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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
Autoren: Alexey Pehov
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wach«, erwiderte Algha. »Ich komme gleich nach unten.«
    Während sie sich rasch anzog, grübelte sie darüber nach, warum der aufwendige Zauber, in den sie so sorgsam und geschickt einige nahezu schwerelose Fäden eingewebt hatte, die Nekromantin diesmal nicht umgebracht hatte. Dabei hatte sie sich doch strikt an alle Regeln gehalten, die sie in der Schule gelernt hatte! Nur eine kleine Freiheit hatte sie sich herausgenommen, die sich auf das Ergebnis jedoch in keiner Weise hätte auswirken dürfen. Am Ende war jedoch genau dies der Fall gewesen. Und Algha hatte das Spiel verloren.
    Als sie das Zimmer verließ und die Treppe hinunterging, sann sie noch immer über die Frage nach, welcher Fehler ihr bei diesem Geflecht unterlaufen war. Ein wenig töricht kam sie sich dabei schon vor. Wahrscheinlich sollte sie gar nicht so viel über ihre Träume nachdenken. Das half ihr nicht, eine bessere Schreitende zu werden, im Gegenteil, sie litt nur darunter.
    Die Lampen unten in der Schenke brannten noch alle, denn die trübe Morgendämmerung reichte nicht aus, den Raum zu erhellen. Am Tisch saß außer Lereck noch ein Unbekannter, der ihr den Rücken zugekehrt hatte. Er trug den bereits fadenscheinig gewordenen Umhang eines Boten, auf den das Emblem der Gilde, Stiefel und eine Wolke, gestickt war.
    »Guten Morgen, mein Mädchen«, empfing sie der Priester. »Setz dich, sonst wird die Grütze kalt. Das hier ist übrigens Meister Mathen.«
    Bei dem Boten handelte es sich um einen hochgewachsenen, schlanken jungen Mann, der sie freundlich anlächelte und es sogar für nötig erachtete, sich zu erheben, um sich vor ihr zu verbeugen.
    »Überaus angenehm, Herrin …«, sagte er.
    In seinen Worten schwang eine Frage mit.
    »Algha«, nannte sie denn auch prompt ihren Namen.
    Daraufhin wanderten die hellen Brauen Lerecks vielsagend die Stirn hoch. Algha brauchte ein paar Sekunden, um sich in Erinnerung zu rufen, dass sie sich dem Priester unter einem anderen Namen vorgestellt hatte. Obwohl er die Angelegenheit zum Glück nicht vertiefte, lief sie vor Scham rot an und schalt sich innerlich für ihre Unbesonnenheit. Mochte sie noch so schlaftrunken sein – aber wie konnte sie irgendeinem dahergelaufenen Boten ihren wahren Namen verraten?!
    Indem sie sich etwas Milch einschenkte, versuchte sie, ihre Verlegenheit zu überspielen. Dabei lauschte sie aufmerksam dem Boten, der gerade die neuesten Entwicklungen im Lande schilderte.
    »Ich komme aus Loska, deshalb weiß ich nicht viel. In den Süden begibt sich ja niemand mehr. Und die wenigen Menschen, die von dort noch hierher durchkommen, berichten, dass alle Städte und Dörfer in den Händen der Nabatorer sind. Nur Alsgara und Gash-shaku können sich noch halten, werden aber belagert, sodass es unmöglich ist, in diese Städte zu gelangen. Die Bauern haben sich in die Wälder zurückgezogen. Viele von ihnen leisten Widerstand und bekämpfen den Feind, aber natürlich sind sie ihm nicht ebenbürtig.«
    »Wollt Ihr nach Korunn?«, erkundigte sich Algha.
    »Ganz recht, Herrin«, bestätigte Mathen. »Und Ihr?«
    »Oh, sie ist auf dem Weg zu ihrer Tante«, kam ihr Lereck mit einer Antwort zuvor. »Alghas Vater hat mich gebeten, sie in Sicherheit zu bringen.«
    »Eine Voraussicht, die nur zu begrüßen ist«, äußerte sich Mathen lobend und stand auf. »Auf den Straßen muss eine einzelne Frau heute mit allerlei Gefahren rechnen. Ich wünsche eine gute Weiterreise. Wer weiß, vielleicht hole ich Euch ja ein und wir begegnen uns noch einmal.«
    »Ach?«, bemerkte Lereck erstaunt. »Ich hatte Euch so verstanden, als wolltet Ihr unverzüglich aufbrechen.«
    »O nein!«, entgegnete Mathen. »Da muss ich mich missverständlich ausgedrückt haben. Ich muss noch auf einen Gesandten mit einem Brief warten, eigentlich sollte er längst eingetroffen sein …«
    Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, begab er sich in sein Zimmer im ersten Stock hinauf.
    »Warum habt Ihr ihn angelogen?«, wollte Algha wissen.
    »Da kommst du mir grad zuvor«, erklärte Lereck lächelnd. »Ich wollte dich nämlich auch fragen, was dich zu einer Lüge veranlasst hat.«
    Bruder Lereck beugte sich nun über den Tisch zu ihr vor und fuhr mit gesenkter Stimme fort: »Aber sprechen wir darüber lieber, wenn wir wieder auf dem Kutschbock sitzen.«
    Obwohl Algha darauf brannte, Burg Donnerhauer und die anderen Schreitenden zu erreichen, nahm sie mit einem gewissen Bedauern von der anheimelnden Schenke Abschied.
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