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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland
Autoren: Frances G. Hill,
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verlassen konnte. »Du bleibst hier«, sagte sie wütend. »Mond, du kannst mich nicht anschwindeln. Du hast etwas gewusst!«
    Seine grünblauen Augen erwiderten ihren zornigen Blick mit der allergrößten Unschuld. »Aber nein, Sonne. Ich würde dich doch nicht belügen!«
    Alana zwickte ihn fest in den Arm. »Du bist der schlechteste Lügner der Welt. Los, raus mit der Sprache! Komm schon, Bruder Mond. Wir teilen doch auch sonst alle Geheimnisse miteinander.« Sie beugte sich vor und flüsterte: »Wenn du mir nicht alles erzählst, sage ich Garnet, dass du unsterblich in Coraina verliebt bist und mit ihr durchbrennen willst.«
    Coraina war eine Menschenfrau, die in der Küche half, ein mageres, graues und verschrecktes Wesen, das immer errötete und zu stottern begann, wenn ein Mitglied der Elfenfamilie sie ansprach.
    Aindru grinste. »Du bist ein Biest«, sagte er friedlich. »Also gut. Ich muss zugeben, dass ich vor ein paar Wochen ein Gespräch unserer Eltern mitgehört habe.« Er sah Alanas Gesichtsausdruck und beteuerte: »Es war draußen im Garten, ich konnte nichts dafür. Sie sind vor der Laube stehen geblieben, in der ich mit meinem Buch gesessen habe.«
    Alana verbiss sich ein Lachen. Aindru hätte sich schließlich bemerkbar machen können, aber dazu war ihr wohlerzogener großer Bruder dann doch ein wenig zu neugierig gewesen. »Was hast du gehört?«
    »Dass Mutter eine Schwester hat«, sagte Aindru.
    Alana zog ein Gesicht. »Das wissen wir ja nun.«
    »Und ich habe gehört, dass die beiden Schwestern sich deshalb nicht mehr gesehen haben, weil der Mann unserer Tante es nicht wollte.«
    »Unser Onkel Farran«, ergänzte Alana nachdenklich. »Und, was haben sie noch gesagt?«
    »Vater hat angedeutet, dass mit unserem Onkel etwas nicht stimmt.« Er schüttelte abwehrend den Kopf, bevor Alana ihre Frage stellen konnte. »Seine Worte waren: ›Ich habe immer schon gesagt, dass man Farran nicht trauen kann.‹ Dann hat Mutter angefangen zu weinen und er hat sie getröstet.«
    »Und dann?«, fragte Alana gespannt.
    Aindru schnitt eine jämmerliche Grimasse. »Dann haben sie mich erwischt ... ähm ... gesehen.«
    Alana runzelte die Stirn. »Was wird er damit gemeint haben, dass man Farran nicht trauen kann?«
    Aindru war diese Frage offensichtlich gleichgültig. »Ich weiß es nicht. Erramun wartet auf mich. Bis gleich.« Die letzten Worte rief er schon von draußen.
    Alana dachte einen Augenblick lang darüber nach, ob sie ihm hinterherlaufen sollte, um Erramun von ihrem neuen Cousin zu erzählen. Ihr Lehrer war schon lange der Verwalter der väterlichen Bibliothek, möglicherweise kannte er ja ihre Tante und den nicht vertrauenswürdigen Onkel.
    Aber sie entschied sich dagegen. Wenn ihr Bruder mit Erramun über einem Buch saß, waren beide gewöhnlich nicht ansprechbar. Es war besser, Erramun einmal abzupassen, wenn er allein war, und ihn dann in aller Ruhe auszuhorchen.
    Alana lief ins Freie und malte sich aus, was Garnet dazu sagen würde, dass die Familie unverhofft ein neues Mitglied bekommen hatte.

 
    E
s war gut, dass der Junge nicht mehr auf dem Königsstein war, als ich die Verbannung seiner Eltern vollzog. Es war gut, dass er fort war, weit fort, damit er keine Schwingung, keinen Hauch von dem mitbekam, was geschah.
    Als Lehrling an der Seite meines Meisters hatte ich eine solche Zeremonie nur ein einziges Mal miterlebt. Damals war ich noch jünger, als Ivaylo heute ist, und ein magerer, ungeschickter Junge, der nicht wusste, wo er seine Arme und Beine lassen sollte. Die Zeremonie hatte mich zutiefst erschüttert und erschreckt, und ich hatte gehofft, nie, niemals wieder so etwas mitansehen zu müssen.
     
    Ich nickte dem Jäger zu, der die Tür bewachte. Er erwiderte das Nicken und trat zur Seite, damit ich den Bindezauber lösen konnte, der die Tür verschloss.
    Mein Herz war schwer, aber ich zwang mich, es zu verhärten, als ich in Audras Gesicht blickte. Sie war so dünn geworden in der Zeit ihrer Haft!
    »Kommt«, sagte ich, und meine Stimme klang schroff. »Es ist so weit.«
    Audra streckte die Hand nach mir aus, aber ich ignorierte sie. Farran, ihr Mann, stand an ihrer Seite und starrte mich hasserfüllt an.
    Ich ignorierte auch ihn und bedeutete dem Jäger, der hinter mir stand, ihnen die Hände zu fesseln.
    Audra begann zu weinen. »Munir, wo ist Ivaylo?«, fragte sie schluchzend. »Darf ich ihn noch einmal sehen?«
    »Sei still«, unterbrach Farran ihr Flehen. »Gib ihm nicht noch die
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