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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
Autoren: Alexey Pehov
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uns beinah getäuscht«, gestand Shila. »Allerdings hat er die Nerven verloren, als ihn einer der Wachtposten eingehend überprüfte. Er wollte den Mann sogar umbringen.«
    Algha sah das freundliche Lächeln des Boten noch vor ihrem inneren Auge und spürte Wut in sich aufsteigen.
    »Er schien mir kein schlechter Mann zu sein«, sagte sie. »Schade, dass ich mich in ihm getäuscht habe.«
    »Wir alle tragen eine Maske«, erwiderte Shila, ehe sie sich wieder ihrer Strickerei zuwandte. »Und niemand macht dir einen Vorwurf.«
    »Wenn ich daran denke, wie viele von ihnen uns unbemerkt durch die Lappen gegangen sind …«, stieß Thirra aus und seufzte. »Zum Glück ist der Strom von Flüchtlingen mittlerweile versiegt, sodass wir es wesentlich einfacher haben. Wenn uns der Gefährte dieses Boten doch bloß nicht entwischt wäre! Glaubt mir, das wird noch ein böses Nachspiel haben.«
    »Das siehst du viel zu düster«, bemerkte Shila mit einem prüfenden Blick auf die Maschen. »Dieser Kumpan des falschen Boten wird ein hellerer Kopf sein und uns bestimmt nicht noch einmal einen Besuch abstatten.«
    »Aber hätte er uns dann nicht auf der Straße begegnen müssen?«, gab Algha zu bedenken.
    »Nicht unbedingt. Die Straße säumen genug Steinblöcke, hinter denen er sich hätte verstecken können, um unliebsame Begegnungen zu vermeiden. Ich gehe wirklich davon aus, dass wir ihn nie wiedersehen.«
    »Aber was, wenn er über die Gabe verfügt?«, fragte Thirra. »Dann könnte er dafür sorgen, dass ihn eine Zeit lang niemand bemerkt.«
    »Nein, diese Möglichkeit scheidet aus«, erklärte Algha entschieden. »Wenn er über den dunklen Funken geboten hätte, dann hätte ich das gespürt.«
    »In dem Fall haben wir wohl tatsächlich nichts zu befürchten«, sagte Thirra.
    »Ich werde trotzdem das Tor überprüfen. Sicherheitshalber«, kündigte Shila an und legte das Strickzeug beiseite. »Bei der Gelegenheit erteile ich dem Hauptmann auch gleich entsprechende Anweisungen. Meloth hat schließlich ein Auge auf den Wachsamen.«
    In Algha wollte schon Verärgerung über diese Pingeligkeit aufsteigen, doch diesmal musste sie Shila recht geben. Besser, sie ließen jetzt Vorsicht walten, als dass sie später für einen Fehler zahlten, den sie mühelos hätten vermeiden können.
    Nachdem Algha und Thirra allein geblieben waren, unterhielten sie sich noch über Gilara, deren – wahrscheinlichen – Tod Thirra aufs Höchste bedauerte. Wundern tat sie sich indes über diese Geschichte nicht.
    »Sie wusste, worauf sie sich einließ«, sagte Thirra. »Eben deshalb ist sie geblieben. Was ich freilich bedauere, ist, dass sie nicht alle hat überzeugen können, die Schule im Regenbogental zu verlassen. Ich hatte Alia Maxi zwar nicht gerade ins Herz geschlossen, und zwischen uns bestanden bereits während unserer Zeit in der Schule … Unstimmigkeiten. Aber der Verlust ihres Funkens kommt mehr als ungelegen! Ebenso wie der Tod Gilaras, Lujas und Ilmas.«
    »Wissen wir, wie die Dinge in Alsgara stehen?«
    »Die Belagerung dauert an.«
    »Und der Rat der Schreitenden?«
    »Leistet den Nekromanten Widerstand. Deshalb vermute ich auch, Ceyra Asani wird im Frühjahr, sobald sich die Stürme über dem Meer gelegt haben, um jeden Preis versuchen, die Schreitenden aus Alsgara herauszubringen und mit einem Schiff Loska zu erreichen. Sollte diese Stadt bis dahin eingenommen sein, werden sie mit Sicherheit Morassien anlaufen und sich von dort aus nach Korunn durchschlagen.«
    »Aber damit würden sie Alsgara seinem Schicksal überlassen!«
    »Wenn die Verteidigung der Stadt den Untergang des Landes kostet, muss Alsgara geopfert werden«, entgegnete Thirra in scharfem Ton. »Ich würde dem Feind sogar ein Dutzend Städte überlassen, wenn wir dadurch nur diesen Krieg gewännen. Während des Winters geraten die Kämpfe naturgemäß ins Stocken, außerdem können die Nabatorer dann die Treppe des Gehenkten nicht passieren. Damit bleibt uns Zeit, unsere Kräfte zu sammeln, denn die entscheidende Schlacht wird vor Korunn ausgetragen. Dort werden uns, wie ich hoffe, Meloth und der Koloss des Skulptors helfen.«
    Dennoch schien auch sie Zweifel zu hegen, zog sie doch die Augenbrauen eng zusammen und presste die Lippen so stark aufeinander, dass sie zu einer dünnen Linie verschmolzen.
    Schließlich verabschiedete sich Algha von ihr, verließ den Raum und schloss die Tür fest hinter sich. Auf dem Weg zur Treppe stieß sie im Gang auf einen
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