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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland
Autoren: Frances G. Hill,
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Genugtuung, dich weinen zu sehen.« So rau seine Worte auch klangen mochten, er legte seinen Arm um ihre Schulter und strich ihr mit einer hilflosen Geste übers Haar.
    Der Jäger packte Farrans Hände und fesselte sie. Dann tat er dasselbe mit Audra und sah mich fragend an.
    »Warte«, sagte ich. »Audra, deinem Jungen geht es gut. Ich habe ihn zu Daina und ihrer Familie gebracht.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Zu Daina«, sagte sie erstickt. »Ach.« Sie wandte sich heftig ab und barg ihr Gesicht an Farrans Schulter.
    »Verbinde ihnen die Augen«, wies ich den Jäger an. Ich drehte mich zur Tür und rang um Fassung. Mein König, war dir bewusst, welch schwere Bürde du auf meine Schultern lädst?
    Vor der Tür warteten zwei Jäger auf uns, die Farran und Audra zu den wartenden Pferden führten. Sie halfen ihnen in den Sattel, saßen dann selbst auf und schlangen sich die Zügel der Pferde, auf denen die beiden Gefangenen saßen, um die Handgelenke. So geführt, ritten wir vom Hof. Wir ließen den Königsstein hinter uns und machten uns auf den Weg zum Hain der Wartenden, der im Süden des königlichen Forstes lag.
     
    Der Hain der Wartenden – das ist eine Gruppe von alten Eichen und Buchen, die seit undenklichen Zeiten über ein stilles Tal wacht. Ein Bach fließt durch diesen Hain, Vögel nisten dort, Rehe äsen zwischen den Bäumen, Eichhörnchen springen durch das Geäst, und in den Wurzeln der Bäume leben Familien von Mäusetrollen, die mit piepsigen Stimmen und emsigen Geräuschen die Stille des Hains stören.
    Die Jäger durften diesen Ort nicht betreten, deshalb befahl ich ihnen, mit den Pferden auf mich zu warten, und führte die beiden Verurteilten alleine den moosbedeckten Pfad hinab. Beide folgten mir wortlos und mit schleppenden Schritten.
    Im Herzen des Hains, unter zwei Buchen, die so dicht nebeneinander wuchsen, dass ihre Kronen sich zu einer einzigen vereinten, hieß ich sie anhalten. Ich zögerte, dann nahm ich ihre Augenbinden ab. Zumindest das konnte ich für sie tun – sie sollten einander noch einmal sehen, bevor ich die Verbannung vollstreckte.
    »Bei allem, was ihr getan habt – es tut mir leid«, hörte ich mich sagen. »Audra, Farran, ich werde mich um euren Jungen kümmern so gut ich kann.«
    Sie nickte nur. Ihre Augen waren trocken, sie hatte keine Tränen mehr.
    Farran kam mir so nah, dass ich seinen Atem spürte. »Willst du, dass ihr Blut an deinen Händen klebt? Lass uns gehen«, flüsterte er. »Niemand müsste es je erfahren.«
    Ich schluckte. Seine Worte sprachen aus, was ich selbst ganz im Geheimen gedacht hatte. Audra starrte mich an, neue Hoffnung in den Augen.
    Ich schüttelte den Kopf, zu aufgewühlt, um zu sprechen.
    Farran stieß den Atem aus. »Du weißt, dass Auberon im Unrecht ist. Er ist ein Tyrann, er schlägt uns alle in eiserne Bande. Munir, besinne dich! Du bist einer von uns!«
    Ich trat einen Schritt zurück, weil ich seine Nähe nicht ertragen konnte. »Ich bin keiner von euch«, erwiderte ich so ruhig ich vermochte. »Ihr plant Verrat, Aufruhr, Mord. Ich weiß, dass ihr ein Dämonentor öffnen wolltet. Seid ihr euch überhaupt bewusst, welches Unheil das über unser friedliches Land gebracht hätte?«
    Farran lachte verzweifelt. »Du blinder Narr«, rief er. »Sieh dir unser ›friedliches Land‹ doch an! Kein Elf darf mehr Magie wirken. So sind wir Elfen nicht mehr wert als die Menschen oder ihr dummes, blökendes, muhendes Vieh! Wenn unsere Feinde uns überfallen, können wir uns ihrer nicht einmal richtig erwehren. Auberon hat uns gebunden.«
    Ich biss die Zähne zusammen. Er sprach eine Wahrheit aus, die ich nicht leugnen konnte. Wie oft hatte ich mit meinem Herrn darüber debattiert, aber er wollte von seinem Verbot nicht ablassen.
    Ich blickte in Farrans wahnwitzig verzweifeltes Gesicht, sah dann Audra an und senkte schließlich die Augen vor ihrem anklagenden Blick. »Ich habe keine Wahl. Eure Verbannung wurde von den Ersten beschlossen und ich beuge mich der Entscheidung.«
    Farran spuckte mir vor die Füße. »Verräter«, zischte er. »Du betreibst unsere Kunst auf unser aller Kosten. Fühlst du dich nun mächtig und überlegen? Du armseliger Lakai!«
    Ich zog den Reithandschuh von meiner Linken und streckte die Hand aus. Auberons silberner Ring bedeckte meinen mittleren Finger vom untersten bis zum obersten Glied. Katzenstern und Mondstein schimmerten im Licht. Dies war das Siegel, ich stand hier in Auberons Namen und als sein Vertreter. Farran
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