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Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Titel: Längst vergangen: Thriller (German Edition)
Autoren: John Rector
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– 1 –
    Ich wehre mich heftig.
    Aber als sie mich erst mal mit dem Gesicht nach unten auf den Boden drücken, der Schrank meine Arme festhält und mir sein Gewicht in den Rücken stemmt, kann ich nicht mehr viel machen. Ich lasse die wüstesten Beschimpfungen los, die mir einfallen, aber sie sagen kein Wort. Ich biete ihnen meine Brieftasche, meinen Wagen, alles, was sie wollen, an, wenn sie nur – verdammt noch mal! – von mir ablassen.
    Immer noch nichts.
    Ich versuche, mich auf die Seite zu wälzen, aber der Schrank bohrt mir sein Knie ins Rückgrat und reißt meine Arme hoch. Meine Schulter droht, sich auszukugeln, und ich schreie auf, eher frustriert als vor Schmerzen.
    In der Bar trinken immer noch alle. Doug erzählt Geschichten aus den Sechzigerjahren und vom Kiffen in Hippiekreisen, während der Rest der Fakultät scheinbar gebannt lauscht und lacht. Das weiß ich, weil ich bis vor fünf Minuten dazugehörte.
    Jetzt bin ich mit diesen beiden Typen hier draußen, und ich habe keinen Schimmer, wer sie sind.
    Ich hatte sie schon vorher gesehen, als sie am Ende der Theke saßen und zu unserem Tisch rüberglotzten, doch zu dem Zeitpunkt dachte ich mir nichts dabei. Es war still im Raum, und Doug war laut. Alles glotzte. Dass ich sie überhaupt bemerkte, lag an der zackigen Narbe am Hals des Kleinen. Sie zog sich von einem Ohr zum anderen wie ein dicker, fetter, rosa Wurm, ein echter Hingucker.
    Nach ein paar Drinks erzählte ich allen, ich müsste nach Hause zu meiner Frau. Es fielen ein paar gutmütig-dumme Sprüche über Frischvermählte, die ich mit einer Handbewegung fortwischte, bevor ich aufstand und ging. Irgendwer, augenscheinlich betrunken, meinte, wir sollten unsere Fachbereichssitzungen immer in einer Bar abhalten.
    Alles lachte.
    Beim Hinausgehen sah ich die beiden Kerle nicht an der Theke, und ich bemerkte niemanden hinter mir. Draußen war alles still und dunkel. Eine sanfte Brise durchwehte die Bäume, die den Parkplatz säumten, und ich spürte die kühle Spätsommerluft auf meiner Haut.
    Ich zog die Schlüssel aus der Tasche und ging los. Ich war fast bei meinem Wagen, als ich Schritte hörte, die sich schnell näherten.
    Ich drehte mich um, doch zu spät!
    Einer von ihnen schlug mir hart ins Gesicht, und einen Augenblick lang verschwamm alles. Dann traf mich der Schmerz mit voller Wucht, und ich fing an zu taumeln. Zwei gegen einen, aber ich schaffte es immerhin, ein paar Treffer zu landen, bevor sie mich überwältigten.
    Hier bin ich nun.
    Es ist nicht das erste Mal, dass ich überfallen werde, und da ich keine Waffe sehe, denke ich mir, dass alles gut ausgehen wird. Ein paar Prellungen, Brieftasche weg, nichts, was ich nicht verschmerzen kann.
    Dann sehe ich den Bolzenschneider.
    »Was zum T...«
    Wieder versuche ich, mich loszureißen, und wieder drückt sich der Schrank von einem Mann auf meinen Rücken, fester dieses Mal, und die ganze Luft entweicht aus meiner Lunge. Ich kann nicht atmen, und winzige schwarze Blümchen zerplatzen hinter meinen Augen. Ich schmecke die geölte Oberfläche des Asphalts auf meinen Lippen und versuche, den Kopf zu heben, um zu sehen, was kommt.
    Hinter mir sagt der Schrank etwas in einer Sprache, die ich nicht erkenne, dann tritt der Mann mit der Narbe und dem Bolzenschneider näher.
    Ich will etwas sagen, irgendwas, aber es fehlt mir an Luft und Stimme. Dunkle Schatten kriechen von den Rändern meines Gesichtsfelds, und ich weiß, dass ich einer Ohnmacht nahe bin.
    Meine Lunge brennt.
    Ich merke kaum, wie mir der Schrank die Hand gewaltsam öffnet.
    Ich beiße mir so fest in die Innenseiten meiner Wangen, dass ich Blut schmecke. Das bringt mich wieder zu mir, nur ein bisschen, aber das ist genug.
    Ich werde nicht schlappmachen.
    Ich spüre, wie die kalten Metallbacken um meinen Finger gleiten, und schließe fest die Augen.
    Ich werde nicht in Ohnmacht fallen.
    Eine Sekunde später beugt sich der Mann mit dem Bolzenschneider vor. Er macht eine schnelle, heftige Bewegung, und ich höre ein lautes, nasses Knacken.
    Der Schmerz ist überwältigend.
    Brüllend schießt er meinen Arm hinauf und in mein Hirn, und dann ist er überall, und ich vergesse vollkommen meine Lunge. Wieder sausen die dunklen Schatten von den Rändern herein wie Flügelschläge. Sie blenden mich, und mir wird schwarz vor Augen.
    Dieses Mal lasse ich sie kommen.
    – – –
    Als ich die Augen aufschlage, steht der Schrank über mir und wischt sich die Hände an einem kleinen weißen
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