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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern
Autoren: Horst Hoffmann
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noch solche Gedanken?« höhnte sie. »Es wäre gewiß kein Ruhmesblatt für Lacthy, dich im Kampf besiegt zu haben, Alte.«
    »Schweig!« herrschte Kalisse sie an und hatte ihre Hand auf Scidas Schulter, um sie vor einer Unbeherrschtheit zu bewahren, denn genau das wollte die Hexe. »Wie lange bist du schon hier, eingeschlichen wie eine gemeine Diebin?«
    »Lange genug, um einiges Interessante zu belauschen«, verkündete Taukel stolz. »Mich plagte die Langeweile, oben auf Deck, und ich vermißte euch.« Wieder lachte die Hexe. Sie warf den Kopf weit in den Nacken zurück. Ihr für Vanga-Verhältnisse eher schmächtiger Körper schüttelte sich vor Vergnügen.
    Mythor bedeutete Gerrek und Kalisse, sich zurückzuhalten und ein Auge auf Scida zu haben. Er selbst trat vor Taukel hin und verschränkte die Arme über der Brust.
    Ihr Lachen erstarb. Sie kniff die Augen zusammen und musterte den Gorganer von Kopf bis Fuß. Triefender Spott lag in ihrer unangenehm hellen Stimme, als sie sagte:
    »Oh ja. Ich vermißte euren Anblick sehr, denn er macht mir immer wieder aufs neue klar, welch niedere Geschöpfe der Schoß unserer Welt doch hervorzubringen vermag. Du da - ein Mann, der es sich anmaßt, mit Zaems Amazonen in den Kampf zu ziehen. Ein Mann, der sich hier an Bord bewegt, als wäre er einer von uns! Ich werde dafür sorgen, daß du aufs unterste Deck zu den Schmutzigen gebracht wirst!«
    »Weiter«, verlangte Mythor. »Nur weiter.«
    Er gab sich gelassen, wenngleich es ihm schwerfiel. Doch Taukel sollte nicht triumphieren. Wenn es in ihrer Absicht lag, die vier Freunde zu Unbesonnenheiten zu verleiten, um dadurch einen Vorwand zu bekommen, sie über Bord werfen zu lassen, so sollte sie enttäuscht werden. Ihre Sticheleien hatten schon vor dem Auslaufen der Südwind begonnen. Nun schien sie eine Entscheidung herbeiführen zu wollen.
    »Das paßt zu einem wie dir«, zischte Taukel. Für einen Augenblick ließ sie die Maske fallen. Zornig blitzte es unter ihren dunklen Brauen auf. »Zu einem Ehrlosen. Das niedrigste Weib hätte jetzt seine Klingen gegen mich gerichtet. Was muß ich noch tun? Dir ins Gesicht spucken?«
    »Tu es nur!« rief Gerrek. »Dann spucke ich zurück, und zwar ziemlich heiß!«
    Taukel drehte sich zu ihm um.
    »Und du? Eine Jammergestalt - weder Mensch noch Tier. Ein Beuteldrache willst du sein? Ich sage dir, selbst die garstigsten und gefräßigsten Seeungeheuer würden dich verschmähen, bände man dich als Köder ans Heck.«
    »O Mythor«, krächzte der Mandaler, »du verlangst sehr viel von mir.«
    »Laß sie reden, Gerrek. Sicher hat sie auch noch ein paar nette Worte für Kalisse.«
    »Für eine räudige, keifende Hündin? Einen Krüppel mit…«
    »Schweig!« schrie Scida. Sie schüttelte Kalisses Hand ab und riß beide Klingen aus den Scheiden. Mit einem mächtigen Satz war sie bei Taukel. Mythor, der sie zurückhalten wollte, wurde von ihr weggestoßen. »Hört ihr euch ihre Schmähungen nur weiter an! Ich stopfe ihr den Mund! Nun komm, Taukel! Laß dir von der räudigen Hündin ihre Waffen geben und kämpfe! Das wolltest du doch! Wenn du die Schwerter ebenso gut zu gebrauchen weißt wie dein Schandmaul, so solltest du die meinen nicht fürchten!«
    Die Hexe lächelte kalt.
    »Ich könnte dein Mütchen schon kühlen, Alte. Ich könnte dir den Tod geben, den eine wie du so sehr herbeisehnen muß, um ihr elendes Dasein endlich zu beenden. Aber ich denke nicht daran.«
    Scida schrie auf, riß die Rechte in die Höhe und holte weit aus, um Taukel den Todesstoß zu versetzen. Gerade noch rechtzeitig fiel Mythor ihr in den Arm und zerrte sie einige Schritte zurück.
    »Hör auf! Bei Quyl, siehst du denn nicht, daß sie das nur will? Scida, sollst du wegen ihr zur Mörderin werden? Ist sie das wert?«
    »Das ist mir egal! Sie kann sich verteidigen! Ich lasse meine Ehre nicht von ihr beschmutzen!«
    »Verdammt, sie will verhindern, daß du Lacthy zum Kampf forderst! Vielleicht ist sie sogar bereit, ihr eigenes Leben dafür zu geben! Töte oder verwunde sie, und Josnett wird nicht zögern, dich dafür zu richten - und uns mit dir!«
    Mythors Worte verfehlten ihre Wirkung diesmal nicht. Scida senkte den Kopf und ließ den Arm mit der Waffe sinken.
    »Ich habe mich ziemlich dumm benommen«, flüsterte sie.
    »Unter anderen Umständen hättest du genau richtig gehandelt«, rief Kalisse.
    »Fragt mich nicht, welche Antwort ich für sie bereit hätte. Laßt sie reden. Der Tag wird kommen, an dem sie
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