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0914 - Stygias Angriff

0914 - Stygias Angriff

Titel: 0914 - Stygias Angriff
Autoren: Susanne Picard
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Rhett Saris ap Llewellyn saß im Gras und starrte auf einen Baum.
    Früher war ihm nie aufgefallen, was für ein Wunderwerk ein solcher Baum war, der Stamm, die Äste, die in Zweige übergingen, und die Millionen sattgrüner Blätter, die sich jetzt im Sommerwind leise bewegten und raschelten.
    Die Rinde des Stammes war knorrig, zerfurcht und wies darauf hin, dass der Baum alt war. Alt genug, um wirklich weise zu sein, dachte sich der 15-jährige junge Mann, der den Baumstamm vor sich anstarrte, als würden sich auf der graubraunen, gesprungenen Haut des Stamms gleich Runen bilden, die Antworten auf die Fragen gaben, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten.
    Was ist los mit Fooly? Ich bin sicher, Baum, dass du das weißt. Gerade du. Fooly behauptet immer, es sei leicht, dich zu verstehen. Aber ich sitze schon ewig hier und du antwortest nicht. Warum redest du mit Fooly, aber nicht mit mir?
    Doch der Baum schwieg weiter. Rhett hatte das Gefühl, die große Pflanze habe nicht wirklich etwas zu sagen. Na ja, vielleicht war das ja auch so, wenn man ein so hohes Alter erreicht hatte wie dieser Baum.
    Rhett seufzte. Fooly war mit ihm zusammen im Château Montagne aufgewachsen und der Teenager musste zugeben, dass er in der letzten Zeit diese Tatsache reichlich albern gefunden hatte. Mit einem Drachen als bestem Freund kam man sich vor wie in einem kindischen Comicstrip, irgendwie passte das nicht zum Erwachsensein.
    Aber jetzt, wo Fooly vom Amulett des Professors getroffen ins Koma gefallen war, fehlte in Rhetts Leben etwas. Wäre der Drache doch bloß geblieben, wo er war! Etwas, das Rhett selbst bei allem altersbedingtem Bedürfnis, sich zu beweisen, nie getan hätte, war, sich in die Kämpfe des Professors einzumischen. Er hatte Rhett und die anderen vor dem Dämon Krychnak retten wollen, doch der war geflohen. Die Energie des Amuletts hatte sich, statt ins Leere zu gehen, ein neues Ziel gesucht - und da war Fooly gerade recht gekommen. Er hatte die volle Wucht der silbernen Energiestrahlen von Merlins Stern abbekommen, die eigentlich Krychnak hätten treffen sollen. Rhett spürte einen Kloß im Hals, als er an diese schrecklichen Ereignisse zurückdachte.
    Hätte man Rhett noch vor einigen Wochen gesagt, dass er den tollpatschigen, viel zu dicken Drachen von etwas über einem Meter Größe vermissen würde, hätte er denjenigen wohl ausgelacht, mit der neu entdeckten Würde als beinahe Erwachsener vertrug sich das Herumalbern mit einem sprechenden und manchmal recht angeberischen Fabelwesen nicht mehr.
    Mit schlechtem Gewissen starrte Rhett den Baum an, den Fooly immer als Freund bezeichnet hatte. Er dachte an all die Gelegenheiten, bei denen er wissentlich unfreundlich zu Fooly gewesen war - Rhett hatte gedacht, er würde zu alt, um mit einem Wesen zu spielen, von dem böse Zungen behaupteten, dass es aussehe wie ein Spielzeugdrache. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, dann schämte er sich jetzt für sein Benehmen. Und da half es auch nicht, sich selber zu sagen, dass er als magisches Wesen, als Erbfolger, gerade erwachte , und es verwirrend war, sich an so viele vergangene Leben zu erinnern, wie der Erbfolger sie nun einmal hatte - einem Freund gegenüber verhielt man sich einfach nicht so.
    Aber Rhett fragte sich, ob es wirklich nur das schlechte Gewissen war, das ihn hierher getrieben hatte. Zugegeben, es war still geworden im Schloss. Fooly maß zwar nur ungefähr ein Meter zwanzig in der Höhe, aber in der Länge einiges mehr, da er einen langen und dicken Drachenschwanz besaß, mit dem er gern Dinge umwarf oder von Simsen und Borden herunterriss.
    Rhett musste daran denken, wie oft im Schloss in den letzten Jahren etwas heruntergefallen war, woraufhin sich in der Regel eine Diskussion darüber anschloss, ob Fooly es gewesen war, ob Butler William es jetzt wirklich aufräumen musste und was wohl das nächste Mal passieren würde, wenn das noch einmal geschah.
    Doch, auch das vermisste er. Und er wusste, die anderen im Schloss taten es auch. Der Professor und Nicole hatten sich deshalb auch seit ein oder zwei Tagen in ihr Arbeitszimmer zurückgezogen, denn sie wollten recherchieren, ob es vielleicht ein Heilmittel gab.
    Wahrscheinlich gibt es niemanden auf der Welt, der mehr über Drachen weiß, als Zamorra. Oder Butler William , versuchte Rhett sich zu trösten. Es wird schon alles gut werden. »Auch wenn es vielleicht besser wäre, wenn du mir etwas mehr über Drachen erzählen könntest«, meinte
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