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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern
Autoren: Horst Hoffmann
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für alles bezahlt!«
    Taukel ballte die Fäuste.
    »Vorher bezahlt ihr, das schwöre ich. Die Zaem mag wissen, was ihr auf einem Schiff ihrer Flotte zu suchen habt. Aber es kann nicht ihr Wille sein, die Planken der Südwind durch eure Füße beschmutzen zu lassen. Aber gut. Noch sind wir nicht am Hexenstern, und bis wir ihn erreicht haben, kann vieles geschehen.«
    »Ist das eine Drohung?« fragte Mythor.
    »Nimm es als eine Prophezeiung!«
    Damit wandte die Hexe sich um und stieg die Treppe hinauf. Knarrend schloß sich die Klappe zum Oberdeck hinter ihr.
    »Kalisse hatte recht«, sagte Mythor. »Lacthy hat sie uns geschickt, um uns für sie aus dem Weg zu räumen. Es ist besser, wenn wir auch weiterhin zusammenbleiben, so daß jeder den anderen im Auge hat.«
    Kalisse nickte.
    »Sie kann uns drohen, soviel sie will. Allein unsere… unsere Beschützerinnen werden dafür sorgen, daß sie nicht offen gegen uns vorgehen kann.«
    Kalissos ganzer Unwille darüber, daß sie im Grunde nach wie vor Gefangene von Burras Amazonen waren, lag in diesen Worten. Gudrun, Gorma und Tertish hatten immer noch den Auftrag, Mythor zur Amazonenschule von Anakrom zu bringen, wo er die Ausbildung erhalten sollte, die ihn später in die Lage versetzte, Burra in ihren Kampfspielen als ebenbürtiger Gegner gegenüberzustehen. Zaems Aufruf, den Hexenstern zu stürmen, hatte sie gezwungen, dieses Vorhaben vorerst zurückzustellen.
    »Gehen wir an Deck«, sagte Mythor grimmig, »bevor die drei beginnen, sich Sorgen um uns zu machen.«
    »Du gefällst mir gar nicht, Mythor, weißt du das?« sagte Gerrek. »Du redest zuviel und tust zu wenig. Wenn es nach mir ginge…«
    »Geht’s aber nicht!« rief Kalisse. »Wenn hier einer zuviel redet, bist du das. Na, komm. Schieb deinen wohlgeformten Körper schon nach oben!«
    »Weibervolk!« knurrte der Mandaler.
    Mythor kletterte an Deck. Scida folgte als letzte, schweigend und mit zusammengebissenen Zähnen.
*
    Josnett stand mit Gudun und Tertish im Bugkastell der Südwind. Ihre Unterhaltung brach ab, als sie Mythor, Gerrek, Kalisse und Scida an Deck kommen sahen.
    Gudun winkte die vier heran. Sie mußten sich den Weg durch die Amazonen bahnen, die, sonst auf den Ruderbänken, nun zur Untätigkeit verurteilt waren, solange die Winde die Segel blähten.
    Die sechs Fuß und eine Handbreit große, etwa fünfzigjährige Schiffsführerin legte die Stirn in Falten, als Mythor neben sie hintrat. Wind und Wetter hatten ihre Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen, und ihr Körper schien nur aus Sehnen und Muskeln zu bestehen. Diese Frau, das wurde auf den ersten Blick klar, hatte den größten Teil ihres Lebens auf dem Meer verbracht. Kämpfe und die Launen der Elemente hatten sie zäh gemacht, hart gegen sich selbst und andere, von denen sie den gleichen Einsatz verlangte, den auch sie an den Tag legte.
    »Taukel war bei euch«, sagte sie. »So wie sie aussah, als sie zurückkam, hat sie wohl wenig erreicht. Das ist gut so. Haltet euch auch weiterhin zurück. Ich will keinen Streit auf meinem Schiff.«
    »Es liegt nicht an uns«, gab Mythor zurück. Er nickte Burras Amazonen lächelnd zu und trat an ihnen vorbei.
    »Welche Flotte!« seufzte Gerrek.
    Mythor gab keine Antwort. Fast schwindelte ihn bei dem Anblick der Schiffe, die er erst gar nicht zu zählen versuchte. Er sah die Zeichen der Zaem, der Zoud, der Zanni, der Ziole und der Zytha auf den mächtigen Hauptsegeln prangen.
    Er sah die Amazonen, die sich an Bord dieser Schiffe im Kampf übten oder untätig an den Rudern saßen. Er blickte auf und sah hoch über sich am Himmel die mittelgroßen Kundschafterballons, die eigentliche Vorhut. Das Gros der Luftflotte hielt sich noch weit hinter den Seeschiffen. Schwach waren die Ballons dort zu sehen, im Norden, woher die magischen Winde bliesen. Wie die Steine eines Mosaiks schienen sie am Horizont aufgehängt.
    Es war Nacht, doch nicht wirklich dunkel. Das rötliche Licht über der Flotte glich dem der Abenddämmerung, schwach, aber doch ausreichend, um auch auf entfernteren Schiffen noch Einzelheiten erkennen lassen zu können.
    Auch hier war Magie am Werk. Zaems und der anderen Zaubermütter beste Seehexen lenkten die Winde und beeinflußten die Strömungen. Und sie schufen dieses Licht, wie um ganz Vanga zu verkünden: Schaut alle her! Schaut und erzählt euren Nachfahren von der mächtigsten Flotte seit Bestehen der Welt, die Vanga vor dem drohenden Untergang retten wird!
    Unwillkürlich mußte der Sohn
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