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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern
Autoren: Horst Hoffmann
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Segel ein, bevor diese zerfetzt werden konnten. Alle schrien wild durcheinander. Doch wo war Taukel?
    Magie schien auf Magie zu prallen, und das Ergebnis war Chaos. Zwischen den Schiffen wetterleuchtete es. Windlichter waren zu sehen. Die See schien sich aufzutun, um die Südwind im nächsten Moment auf haushohen Wellen dahinreiten zu lassen. Irgendwo brach ein Mast entzwei. Dem peitschenden Regen und den Hagelkörnern, die heranschlugen wie Geschosse, schutzlos ausgesetzt, klammerte sich Mythor an die Ruderstange, nur um einen Halt zu haben. Er wußte nicht mehr, wo oben und unten war, wo vorne und hinten, links und rechts. Gerrek schrie und jammerte. Niemand hörte ihn. Alle Naturgewalten schienen sich gegen die Flotte zusammengetan zu haben, um sie an ihrem weiteren Vordringen zu hindern. Rabenschwarz war nun die Nacht. Die Südwind ächzte und stöhnte in allen Fugen.
    Bei Quyl! durchfuhr es Mythor. Sie bricht auseinander!
*
    Hasbol und ihre Amazonen in der Silberspeer waren von dem Unwetter ebenso überrascht worden wie die Seeschiffe tief unter ihnen, wenngleich die Stürme nicht nach den Luftschiffen griffen.
    »Bei Fronja und all ihren Träumen!« stöhnte Draja. »Was ist das?«
    »Nichts«, flüsterte Thassa, eine derer von Nirrir, »von natürlichem Ursprung. Aber das heißt, daß…«
    »Daß die Flotte angegriffen wird«, vollendete Hasbol für sie. »Daß die Gegnerinnen von nun an mit allen Mitteln versuchen werden, uns aufzuhalten.«
    »Aber warum sind wir nicht betroffen?« Draja deutete aus einem der Fenster der Kanzel hinaus auf die neben und vor der Silberspeer schwebenden Luftschiffe. Die Silberspeer flog weiterhin ein Stück hinter deren Front, einerseits, weil Hasbol so den besten Überblick über die See- und Luftflotte behielt, zum anderen, weil es nach wie vor galt, Nachzügler von den kleineren Inseln einzuweisen. Das hatte es mit sich gebracht, daß das mächtige Luftschiff außerhalb der Glocke aus rotem, magischem Licht geblieben war. So wie sie seit Anbruch der Dunkelheit an ihrem Ballon gebrannt hatten, flammten jetzt überall neben und vor der Silberspeer die Windlichter auf.
    Unheimlich anzusehen war das Wetterleuchten zwischen den Hunderten von Seeschiffen, auf denen nun ebenfalls Lichter brannten und schwach durch den plötzlich aufgetauchten Nebel schimmerten. So weit das Auge reichte, bot sich dieses Bild am südlichen Horizont. Einige Schiffe kamen vom Kurs ab und verloren den Anschluß an die Flotte. Andere blieben mit gebrochenen Masten zurück. Jeder Blitz offenbarte neue Schreckensbilder.
    »Ich kann deine Frage nicht beantworten, Draja«, gab Hasbol zu. »Doch diese Magie wird uns nicht aufhalten können. Gebt Leuchtzeichen an die anderen Luftschiffe. Jene, die den Unwetterzonen am nächsten sind, sollen die vom Kurs abgekommenen Schiffe wieder auf den richtigen Weg führen.«
    Draja bestätigte und gab sich daran, den Befehl weiterzuleiten. Über einen langen, biegsamen Schlauch aus Echsenhäuten sprach sie zu den Kriegerinnen auf den Brüstungen des Ballons, die sogleich damit begannen, Windlichter zu schwenken oder so mit schweren Tüchern abzudecken, daß blitzartige Lichterfolgen den Besatzungen der anderen Luftschiffe Hasbols Willen verkündeten, jedesmal wenn die Tücher in kurzen oder langen Abständen zurückgezogen wurden.
    »Willst du sie nicht herunter in die Kanzel kommen lassen?« fragte Thassa.
    Hasbol winkte ab.
    »Du siehst, daß für uns keine Gefahr besteht. Es gilt nur den Seeschiffen - und nicht einmal ihnen allen.«
    Wahrhaftig tobten die Unwetter nur an einigen Stellen der Meeresoberfläche, während es an. anderen ruhig war. Die Sturmzonen wanderten oder lösten sich ganz auf.
    »Es wird bald vorüber sein«, prophezeite Hasbol. »Der Zweck des Angriffes ist offenkundig. Die Gegnerinnen wollen uns verwirren und auseinandertreiben. Daß sie uns dabei aussparen, offenbart ihre Dummheit.«
    Aber auch ihre starken magischen Kräfte, fügte sie in Gedanken hinzu. Keine Wolken waren zu sehen, und doch regnete und hagelte es wie aus dem Nichts heraus auf die Seeflotte herab. Wie das Wetterleuchten, entstanden die Stürme tief unter den Ballons, von denen die ersten bereits schneller wurden und, ebenfalls durch Leuchtzeichen, kundtaten, daß Hasbols Befehl verstanden worden war.
    »Ich kann nicht begreifen, daß du so ruhig bleibst«, sagte Thassa. »Sieh dich um! Sieh dir unsere Kriegerinnen an!«
    Hasbol tat es nicht zum erstenmal. Die Amazonen in der
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