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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland
Autoren: Frances G. Hill,
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für eine Geschichte? Ein fremder Cousin, der bei ihnen leben sollte, mit ihnen essen, zu dem sie freundlich sein mussten, der mit ihnen ...
    »Soll er etwa auch von Erramun unterrichtet werden?«, platzte sie heraus.
    Wieder wechselten Daina und Gondiar Blicke. »Ich weiß nicht«, begann Gondiar, und Daina sagte energisch: »Natürlich wird er Unterricht bekommen. Er ist so alt wie Aindru. Das passt doch sehr gut.«
    »Wir wissen doch, wie er aufgewachsen ist«, gab Gondiar zu bedenken. »Sie haben dort im Schattenwald weitab von jeder Ansiedlung gehaust. In einer schmutzigen Baumhütte, wie Bettelvolk!« Aus seiner Stimme klang ungläubiger Abscheu.
    »Ich verstehe nicht, warum meine Schwester sich für dieses Leben an der Seite von Farran entschieden hat«, erwiderte Daina gefasst. »Aber ich schäme mich, dass ich meine Schwester so lange verleugnet habe und nicht bei ihr war, als sie wahrscheinlich meine Hilfe gebraucht hätte. Und ich bin absolut sicher, dass es keine ›schmutzige Hütte‹ war, in der sie mit ihrer Familie lebte. Ein kleines, einfaches Haus, ja. Aber deshalb sind sie noch lange kein Bettelvolk!« Ihre Augen blitzten und Gondiar zog ein wenig den Kopf ein. Alana und ihre Mutter glichen sich nicht nur in ihren lieblichen Zügen, sondern auch in der scharfen Zunge, die sich darin verbarg wie eine Klinge in einem Samtfutteral.
    Der Schattenwald. Alana spitzte die Ohren. Wie aufregend musste es sein, in diesem verzauberten Wald zu leben, zwischen Einhörnern, Goldhirschen und Wechselhörnchen, Wurzelgnomen und Dämmerwichten! Erramun hatte ihnen oft davon erzählt: von den Wutweiden am Rand des Waldes, an denen ein unvorsichtiger Wanderer sich üble Verletzungen einhandeln konnte, und den Feuerbuchen mit ihren brennenden Kronen, von den Steineichen, die so langsam wuchsen wie ein Gebirge und deren Blätter aus schimmerndem Kristall messerscharfe Kanten besaßen. Im Schattenwald gab es stille Senken, in denen dicke, weiche Moospolster zum Ausruhen einluden; aber wehe, wenn der müde Wanderer sich darauf niederließ! Die Moosbolde mit ihren langen Armen und Spinnenfingern umklammerten dann seine Glieder und zogen ihn hinab, als wären Moos und fester Waldboden nichts als feiner Dunst und Nebelschwaden.
    Sogar sonnengesprenkelte Lichtungen konnte man mitten im dunklen Wald finden, auf denen die Baumgeister tanzten. So zart, zerbrechlich und durchsichtig waren sie, aber sie konnten jeden Eindringling in einen Schlaf singen, aus dem er nie mehr erwachte. Eingesponnen von den Nebelspinnen lag er dann dort, bis sein Körper von Moos, Efeu und kriechendem Gesträuch ganz und gar überwuchert war.
    »Alana?«, riss die Stimme ihres Vaters sie aus ihren Tagträumen. Er sah sie erwartungsvoll an.
    »Ja?«
    Gondiar schüttelte tadelnd den Kopf, aber sein Blick war liebevoll. »Sonnenkind, du hast wieder geträumt. Ich habe dich und deinen Bruder gebeten, dass ihr eurem Cousin heute nach dem Essen das Anwesen zeigt.«
    Alana nickte widerwillig, denn eigentlich hatte sie mit Garnet zum Seerosenteich reiten wollen. Aber dann siegte die Neugier über das Missvergnügen und sie blinzelte ihrem Bruder zu. Ob der fremde Cousin wohl jemand war, mit dem man etwas unternehmen konnte? Manchmal war es ein wenig langweilig, immer nur in Garnets oder Aindrus Gesellschaft zu sein. Alana mochte sie wirklich gerne, aber die beiden waren die einzigen Gleichaltrigen auf dem Anwesen, und deshalb hatten die drei jungen Elfen kaum eine andere Wahl, als sich zu mögen.
    Gondiar erwiderte ihr Nicken mit einem erleichterten Lächeln. »Gut, dann werdet ihr Ivaylo beim Essen kennenlernen. Ich bin sicher, dass ihr euch gut verstehen werdet. Immerhin ist er euer Cousin.«
    Er stand auf und nahm seinen Mantel über den Arm. »Ich gehe mich dann fürs Essen umkleiden, Daina.«
    Sie lächelte und griff nach seiner Hand. »Das Badewasser wartet schon auf dich, mein Herz.«
    Die Eltern gingen in den Garten hinaus, und Alana fuhr zu ihrem Bruder herum, der gedankenverloren an einem Wandbehang herumzupfte. »Wusstest du davon?«
    Aindru betrachtete den Faden, den er aus dem Wandbehang gezogen hatte, als hätte er etwas ganz besonders Interessantes in den Fingern. »Nein«, sagte er. »Ich habe nichts gewusst.«
    Er warf den Faden weg. »Vor dem Essen gehe ich noch schnell in die Bibliothek. Erramun wollte mir ein Buch über Heilpflanzen heraussuchen, das ich noch nicht gelesen habe.«
    Alana erwischte ihn beim Ärmel, bevor er das Zimmer
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