Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
lastete über ihr wie über der Sturmbrecher. Und sollte es ihr von einem unbekannten Schicksal bestimmt sein, den Splitter in sich zu tragen - wozu?
    Vielleicht, dachte Exell schaudernd, wäre es wahrhaftig besser gewesen, ich hätte dort unten den Tod gefunden…

9.
    »Er hätte ihm also das Schwert in den Nacken stoßen müssen«, sagte Ranky. »Dort, wo der Kopf aus dem Rumpf wächst, und bis zum Heft. Das ist die einzige Stelle, an der Dhogur verwundbar ist.«
    »Hör auf!« schrie Kalisse sie an. »Hör endlich auf mit deinem Gewäsch! Er ist tot, verstehst du? Und noch ein Wort von dir, und…«
    »Und was?«
    Das Inselweib fuhr herum. Breitbeinig stand sie vor Kalisse, deren Eisenfaust drohend erhoben war. Sie lachte schallend.
    »Wenn du Streit suchst, dann komm nur her. Aber damit machst du ihn auch nicht wieder lebendig. Donner und Hagelschlag! Einen solchen Mann findet ihr in ganz Vanga so schnell nicht wieder! Und er hieß Mythor? Ein seltsamer Name, fürwahr.«
    Josnett kam herbei und drängte die beiden kampfeslüsternen Frauen auseinander. Ihre Miene wirkte versteinert.
    »Meine Geduld ist zu Ende«, knurrte die Schiffsfrau. »Mythor taucht nicht mehr auf. Die Nacht bricht herein, und wir werden es schwer genug haben, wieder Anschluß an die Flotte zu finden. Ranky, du hast gezeigt, daß du die Winde und die Strömungen zu lenken verstehst. Ich möchte nicht gerne auf Taukel zurückgreifen.«
    »Sie hat gewußt, daß die Horsik-Amazonen eine Falle für uns vorbereiteten«, zischte Kalisse. »Entweder wußte sie das schon, bevor sie die Südwind in diese Gewässer führte, und dann versteht sie mehr von der Magie, als sie zugeben will - oder die Horsik folgten uns und kürzten den Weg zu den Inseln ab, als sie sahen, wohin es uns treiben würde.«
    »Ja«, preßte Scida zwischen den Zähnen hervor, ohne dabei jemanden anzusehen. »Und Lacthy gab ihnen den Befehl dazu. Sie wollte den Untergang der Südwind, um meine Klingen nicht fürchten zu müssen. Sie und Taukel steckten von Anfang an unter einer Decke, wie wir es prophezeiten. Aber du wolltest ja nicht hören, Josnett. Nun lege das Schicksal des Schiffes nur ruhig wieder in ihre Hände!«
    Josnett überhörte den beißenden Spott.
    »Also? Ranky, ich gebe einen Befehl nicht zweimal!«
    »Und ich bin es nicht gewohnt, von anderen Befehle anzunehmen!« gab das Inselweib heftig zurück. Als Josnett auffahren wollte, legte sie ihr einfach die Hand auf den Mund. »Und höre! Ich warnte dich vor dem Hinterhalt. Zugegeben, ich brachte euch daraufhin ungewollt in Gefahr. Ihr alle habt es nur diesem Mann Mythor zu verdanken, wenn ihr nicht darin umgekommen seid, denn auch Dhogur ist nicht wieder aufgetaucht. Zwei Gegner, die einander würdig waren, mögen nun auf dem Grund des Meeres liegen. Ihrer hier zu gedenken, ist das mindeste, was wir für sie tun können. Und jetzt hole ich die Winde herbei, doch mäßige deinen Ton mir und meinen Weibern gegenüber, hörst du? Barbarinnen, Kannibalinnen! Glaubst du, ich wüßte nicht, was du über uns gesagt hast? Fast möchte ich mir wünschen, dein Schiff wäre vor einer der anderen Inseln vor Anker gegangen!«
    Die beiden ungleichen Frauen blickten einander an, als wollten sie sich allein mit ihren Blicken töten. Kalisse und Burras Amazonen mochten erwarten, daß sie jeden Augenblick ihre Schwerter ziehen und die Klingen kreuzen würden. Selbst Scida starrte sie erwartungsvoll an. Und so kam es, daß niemand auf Gerrek achtete, der als einziger noch auf das dunkle Meer hinausblickte.
    Der Mandaler, eben noch ein Bild des Jammers, richtete sich plötzlich auf und begann, heftig mit beiden Armen zu gestikulieren. Die Glubschaugen traten weit hervor. Selbst der Rattenschwanz zuckte in Erregung.
    »He!« rief Gerrek. »Was streitet ihr da überhaupt? Da ist…!« Grelle Flammen fuhren aus seinem Drachenmaul, was ihn selbst so überraschte, daß er heftig zusammenzuckte und sich unwillkürlich mit einem Sprung vor dem eigenen Feuer in Sicherheit zu bringen suchte. »Da… ist…!«
    »Was? Wenn du’s selber nicht weißt, dann sei still!« fuhr Kalisse ihn an. »Bei allen Wettern, begreift ihr denn nicht! Mythor ist tot! Und wir streiten uns um…«
    »Nichts!« kreischte Gerrek zurück. »Und ich habe auch gar nichts gesehen, ha? Aber während ihr um Mythor trauert, hole ich mir ein Seil und fische das Nichts aus dem Meer!«
    Scida war mit einem Satz bei ihm, legte eine Hand auf seinen Arm und flüsterte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher