraus, wobei lange Fäden der Masse an ihnen hängen blieben, und sprang auf, aber das weiße Geflecht hatte sich schon über seine Arme und seinen Oberkörper verteilt und spann ihn ein wie eine Spinne die Fliege, die in ihrem Netz gelandet war. Einige Atemzüge später war er vollkommen eingehüllt von weißen, zähen Fäden, die nicht länger klebrig und beweglich waren, sondern sich zu einem eisenharten Gespinst zusammengezogen hatten. Er hörte noch, wie jemand rief: »Schnell, holt ihn da herunter«, bevor das Gespinst seine Augen, Ohren und seinen Mund bedeckte und ihm so die Luft nahm, dass ihm die Sinne schwanden.

N
ach so langer Zeit der Ruhe und des Friedens wieder ein Anschlag auf den König! Allerdings ist es diesmal gelungen, die Verschwörung aufzudecken, ehe die Attentäter ihre finsteren Pläne ausführen konnten. Auberon raste vor Wut. Edelleute, Elfen aus seinem nächsten Umkreis, aus seiner eigenen Sippe hatten sich gegen ihn verschworen! Einen nach dem anderen hat er mit seinen Jägern aus ihren Schlupflöchern getrieben und gestellt. Sie sollen allesamt öffentlich hingerichtet werden und keiner seiner Ratgeber vermag seinen Sinn zu ändern.
    Auberon ist ein gerechter, ein milder und
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