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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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sich hinter ihr befand. Algha spürte, wie sich in ihrem Magen ein eisiger Klumpen zusammenballte, der sie innerlich zu gefrieren schien. Sie dachte an die Nekromantin aus ihren Träumen – und wäre fast an ihrer Angst erstickt. Panik presste sich mit klebrigen Fingern gegen ihren Kopf, verscheuchte jeden klaren Gedanken. Mit äußerster Willenskraft rief sie sich in Erinnerung, dass dies die Wirklichkeit war und nichts mit ihrem persönlichen Albtraum zu tun hatte. Im Raum hielt sich ja nicht einmal ein Nekromant auf.
    »Sie ist mit bloßen Händen ermordet worden«, stellte Shila fest, die über Thirra gebeugt dastand. »Der Nekromant ist zwar entwischt, kann aber noch nicht weit gekommen sein.«
    »Aber wo steckt er? Uns ist er nicht in die Arme gelaufen. Ob er weiter nach oben geflohen ist? Rauf in den Turm?«
    »Möglich wäre es«, sagte Shila nachdenklich. Sie betrachtete noch immer die Tote. »Das sind seltsame Abdrücke. Die stammen nicht von den Händen eines Menschen.«
    In diesem Moment nahm Algha aus den Augenwinkeln heraus eine flüchtige Bewegung am Fenster wahr. Ohne zu zögern, schlug sie zu. Doch wer auch immer es gewesen sein mochte, er war zu flink, als dass der Zauber ihn getroffen hätte. Das Einzige, was Algha mit diesem Angriff erreichte, war, dass sich ihr Gegner nicht auf sie, sondern auf Shila stürzte.
    Am ehesten erinnerte ihr Angreifer an einen Klumpen aus glühender, zusammengeballter Luft – die sich jedoch verdichtete, sobald er sein Opfer erreichte. Sogleich verwandelte er sich zurück in einen Menschen.
    Er hielt Shila wie einen lebenden Schild vor sich. Nichts unterschied ihn nun von anderen Menschen, von den Fingern einmal abgesehen, die eher Vogelfüßen glichen und in schreckliche Krallen ausliefen. Mit ihnen hätte er ohne jede Mühe den ungeschützten Hals seiner Geisel zerfetzen können.
    Um was es sich bei dieser Kreatur handelte, wusste Algha nicht. Dennoch ließ sie sich zu keiner überstürzten Handlung hinreißen, auch wenn sie spürte, wie dieser Kerl den dunklen Funken anrief, wie er Shila von ihrer Gabe abtrennte und um sich und seine Geisel einen fahlen Schild wirkte.
    Was Algha nicht begriff, war, weshalb sie in diesem Mann den dunklen Funken bisher nicht wahrgenommen hatte – denn vor ihr stand niemand anders als der Gefährte dieses falschen Boten, dieser Kerl mit der Narbe an der Unterlippe. Er maß sie mit einem kalten Lächeln.
    »Verkneif dir jede Dummheit, Mädel«, sagte er mit volltönender, ruhiger Stimme. »Dann bleiben wir nämlich alle am Leben.«
    Die schrecklichen Krallen fuhren über Shilas Haut, die daraufhin merklich zusammenschauderte. Algha verfolgte, wie ein Blutstropfen über den Hals der Schreitenden rann.
    »Sag mir, wo der Heiler ist«, verlangte der Mann, »dann bist du mich los.«
    Algha ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie diese seltsame Frage erstaunte, und überlegte fieberhaft, wie sie etwas Zeit schinden könnte, damit sie im Kopf Hunderte von Geflechten durchgehen konnte, um jenen einen Zauber zu finden, der dieses niederträchtige Wesen töten, Shila helfen und ihnen beiden das Leben retten würde.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, herrschte Algha ihn an. »Und jetzt lass die Frau los!«
    »Der Heiler, Mädel!«, zischte er. Er hatte einen leichten Sdisser Akzent, der für ein ungeübtes Ohr kaum herauszuhören war. »Sag mir, wo sich dein Freund versteckt hält, das wäre für euch beide von Vorteil.«
    Er presste die Krallen tiefer in Shilas Haut. Diesmal vermochte sie einen Schmerzensschrei nicht zu unterdrücken.
    »Der Heiler ist in Alsgara«, presste sie heraus. »Hier suchst du vergebens nach ihm, du Narr!«
    »Dich habe ich nicht gefragt, Mädel«, stellte er klar und schüttelte sie wie ein Wolfshund eine Katze. Dann wandte er sich wieder an Algha. »Also, zum letzten Mal: Wo ist der Heiler?«
    In ebendiesem Augenblick kam Algha auf die Lösung! Sie brauchte den Zauber, mit dem sie im Traum die Nekromantin bezwungen hatte! Rasch machte sie sich daran, das Geflecht zu wirken.
    »Lass sie los!«, verlangte sie unterdessen. »Ich werde mit dir mitkommen und dir alles sagen, was ich weiß.«
    »Auf dich kann ich verzichten.«
    Ein Knoten noch, es fehlte nur noch ein winziger Knoten! Es galt, das trunkene, von Tau bedeckte Nordblatt mit dem Beginn zu verbinden und den Kreis zu schließen. Gut, und jetzt sollte sie noch mit zwei Haken für zusätzliche Hitze sorgen, damit das Geflecht besser hielt. Für das, was

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