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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
Autoren: Alexey Pehov
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schweigen.«
    Schweigend lauschte Algha seinem Geplauder, seinen Geschichten und Erinnerungen an frühere Fahrten durchs Land, trank etwas Milch und gab sich alle Mühe, dass ihr die Augen nicht zufielen. Nach einer Weile kehrte der Gehilfe zurück und versicherte ihnen, das Pferd sei versorgt. Der Schankwirt selbst, ein beleibter und zufriedener Mann – oder zumindest einer, der den Eindruck der Zufriedenheit erwecken wollte –, brachte ihnen je einen Teller Buchweizengrütze mit Entenfleisch, saurer Sahne und eingelegten bitteren Beeren, deren Bezeichnung Algha nicht kannte.
    Als der Wirt den Priester erkannte, begrüßte er ihn voller Freude, während er für Algha nur einen flüchtigen Blick übrig hatte. Dank der einfachen Kleidung vermutete niemand eine Schreitende in ihr, auch dies eine Vorsichtsmaßnahme gegen die Feinde aus Nabator und Sdiss. Obendrein war sie im Gewand jener Nekromantin geflohen, die sie in der Schule getötet hatte – und in dem hätte sie sich erst recht nirgends blicken lassen dürfen.
    »Seit drei Wochen bleibt die Kundschaft aus«, berichtete der Wirt gerade. »Gäste wie Ihr fallen ja nicht ins Gewicht, an Euch verdiene ich schließlich nichts, im Gegenteil, da zahle ich noch drauf. Außerdem werdet auch Ihr sicher nicht länger als eine Nacht bleiben, damit Ihr so schnell wie möglich nach Burg Donnerhauer kommt. Oder etwa nicht? Ich weiß doch, wie das ist: Hinter den Mauern dieser Festung fühlen sich nun mal alle sicherer als in meiner kleinen Hütte.«
    »Ist das Tor noch offen?«
    »Vor einer Woche war das noch der Fall. Aber wie es heute aussieht …?«
    »Was ist mit dir? Warum suchst nicht auch du dort Zuflucht?«
    »Und wer kümmert sich dann um die Schenke?«, entgegnete der Wirt. »Nein, es hat mich zu viel gekostet, sie aufzubauen, da gebe ich sie jetzt nicht einfach auf.«
    »Fürchtest du die Nabatorer denn gar nicht?«
    »Nein, die wollen ja schließlich auch ein Dach überm Kopf und etwas Warmes im Bauch haben. Deshalb werden sie mir bestimmt kein Härchen krümmen. Auch wenn es mir natürlich nicht schmeckt, für sie zu kochen, denn die haben mir die ganze treue Kundschaft vertrieben.«
    Algha verzog bloß das Gesicht. Ihr gefielen Menschen nicht, die sich zu Dienern zweier Herren machten. Als sie den Blick des Priesters auf sich spürte, beugte sie sich noch tiefer über ihren Teller. Ob der Mann ihre Gedanken lesen konnte?
    »In dem Fall solltest du dich wohl vor unseren Soldaten hüten. Wenn sie zurückkehren, könnten sie es dir übel auslegen, dass du den Feinden Obdach gewährt hast. In den Tälern hätte man dir daraus wahrscheinlich keinen Strick gedreht, aber hier, in der Nähe von Burg Donnerhauer, sieht die Sache anders aus. Glaub mir, du tätest gut daran, auch fortzugehen. Meloth sagt, man soll sich nicht an sein Hab und Gut klammern, wenn es kein Glück mehr bringt.«
    »Nur ist Meloth weit weg, mein Hab und Gut aber bei der Hand. Deshalb werde ich nirgendwo hingehen. Verzeih mir meine offenen Worte, aber mein Entschluss steht fest. Vielleicht kommen die Nabatorer ja gar nicht hierher. Nach allem, was ich gehört habe, richten sie ihr Augenmerk ausschließlich auf den Osten, genauer gesagt auf die Treppe des Gehenkten, nicht aber auf Burg Donnerhauer. So, und jetzt werde ich mal schauen, ob Eure Zimmer vorbereitet sind.«
    »Sind wir eigentlich die einzigen Gäste?«
    »Nein, ein Bote übernachtet noch bei uns. Aber der schläft bereits.«
    Daraufhin ließ er die beiden allein. Nachdem Lereck ein Gebet beendet hatte, erhob sich Algha.
    »Schlaf gut, mein Mädchen«, wünschte ihr der Priester. »Morgen müssen wir leider früh aufbrechen.«
    Die Magd brachte sie zu ihrem Zimmer im ersten Stock, das warm und anheimelnd war: Im Kamin brannte ein Feuer, auf dem großen Bett lag ein Stapel warmer Decken. Jemand hatte, wie Algha voller Dankbarkeit feststellte, für heißes Wasser gesorgt. Sie verriegelte die Tür, wusch sich ausgiebig und schlüpfte unter die warmen Decken, bis nur noch die Nasenspitze hervorlugte. Trotz der tiefen Müdigkeit, des schweren Kopfs und den in den Schläfen hämmernden Schmerzen konnte sie keinen Schlaf finden. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere, starrte auf die glühenden Flammen im Ofen und beobachtete das wilde Schattenspiel an der Wand. Irgendwann setzte sie sich seufzend hoch, stand dann auf und gab noch etwas Holz ins Feuer.
    Nicht einmal sich selbst gegenüber mochte sie sich eingestehen, wie sehr sie
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