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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern
Autoren: Horst Hoffmann
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Flottenverband eingenommen. Von den anderen Schiffen winkten die Kriegerinnen herüber und feierten lautstark die Rückkehr der Verlorengeglaubten als ein gutes Omen für den bevorstehenden Kampf.
    So sehr Mythor sich nach diesem Anblick der tausend Luft- und Seeschiffe zurückgesehnt hatte, so sehr erschreckte er ihn. Natürlich vermochte er nur einen Teil dieser Streitmacht zu überblicken, und doch konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, daß sie noch mächtiger geworden war. Und je näher sich die Kriegerinnen ihrem Ziel wußten, desto wilder und entschlossener gebärdeten sie sich.
    »Taukel ist noch nicht wieder an Deck aufgetaucht«, sagte Skasy zu Josnett, deren Augen glänzten. »Du wirst dir bald überlegen müssen, was du Lacthy sagen willst.«
    »Sehr bald«, kam es von Scida.
    Die Köpfe der Umstehenden fuhren herum.
    Scida, die den ganzen Tag über kein Wort von sich gegeben und sich abseits gehalten hatte, wirkte nun noch frischer und jugendlicher. Und ein einziger Blick in ihre Augen genügte ihm, um zu wissen, daß sie nun endgültig bereit war, die Todfeindin zum Kampf zu fordern. Scida strotzte förmlich vor Kraft und Tatendurst. Ihre Augen waren klar, ihre Züge seltsam und auf erschreckende Weise entspannt.
    »Was heißt das?« fragte Josnett.
    »Die Zeit des Wartens ist vorbei«, verkündete Scida mit fester Stimme. »Ich bin bereit zum Duell mit Lacthy, und du wirst mir diesen Kampf nicht verwehren, Josnett. Lange ist es her, daß ich von der Hündin gedemütigt wurde, und lange mußte ich auf die Gelegenheit warten, meine Ehre wiederherzustellen.«
    »Jetzt?« entfuhr es Skasy. »Jetzt, da wir alle von der Zaem gebraucht werden?«
    Auch Gudun schüttelte heftig den Kopf.
    »Lacthy ist eine Flottenführerin der Zaem, Scida! Du mußt…«
    »Warten?« Scida lachte rauh. »Das tat ich schon zu lange. Bringt die Südwind an die Seejungfrau heran, und es wird sich erweisen, ob Lacthy einer Flottenführerin würdig ist. Ich kenne sie nur als feige Hündin.« Sie machte mit einer Handbewegung klar, daß alles Zureden zwecklos war. »Es geht um die Abtragung einer Ehrenschuld, Josnett, und du weißt so gut wie ich, daß du mich nicht daran hindern darfst, Lacthy nun zu fordern!«
    Mythor verhielt sich abwartend. Er spürte, daß selbst er Scida nicht von ihrem Entschluß abbringen konnte, so sehr er ihr Vorhaben auch mißbilligte. Er blickte Josnett an, sah, wie es in ihrem wie versteinert wirkenden Gesicht zuckte, dann ihr grimmiges Nicken.
    »Du begehst eine große Torheit, Scida«, sagte die Schiffsführerin finster. »Aber leider gibt es ungeschriebene, eherne Gesetze, denen auch ich mich zu beugen habe.«
    So schickte sie sich in das Unabänderliche, und nach kurzer Zeit hatte die Südwind zur Seejungfrau aufgeschlossen. Über ein Sprachrohr wurde allen an Bord der Wille Scidas verkündet, und nun, vor all ihren Amazonen, konnte auch Lacthy nicht mehr umhin, die Herausforderung anzunehmen, wollte sie nicht ihr Gesicht verlieren.
    Bald war vereinbart, daß das Duell auf Rakiav, der letzten und südlichsten Krerell-Insel, ausgetragen werden sollte.
    Doch bevor die beiden Schiffe Rakiav anlaufen konnten, hob ein Tosen und Brausen an, und die Dunkelheit der Nacht wich einer noch größeren Finsternis. Blitze zuckten vom Himmel herab, und dann war das Gesicht der Zaem am Firmament zu sehen, als wollte die Zaubermutter selbst den Kampf verbieten.
    Doch die Zaem hatte etwas anderes zu verkünden. Ihre Worte rollten wie Donnerhall über das Meer, und überall, auf jedem See- und in jedem Luftschiff, wurden sie vernommen.
*
    »So strebt nun schneller noch dem Ziel entgegen! Die Zahda und die mit ihr verbündeten Zaubermütter wissen nun, welch gewaltige Streitmacht zur Rettung Vangas unterwegs zum Hexenstern ist, und sie werden alles in ihren Kräften Stehende tun, um diese Flotte noch weit vor dem Ziel aufzuhalten! Das Unwetter, das über euch, meine Kriegerinnen, hereinbrach, war nur ein Vorbote dessen, was noch geschehen wird! Ich werde euch beistehen, soweit es meine Möglichkeiten zulassen, doch alle Widernisse vermag selbst ich nicht aus dem Weg zu räumen. Darum ist von nun an allergrößte Eile geboten! Beschwört die Winde, ihr Hexen! Geht an die Ruder, ihr Kriegerinnen! Seid wachsam bei Tag und bei Nacht, und die Mächte des Untergangs werden eurem gemeinsamen Ansturm am Ende nichts entgegenzusetzen ha ben!«
    Noch lange, nachdem die Himmelsvision wieder verblaßt war, hallten die
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