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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern
Autoren: Horst Hoffmann
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entschwand wie die anderen Schiffe der Flotte zuvor in der Dunkelheit.
    Mythor hörte Scidas Geschrei nicht, wollte nichts mehr sehen, niemanden um sich haben. Mit hängenden Schultern schritt er landeinwärts, bis er eine Stelle fand, an der er sich allein glaubte und kraftlos zu Boden fallen ließ.
    Aus und vorbei! dachte er bitter. Abgeschnitten und verloren. Und Fronja wartete auf ihn!
    In seiner Verzweiflung holte er den Ring der Hexe Vina hervor und begann ihn zu drehen, vage darauf hoffend, in dieser Stunde der Not eine vielleicht letzte Botschaft der Tochter des Kometen zu erhalten.
    Und wahrhaftig begann der Zauberkristall nach kurzer Zeit zwischen seinen Fingern zu leuchten. Schon wallte ungestüme Hoffnung in ihm auf, als Mythor erkennen mußte, daß es nicht Fronja war, deren Antlitz er im Feuer des Kristalls erblickte.
    Es war das uralt wirkende, doch gütige Gesicht einer Frau mit einem Regenbogen-Barett - einer Zaubermutter. Überrascht zog Mythor den Ring näher an sein Auge heran, und ohne daß die Zaubermutter ihren Namen zu nennen brauchte, wußte er, daß sie keine andere war als die Zahda, die ihn vor fast einem Jahr nahe der Schattenzone aus den Fluten aufgelesen und auf seinen langen und beschwerlichen Weg geschickt hatte.
    Zahda schien grenzenlos überrascht davon zu sein, daß er noch lebte, und in ihrem sorgenvollen Antlitz waren die schwachen Spuren neuer Hoffnung zu erkennen.
    Du mußt zum Hexenstern, Mythor! flüsterte es in seinem Gesicht. Nur du, in dessen Herzen eine so starke Sehnsucht nach der Tochter des Kometen ist, und der du einen so festen Glauben an Fronja hast, kannst ihr jetzt noch helfen! Mit jedem Atemzug, den du aber zögerst, wird die Gefahr größer, in der sie schwebt!
    »Wie kann ich das?« schrie er. »Ich habe kein Schiff mehr, das mich zu ihr hin tragen könnte! Und… welche Gefahr ist es, von der du…?«
    Er war in Erregung aufgesprungen und starrte in den erloschenen Kristall. Und da wußte er, daß die Verbindung zu Zahda jäh abgerissen war, daß die Zaubermutter vielleicht selbst einer Gefahr zu begegnen hatte, die nur einen Namen trug: Zaem!
    Er aber saß auf dieser unseligen Insel fest, hatte nicht einmal ein Boot oder einen Ballon. Es schien, als hätten sich alle Mächte dieser Welt gegen ihn verschworen. Sein Herz schlug heftig, sein Mund war trocken, und in grenzenloser Verzweiflung ballte er die Fäuste und schüttelte sie gegen den finsteren Himmel.
    Ein Schlag in den Rücken riß ihn fast von den Beinen.
    »Blitz, Donner und Hagelschlag!« hörte er, und als er herumfuhr, sah er in Rankys grinsendes Gesicht. »Du siehst nicht gut aus, Freund! Du solltest zu den anderen zurückgehen. Sie warten auf dich. Diese Hündin Lacthy ist feige geflohen. Scida tobt, und noch mehr toben diese drei Amazonen. Aber ich sage dir etwas, Mythor: Du und ich, wir beide lassen uns nicht unterkriegen, wir nicht! Wer mit Dhogur fertig wurde, der findet auch jetzt einen Ausweg! Pest und Rattenwurz!«
    Mythor schüttelte nur stumm den Kopf und fand nicht einmal mehr ein Lächeln, als Ranky ihm den Arm um die Schultern legte und ihn zum Strand zurückführte wie eine besorgte Mutter, die ihren ausgerissenen Sprößling nach Hause zurückbrachte.
    Nur du, hallte es in seinen Gedanken nach, kannst ihr jetzt noch helfen! Nur du!
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