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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
Autoren: Alexey Pehov
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er.
    »Ich habe Euch immer noch nicht gefragt, warum Ihr den Boten über mich und mein Ziel angelogen habt.«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem auch du mir deinen wahren Namen nicht nennen wolltest«, erwiderte Lereck. »Die übliche Vorsicht halt. Gut, der Mann machte im Grunde einen ganz anständigen Eindruck, aber man sollte heutzutage immer mit dem Schlimmsten rechnen. Deshalb würde ich dir auch nicht raten, einem Fremden zu viel Vertrauen entgegenzubringen. Man weiß nie, ob er dir aus deinen Worten am Ende nicht einen Strick dreht.«
    »Was soll das denn heißen? Haltet Ihr etwa alle Menschen für Schurken? Lehrt Meloth Euch etwa eine solche Sicht?«
    »Meloth lehrt uns, nicht einfältig zu sein, mein Mädchen. Gute Menschen sind oft genug damit geschlagen, nicht besonders weitsichtig zu sein. Mitunter genügen ein paar beiläufig geäußerte Worte, die den falschen Menschen zu Gehör kommen, damit sich ein Unglück gegen dich zusammenbraut. Im Leben kann schließlich allerlei geschehen. Und Boten … das solltest du dir merken, Boten sind wie Schnattergänse. Sie verbreiten ihre Nachrichten und Gerüchte, wo sie stehen und gehen. Wenn das Gerede jedoch erst einmal in Umlauf ist, kannst du dir leider jeden Versuch sparen, es wieder zu unterbinden.«
    Die Straße zog sich unter zwei steinernen Torbögen dahin, die von der Natur selbst geschaffen worden waren, und führte eng am Felsen entlang, auf dem sich ein Wachturm erhob. Algha legte den Kopf in den Nacken und nahm in den Schießscharten Bewegungen wahr.
    »Ist der Turm etwa mit Posten besetzt?«
    »Aber sicher. Er gehört bereits zu Burg Donnerhauer. Von ihm aus lässt sich die Straße fast zwei League weit überblicken. Bei gutem Wetter, versteht sich. Uns beide haben die Posten schon vor einer Stunde entdeckt, wenn nicht sogar noch früher. Das ist ein wirklich guter Ausguck, möge Meloth ihn lange erhalten.«
    In diesem Moment vernahm Algha ganz in ihrer Nähe Hufgetrampel. Sofort drehte sie sich um. Zwei Reiter preschten auf sie zu.
    »Ich habe ja gesagt, dass wir uns bestimmt noch wiedersehen!«, begrüßte Meister Mathen sie lächelnd, während er sein Pferd zügelte. »Was für herrliches Wetter für einen schnellen Ritt!«
    Sein Begleiter, ein Mann, der ein wenig älter war als der Bote, hatte eigentlich ein recht einnehmendes Gesicht, doch wurde es durch eine Narbe an der Unterlippe entstellt. Er musterte Algha kalt mit seinen blauen Augen, nickte ihr allerdings freundlich zu, um Herrn Mathen sodann daran zu erinnern, dass dringende Aufträge sie riefen.
    Die beiden Reiter sprengten davon und waren im Nu hinter der nächsten Biegung verschwunden.
    Nach einer guten Stunde erreichten Algha und Lereck eine gerade Straße, an deren Ende sich Burg Donnerhauer erhob, eingerahmt von blendend weißen Schneegipfeln.
    Bäume gab es in dieser Höhe bereits keine mehr, sie waren kahlen Steinhängen gewichen. Trotz des nahenden Winters spannte sich über ihnen ein blauer Himmel, und die Sonnenstrahlen wärmten so, dass Algha überhaupt nicht mehr fror. Lereck trällerte ein Liedchen vor sich hin, das sie nicht kannte. Er war genauso erleichtert wie sie, in der Burg endlich Schutz vor den Nabatorern zu finden.
    Die Festung selbst war wie viele der Bauwerke, die der Skulptor in den Bergen geschaffen hatte, geradezu mit dem Gestein verwachsen, verschmolz mit diesem zu einem untrennbaren Ganzen, war ebenso pechschwarz wie der Fels um sie herum und wirkte ebenso dräuend und unbezwingbar.
    Algha machte drei hintereinanderliegende Verteidigungsmauern aus, eine immer fünfzig Yard höher als die andere. Aus ihnen ragten zahllose Wachtürme heraus. Einer von ihnen, ein Turm mit spitzem Helm, erinnerte sie sofort an die Türme im Regenbogental.
    Von der Burg trennten sie jetzt nur noch vier schmale Steinbrücken, die sich über senkrecht zur Straße liegende Schluchten zogen. In diesen tosten mit weißem Schaum bekrönte Flüsse, die in Kaskaden von den Basaltfelsen schossen. Sie dröhnten fast wie ein Schwarm ergrimmter Hornissen.
    Die riesige Burg nahm ihnen die Sicht auf einen großen Teil des Himmels. Die Wachtürme schienen geradezu aus dem Massiv herauszuspringen, um mit ihren Schießscharten alle Fremden eingehend zu mustern.
    Die letzte Brücke ließ sich notfalls hochziehen. Unter ihr klaffte ein Abgrund voller spitzer Granitzähne. Das niedrige Tor gemahnte eher an ein Nadelöhr, was für friedliche Ankömmlinge zwar nicht allzu bequem war, dafür aber bei
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