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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern
Autoren: Horst Hoffmann
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beschwörenden Worte der Zaubermutter in Hasbols Ohren nach. Eisiges Schweigen umfing sie. Bestürzte Blicke ihrer Amazonen waren auf sie gerichtet. Dann erscholl lautes, befreiendes Kampfgeschrei, und die Gesänge der Kriegerinnen verkündeten Hasbol, daß ihr Mut nicht gebrochen, ihr Kampfeswille nur noch angespornt worden war.
    Die Silberspeer hatte inzwischen die Flotte erreicht und flog inmitten der schier unüberschaubaren Zahl der anderen Luftschiffe, die nun, wie von einer gewaltigen Sturmbö gepeitscht, gen Süden davonstoben. Die Segel der Seeschiffe blähten sich. Ein mächtiger Ruck ging durch die gesamte Flotte.
    Die Silberspeer schloß auf, nicht länger in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt durch die überzähligen, von Bord der Sturmbrecher geretteten Kriegerinnen. Wie von Moule vorausgesagt, hatten sich deren Sinne bald schon geklärt, nachdem sie aus der Nähe des verderbenbringenden Steines gebracht worden waren. Die Sturmbrecher trieb mit ihrer schrecklichen Fracht weit zurückliegend auf dem Meer, einem unbekannten Schicksal und dem Willen der Zaem überlassen. Alle ihre Amazonen, mit Ausnahme von Exell und der Hexe Moule, waren in Rettungskörben auf andere Schiffe verteilt worden. Es waren etwa zwanzig. Viele andere lagen bewegungsunfähig und geistig umnachtet noch auf dem Deck des Unglücksschiffs.
    Exell und Moule hatten darauf bestanden, an Bord der Silberspeer bleiben zu dürfen, und nicht ohne Unbehagen beobachtete Hasbol die beiden, dachte sie vor allem an den Splitter in Exells linker Schulter.
    Dabei konnte sie nicht ahnen, welche unheilvolle Bedeutung dieser Splitter für einen Mann dort unten auf einem der Seeschiffe hatte. Einen Mann, von dessen Anwesenheit unter den Amazonen sie nicht einmal wußte.
*
    »Rakiav!« Josnett deutete mit weit ausgestrecktem Arm auf die zerklüftete Küste des Eilands, deren Umrisse sich gespenstisch aus dem Dunkel der Nacht schälten. »Noch habt ihr die Wahl. Mein Entschluß ist unumstößlich. Ihr alle habt die Worte der Zaem vernommen, und die Südwind wird unter den ersten Schiffen sein, die den Hexenstern erreichen. Bleibt auf dem Schiff und stellt eure Rachegelüste zurück. Dann werdet ihr mit uns kämpfen. Geht von Bord, und…«
    Sie brauchte nicht zu Ende zu sprechen. Alles war gesagt. Skasy war ebenso entschlossen wie die Schiffsführerin, nicht auf den Ausgang des Duells zu warten. Selbst Taukel war wieder aufgetaucht und unterstützte sie lautstark in ihrer unnachgiebigen Haltung, wohl wissend, daß ihre Stunde schlagen und Josnett alle Vorwürfe ihr gegenüber zurücknehmen mußte, sobald auch Ranky von Bord war und nur wieder sie, Taukel, die Winde zu lenken vermochte.
    Denn auch Ranky und ihre Inselweiber hatten sich Mythor, Kalisse und Gerrek angeschlossen, als diese Josnett mit der Drohung umzustimmen versuchten, mit Scida auf die Insel zu gehen. Diese Waffe jedoch hatte sich nun gegen sie selbst gewendet. Sie mußten zu ihrer Ankündigung stehen, wollten sie nicht ihr Gesicht verlieren.
    In Mythor arbeitete es. Er wurde bedrängt von Gudun, Gorma und Tertish, die außer sich waren und ihn beschworen, doch noch auf Scida einzuwirken.
    Er hörte ihre Worte kaum, dachte an Fronja, an die Gefahr, in der sie schwebte, welcherart diese auch immer war. Er mußte zu ihr, bevor sie der Zaem in die Hände fiel - und war doch durch sein Wort gebunden.
    Doch Scida war ebensowenig umzustimmen wie Josnett. So kam es, daß die Gefährten, die Inselweiber und die drei Amazonen der Burra, die sich ihnen notgedrungen anschließen mußten, in Booten zur Insel gebracht wurden und von dort aus zusehen mußten, wie die Südwind wieder in See stach, zur Flotte aufschloß und in deren Lichtermeer allmählich am südlichen Horizont verschwand.
    »Ich hatte bis zum Ende nicht daran glauben können, daß sie es tatsächlich wahrmacht«, knurrte Tertish. »Daß Josnett uns allein zurückläßt!«
    »Ihr hättet an Bord bleiben können«, sagte Mythor geistesabwesend.
    »Du weißt sehr gut, daß wir das nicht konnten!« fuhr Gorma ihn an. »Burra hat unser Wort, daß wir dich nach Anakrom bringen!«
    Wie? fragte sich Mythor.
    Ein einziges Schiff war zurückgeblieben - die Seejungfrau mit Lacthy an Bord. Scida stand hochaufgerichtet mit den Beinen in den heranrollenden Wellen und starrte mit flammenden Augen zu ihr hinüber.
    »Komm endlich!« schrie sie in die Nacht. »Komm und stell dich zum Kampf!«
    Doch wie zum Hohn nahm die Seejungfrau Fahrt auf und
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